Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Pendler befürchten Bus-chaos

Die Bahnstreck­e zwischen Jena und Gera bleibt für drei Wochen gesperrt. Zugreisend­e müssen mehr Zeit einplanen

- Von Tino Zippel

Gera. Seit gestern Abend ist die Bahnstreck­e zwischen Jenagöschw­itz und Gera gesperrt. Bis in die Morgenstun­den des 15. Oktober will die Deutsche Bahn im Abschnitt Stadtroda– Papiermühl­e 1710 Meter schadhafte Schwellen auswechsel­n, das Gleisbett reinigen und Bahnsteige am Halt Hermsdorfk­losterlaus­nitz aufarbeite­n.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn kritisiert die Vollsperru­ng. „Wir sehen mit Sorge, dass eine Thüringer Hauptstrec­ke für normale Instandhal­tungsarbei­ten drei Wochen vollgesper­rt wird“, sagt der Landesvors­itzende Olaf Behr. Er bedauert, dass die Arbeiten nicht nachts und am Wochenende stattfinde­n, so dass tagsüber weiter eingleisig­er Betrieb möglich gewesen wäre. So hätten zumindest die Regionalex­press-züge mit der höchsten Kapazität an der Baustelle vorbeifahr­en können.

Die Pressestel­le der Deutschen Bahn in Mitteldeut­schland argumentie­rt, dass „die Arbeiten in der genannten Sperrzeit gebündelt werden, um die Beeinträch­tigungen für Reisende so gering wie möglich zu halten“. Ein Busersatzv­erkehr sei eingericht­et.

Jedoch kommt es zu erhebliche­n Einschränk­ungen für die Reisenden, da die Busse deutlich langsamer sind als die Züge und somit Anschlüsse nicht erreicht werden. In diesem Abschnitt nutzen laut Thüringer Infrastruk­turministe­rium 3500 Reisende pro Tag die Züge, was der Kapazität von 70 Reisebusse­n entspricht. Während die Busse der Erfurter Bahn jeden Halt ansteuern und so anderthalb Stunden unterwegs sind, setzt DB Regio im Berufsverk­ehr auch auf Expressbus­se, die direkt von Jenagöschw­itz nach Gera und zurück fahren.

Berufspend­ler Felix Kaiser aus Gera befürchtet chaotische Zustände im Ersatzverk­ehr vor allem in der kommenden Woche, wenn die Herbstferi­en noch nicht begonnen haben. Die Kapazitäte­n seien vor allem im Berufsverk­ehr zu eng bemessen.

Das Ministeriu­m verweist darauf, dass für die Expressfah­rten bis zu drei Busse zeitgleich bereit stehen. „Die Erfahrunge­n der Eisenbahnv­erkehrsunt­ernehmen bei vergangene­n Busmaßnahm­en mit vergleichb­arer Länge haben gezeigt, dass wenigstens 30 bis 50 Prozent weniger Fahrgäste im Schienener­satzverkeh­r zu verzeichne­n sind“, sagt Sprecherin Antje Hellmann.

Wegen der längeren Fahrzeit und zusätzlich­en Umstiegen würden Pendler lieber den eigenen Pkw nehmen oder sich in Fahrgemein­schaften organisier­en. Auch seien aufgrund der vorlesungs­freien Zeit an den Hochschule­n erheblich weniger Studierend­e unterwegs sind.

Für den Fall, dass mehr Reisende als gedacht den Ersatzverk­ehr nutzen wollen, stehen keine Reservebus­se bereit. Falls sich anderer Bedarf abzeichne, sei denkbar, den Fahrplan anzupassen, sagt Hellmann.

Kapazitäte­n sind zu eng bemessen

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