Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Ursuppe in der Waschmaschine
Elena Rauch freut sich über ein Experiment an der Uni Jena
Dass im Inneren der Waschmaschine Rätselhaftes passiert, wissen wir schon lange. Während die Wissenschaft noch immer nach einer erschöpfenden Antwort auf das Phänomen der verschwundenen Socke sucht, hat ein Kollege der Universität Jena einen völlig neuen Zugang zum Ereignisraum Waschtrommel geschaffen: Er befüllte Socken mit Legosteinen, die sich nach dem Waschprogramm zu rätselhaften Gebilden zusammengefügten. Das kühne Experiment soll bildhaft die Theorie von der Entstehung des Lebens beschreiben. Mit der Demonstration belegte der Professor einen zweiten Platz beim diesjährigen „Einstein-slam“, ein Wettbewerb um die kreativsten Zugänge zum Fach Physik. Das Rätsel des Sockenfraßes ist damit nicht gelöst, dafür könnte es in einer anderen Frage weiterbringen: Warum es trotz aller genderpolitischer Bemühung noch immer nicht gelungen ist, Hausarbeit gerecht zu verteilen. Dass ein Mann den Umgang mit einem Ding scheut, das seine Socken frisst, ist zu verstehen. Aber was ist mit all den anderen Requisiten häuslicher Ordnung? Womöglich brauchen Männer, zu Höherem berufen, einen anderen Zugang zum Fach Haushalt.
Dem Waschmaschinen-experiment könnte ein Workshop über die Verformung amorpher Kettenmoleküle von Baumwollfasern durch Hitzeeinwirkung am Beispiel des Bügelns folgen. Oder eine Diskussion über die Quantenfeldtheorie und ob ein Staubsauger auf der ISS funktioniert. Wenn das hilft, Berührungsängste abzubauen, wäre es bahnbrechend. Danke Jena!