Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Über Umwege hinters Mikrofon
I W: Uwe und Katharina Berg reden über Heinz-florian Oertel, Nachwuchsarbeit und den Speedskating-wartburg-cup
Eisenach/gera. Uwe Berg steht seit 1991 als Sprecher an der Bahn, selbst hält er es nicht mit dem Inlineskaten, der gebürtige Cottbuser ist Ausdauerläufer und wollte wie Heinz-florian Oertel Sportreporter werden. Auch beim Wartburg-cup, der am kommenden Wochenende zum 16. Mal ausgetragen wird, zählt der Mann mit der markanten Stimme zum Stammpersonal. Zum Speedskating kam er durch Ehefrau Katharina, die es bis zur Wende auf 49 Ddrmeistertitel brachte und inzwischen als Bundes- und Landestrainerin tätig ist. Wir sprachen mit dem im Sport sehr engagierten Ehepaar.
Seit 28 Jahren sind Sie als Sprecher bei nationalen und internationalen Rennen an der Bahn. Bei der Eröffnung des Speedskating-europacups in Gera wurden Sie mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Rollsport- und Inlineverbandes ausgezeichnet.
Uwe Berg: Ja, das hat mich schon gefreut, dass ich ausgezeichnet worden bin. Pro Jahr bin ich so bei zwölf bis dreizehn Wettkämpfen als Sprecher im Einsatz. Ich mache das aber auch sehr gern.
Kein Wunder. Wer aus Cottbus kommt, der kennt Heinz-florian Oertel und der will auch Reporter werden, oder?
Uwe Berg: Das war bei mir tatsächlich so. Mein Vater ist mit Heinz-florian Oertel in die Schule gegangen. Man kannte sich also. Und in dem Alter, wo andere Lokführer und Feuerwehrmann werden wollten, da hatte ich den Traum, einmal Reporter zu werden.
Doch wann mussten Sie Ihren Traum begraben? Uwe Berg: Na ja, in der Schulzeit schon. Ich bin dann Lehrer für Mathematik und Physik geworden, habe an der Humboldtuni in Berlin studiert und unterrichte jetzt in Gera an einer Berufsschule Mathematik. Das Sprechen bin ich also gewohnt.
Hinters Mikro haben Sie es dennoch geschafft.
Uwe Berg: Ja, wie das Leben so spielt. Ich bin 1988, also jetzt vor genau dreißig Jahren nach Gera gekommen. Ich habe meine Frau bei einem Laufwettkampf kennengelernt.
Und dann ging kein Weg am Speedskating vorbei .
Uwe Berg: Genau. Meine Frau ist nach der Wende noch zwei Jahre in der Nationalmannschaft gelaufen, die Kinder skaten, da kommt man zwangsläufig dazu, sich auch einzubringen. Und als 1991 die Rollsporttage in Gera stattfanden, wurde einer gesucht, der den Sprecher macht.
Sie haben ja auch die Stimme dazu, mancher Radioreporter würde Sie darum beneiden. Uwe Berg: (lacht) Ja, das habe ich schon oft gehört, dass ich eine Mikrostimme habe.
Und inzwischen kennen Sie sich im Speedskating gut aus? Uwe Berg: Ja, über die Jahre weiß ich schon ganz gut Bescheid. Ich bin ja auch Kampfrichter. Ich will mir nicht nachsagen lassen, da steht einer, der weiß ja nicht, wovon er spricht. Aber ich bereite mich auf jeden Wettkampf auch ein bis zwei Stunden gewissenhaft vor. Und dann stehe ich nicht selten von acht bis acht in der prallen Sonne am Mikrofon. Dann ist man am Abend schon geschafft.
Haben Sie sich in all den Jahren auch mal einen peinlichen Schnitzer erlaubt? Uwe Berg: Dass man mal einen Namen verwechselt, das kommt schon mal vor. Aber ich bin bis jetzt gut über die Runden gekommen. Nur einmal das war bei den Deutschen Meisterschaften in Homburg da hatte ich zu kämpfen.
Was war passiert?
Uwe Berg: Die Siegerehrung bei den Masters in der Altersklasse Ü60 war schon in vollem Gange und die Siegerin trug einen Rennanzug mit einem auffälligen Tigermuster, hüpfte umher und sprang aufs Podest, da war sie noch gar nicht aufgerufen worden. Ringsum schmunzelte und lachte alles, weil das so drollig wirkte und ich hinterm Mikro musste mich zusammennehmen, nicht auch loszuprusten.
Wie ist das denn, wenn Ihre Tochter Sabine läuft, oder zur Siegerehrung gerufen wird? Uwe Berg: Da habe ich gelernt, das eine vom anderen zu trennen. Gefeiert wird hinterher. Am Mikro muss ich da schon seriös rüberkommen. Auch das war aber nicht so einfach, als ich die EM 2008 in Gera gesprochen habe und Sabine ihre ersten drei Em-titel geholt hat.
Drehen Sie auch Ihre Runden auf Inlinern?
Uwe Berg: Als wir mal die Aktion 1000 laufen 1000 Runden hatten, da habe ich auch mal paar Runden gedreht, fünf waren es vielleicht. Aber das geht mir alles zu schnell. Ich bin dann doch lieber zu Fuß unterwegs.
Als Läufer also.
Uwe Berg: Schon seit Studienzeiten bin ich am Laufen. Wir hatten damals einen Kommilitonen, der kam vom Orientierungslauf und suchte nach Mitläufern. Schnell hatten wir eine kleine Laufgruppe von fünf, sechs Mann zusammen und sind los. Und seitdem halte ich mich eben mit Laufen fit, auch wenn es inzwischen etwas weniger geworden ist als früher. Nichtsdestotrotz: einen Halbmarathon schaffe ich aber noch.
Frau Berg, aus Eisenach kamen vor Jahren einige deutsche Spitzenläufer wie Toni Deubner, Martin Stiffel oder Helene Trompier. Der Talentequell sprudelt längst nicht mehr so stark. Wie bewerten Sie als Landestrainerin die Entwicklung beim SV Einheit? Katharina Berg: Zunächst muss ich hervorheben, dass Dieter Arnold über Jahrzehnte in Eisenach als Trainer vorbildliche Arbeit geleistet hat. Als er aufhörte, hat er ein gutes Erbe hinterlassen, das sich aber nicht ohne weiteres 1:1 übernehmen lässt. Inzwischen hat mit Katrin Hoffmann und Roberto Säckl an der Spitze ein Neuaufbau begonnen. Aber wir wissen alle, wie schwierig es ist Übungsleiter zu finden, die sich für den Nachwuchs engagieren. Trotzdem geht es schon wieder aufwärts. Drei Talente des SV Einheit zählen aktuell zum Landeskader. Nur bis wieder Sportler ganz vorn mitlaufen, das dauert. Da braucht man Geduld. Dass der „Wartburg-cup“fortgesetzt wird, ist eine tolle Sache, schließlch hängt da im Vorfeld und während der Ausrichtung viel Arbeit dran.
Welchen Stellenwert hat der Wartburg-cup?
Katharina Berg: Der Wettkampf zählt zum Sachsen-thüringencup und ist damit nach den Norddeutschen und Deutschen Meisterschaften für unseren Nachwuchs eine der wichtigsten Standortbestimmungen überhaupt. Bei den älteren Läufern werden aber eher die Breitensportler dabei sein. Die Besten sind ab Freitag bei der Europameisterschaft in Zandvoorde in Belgien.
Wann wird Speedskating olympisch?
Katharina Berg: Wir sind auf einem guten Weg. Bei der Jugend-olympiade, die im Oktober in Argentinien stattfindet, wird Speedskaten erstmals Teil des Programmes sein. Das ist eine Chance, unsere Sportart weltweit zu präsentieren, nachdem Speedskating schon zweimal beim Vorausscheid im Internationalen Olympischen Komitee gescheitert ist. Unser Sport ist spektakulär, rasant, attraktiv und hat alles zu bieten, was Olympia ausmacht.