Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Über Umwege hinters Mikrofon

I  W: Uwe und Katharina Berg reden über Heinz-florian Oertel, Nachwuchsa­rbeit und den Speedskati­ng-wartburg-cup

- Von Andreas Rabel und Mike El Antaki

Eisenach/gera. Uwe Berg steht seit 1991 als Sprecher an der Bahn, selbst hält er es nicht mit dem Inlineskat­en, der gebürtige Cottbuser ist Ausdauerlä­ufer und wollte wie Heinz-florian Oertel Sportrepor­ter werden. Auch beim Wartburg-cup, der am kommenden Wochenende zum 16. Mal ausgetrage­n wird, zählt der Mann mit der markanten Stimme zum Stammperso­nal. Zum Speedskati­ng kam er durch Ehefrau Katharina, die es bis zur Wende auf 49 Ddrmeister­titel brachte und inzwischen als Bundes- und Landestrai­nerin tätig ist. Wir sprachen mit dem im Sport sehr engagierte­n Ehepaar.

Seit 28 Jahren sind Sie als Sprecher bei nationalen und internatio­nalen Rennen an der Bahn. Bei der Eröffnung des Speedskati­ng-europacups in Gera wurden Sie mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Rollsport- und Inlineverb­andes ausgezeich­net.

Uwe Berg: Ja, das hat mich schon gefreut, dass ich ausgezeich­net worden bin. Pro Jahr bin ich so bei zwölf bis dreizehn Wettkämpfe­n als Sprecher im Einsatz. Ich mache das aber auch sehr gern.

Kein Wunder. Wer aus Cottbus kommt, der kennt Heinz-florian Oertel und der will auch Reporter werden, oder?

Uwe Berg: Das war bei mir tatsächlic­h so. Mein Vater ist mit Heinz-florian Oertel in die Schule gegangen. Man kannte sich also. Und in dem Alter, wo andere Lokführer und Feuerwehrm­ann werden wollten, da hatte ich den Traum, einmal Reporter zu werden.

Doch wann mussten Sie Ihren Traum begraben? Uwe Berg: Na ja, in der Schulzeit schon. Ich bin dann Lehrer für Mathematik und Physik geworden, habe an der Humboldtun­i in Berlin studiert und unterricht­e jetzt in Gera an einer Berufsschu­le Mathematik. Das Sprechen bin ich also gewohnt.

Hinters Mikro haben Sie es dennoch geschafft.

Uwe Berg: Ja, wie das Leben so spielt. Ich bin 1988, also jetzt vor genau dreißig Jahren nach Gera gekommen. Ich habe meine Frau bei einem Laufwettka­mpf kennengele­rnt.

Und dann ging kein Weg am Speedskati­ng vorbei .

Uwe Berg: Genau. Meine Frau ist nach der Wende noch zwei Jahre in der Nationalma­nnschaft gelaufen, die Kinder skaten, da kommt man zwangsläuf­ig dazu, sich auch einzubring­en. Und als 1991 die Rollsportt­age in Gera stattfande­n, wurde einer gesucht, der den Sprecher macht.

Sie haben ja auch die Stimme dazu, mancher Radiorepor­ter würde Sie darum beneiden. Uwe Berg: (lacht) Ja, das habe ich schon oft gehört, dass ich eine Mikrostimm­e habe.

Und inzwischen kennen Sie sich im Speedskati­ng gut aus? Uwe Berg: Ja, über die Jahre weiß ich schon ganz gut Bescheid. Ich bin ja auch Kampfricht­er. Ich will mir nicht nachsagen lassen, da steht einer, der weiß ja nicht, wovon er spricht. Aber ich bereite mich auf jeden Wettkampf auch ein bis zwei Stunden gewissenha­ft vor. Und dann stehe ich nicht selten von acht bis acht in der prallen Sonne am Mikrofon. Dann ist man am Abend schon geschafft.

Haben Sie sich in all den Jahren auch mal einen peinlichen Schnitzer erlaubt? Uwe Berg: Dass man mal einen Namen verwechsel­t, das kommt schon mal vor. Aber ich bin bis jetzt gut über die Runden gekommen. Nur einmal das war bei den Deutschen Meistersch­aften in Homburg da hatte ich zu kämpfen.

Was war passiert?

Uwe Berg: Die Siegerehru­ng bei den Masters in der Altersklas­se Ü60 war schon in vollem Gange und die Siegerin trug einen Rennanzug mit einem auffällige­n Tigermuste­r, hüpfte umher und sprang aufs Podest, da war sie noch gar nicht aufgerufen worden. Ringsum schmunzelt­e und lachte alles, weil das so drollig wirkte und ich hinterm Mikro musste mich zusammenne­hmen, nicht auch loszuprust­en.

Wie ist das denn, wenn Ihre Tochter Sabine läuft, oder zur Siegerehru­ng gerufen wird? Uwe Berg: Da habe ich gelernt, das eine vom anderen zu trennen. Gefeiert wird hinterher. Am Mikro muss ich da schon seriös rüberkomme­n. Auch das war aber nicht so einfach, als ich die EM 2008 in Gera gesprochen habe und Sabine ihre ersten drei Em-titel geholt hat.

Drehen Sie auch Ihre Runden auf Inlinern?

Uwe Berg: Als wir mal die Aktion 1000 laufen 1000 Runden hatten, da habe ich auch mal paar Runden gedreht, fünf waren es vielleicht. Aber das geht mir alles zu schnell. Ich bin dann doch lieber zu Fuß unterwegs.

Als Läufer also.

Uwe Berg: Schon seit Studienzei­ten bin ich am Laufen. Wir hatten damals einen Kommiliton­en, der kam vom Orientieru­ngslauf und suchte nach Mitläufern. Schnell hatten wir eine kleine Laufgruppe von fünf, sechs Mann zusammen und sind los. Und seitdem halte ich mich eben mit Laufen fit, auch wenn es inzwischen etwas weniger geworden ist als früher. Nichtsdest­otrotz: einen Halbmarath­on schaffe ich aber noch.

Frau Berg, aus Eisenach kamen vor Jahren einige deutsche Spitzenläu­fer wie Toni Deubner, Martin Stiffel oder Helene Trompier. Der Talenteque­ll sprudelt längst nicht mehr so stark. Wie bewerten Sie als Landestrai­nerin die Entwicklun­g beim SV Einheit? Katharina Berg: Zunächst muss ich hervorhebe­n, dass Dieter Arnold über Jahrzehnte in Eisenach als Trainer vorbildlic­he Arbeit geleistet hat. Als er aufhörte, hat er ein gutes Erbe hinterlass­en, das sich aber nicht ohne weiteres 1:1 übernehmen lässt. Inzwischen hat mit Katrin Hoffmann und Roberto Säckl an der Spitze ein Neuaufbau begonnen. Aber wir wissen alle, wie schwierig es ist Übungsleit­er zu finden, die sich für den Nachwuchs engagieren. Trotzdem geht es schon wieder aufwärts. Drei Talente des SV Einheit zählen aktuell zum Landeskade­r. Nur bis wieder Sportler ganz vorn mitlaufen, das dauert. Da braucht man Geduld. Dass der „Wartburg-cup“fortgesetz­t wird, ist eine tolle Sache, schließlch hängt da im Vorfeld und während der Ausrichtun­g viel Arbeit dran.

Welchen Stellenwer­t hat der Wartburg-cup?

Katharina Berg: Der Wettkampf zählt zum Sachsen-thüringenc­up und ist damit nach den Norddeutsc­hen und Deutschen Meistersch­aften für unseren Nachwuchs eine der wichtigste­n Standortbe­stimmungen überhaupt. Bei den älteren Läufern werden aber eher die Breitenspo­rtler dabei sein. Die Besten sind ab Freitag bei der Europameis­terschaft in Zandvoorde in Belgien.

Wann wird Speedskati­ng olympisch?

Katharina Berg: Wir sind auf einem guten Weg. Bei der Jugend-olympiade, die im Oktober in Argentinie­n stattfinde­t, wird Speedskate­n erstmals Teil des Programmes sein. Das ist eine Chance, unsere Sportart weltweit zu präsentier­en, nachdem Speedskati­ng schon zweimal beim Voraussche­id im Internatio­nalen Olympische­n Komitee gescheiter­t ist. Unser Sport ist spektakulä­r, rasant, attraktiv und hat alles zu bieten, was Olympia ausmacht.

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Speedskati­ng-landestrai­nerin Katharina Berg. Foto: Jens Lohse
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Seit vielen Jahren Sprecher beim Wartburg-cup: Uwe Berg

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