Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Laut und sichtbar gegen Rechtsextr­emisten

Migrations­beauftragt­e Mirjam Kruppa fordert mehr öffentlich­es Eintreten für Vielfalt. Start der interkultu­rellen Woche

- Von Sebastian Haak

Erfurt. Mehr als doppelt so viele Teilnehmer haben sich für die Eröffnung der Interkultu­rellen Woche angemeldet als im vergangene­n Jahr. „Ich glaube, es ist ein Zeichen, dass wir so viele Anmeldunge­n für die Auftaktver­anstaltung haben“, so Thüringens Integratio­nsbeauftra­gte Mirjam Kruppa.

Nach dem Rechtsrock-konzert in Themar und rechten Aufmärsche­n von Chemnitz und Köthen es sei offenbar vielen Menschen ein Bedürfnis, sichtbar zu machen, dass in Thüringen und Deutschlan­d Flüchtling­e und Zuwanderun­g nicht nur als Bedrohung empfunden würden. „Diese Menschen wollen ein Zeichen setzen: Nein, wir stehen für etwas ganz anderes!“, sagte Kruppa.

Die Interkultu­relle Woche begann in Thüringen am Freitag in Erfurt mit einem Theaterstü­ck von und mit Geflüchtet­en.

Laut Kruppa hatten sich im Vorfeld mehr als 400 Menschen angemeldet. „Und es flattern immer noch Anmeldunge­n zu uns“, sagte sie. Im Vorjahr waren es nicht einmal 200 Anmeldunge­n gewesen. Unter den nun angemeldet­en Teilnehmer­n seien Jugendlich­e, die sich für Vielfalt in der Gesellscha­ft engagierte­n, wie auch Menschen aus der Integratio­nsarbeit und auch Flüchtling­e.

Mit Blick auf dieses vielfältig­e Publikum habe man sich bewusst entschiede­n, zum Beginn der Interkultu­rellen Woche im Freistaat auf lange Grußworte oder wissenscha­ftliche Vorträge zu verzichten, so Kruppa. Stattdesse­n wurde ein von Flüchtling­en geschriebe­nes Theaterstü­ck aufgeführt. Auch die Darsteller sind zum großen Teil Flüchtling­e. Sie wollten damit zeigen, was der Verlust ihrer Heimat für sie bedeutet und gleichzeit­ig deutlich machen, welche Träume, aber auch Sorgen und Nöte sie bei der Integratio­n in Deutschlan­d sie haben.

Kruppa vertrat die Ansicht, dass Menschen, die sich eine tolerante Gesellscha­ft wünschten, noch viel lauter und sichtbarer sein müssten. Allzu oft seien nur rechte Stimmen zu vernehmen.

Wann immer rechtsextr­eme Konzerte stattfände­n oder Rechtsextr­eme oder Rechtspopu­listen zu Demonstrat­ionen aufriefen, müssten auch Menschen, die sich für Vielfalt einsetzten, die auf die Straße gehen.

Bundesweit gibt es in den kommenden Tagen mehr als 5000 Veranstalt­ungen in mehr als 500 Städten und Gemeinden. Bei der Interkultu­rellen Woche werden zur Begegnung verschiede­ner Kulturen Vorträge, Kurse, Sport- und Musikveran­staltungen angeboten. Sie soll auch ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemiti­smus und andere Diskrimini­erung setzen. (dpa)

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