Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Laut und sichtbar gegen Rechtsextremisten
Migrationsbeauftragte Mirjam Kruppa fordert mehr öffentliches Eintreten für Vielfalt. Start der interkulturellen Woche
Erfurt. Mehr als doppelt so viele Teilnehmer haben sich für die Eröffnung der Interkulturellen Woche angemeldet als im vergangenen Jahr. „Ich glaube, es ist ein Zeichen, dass wir so viele Anmeldungen für die Auftaktveranstaltung haben“, so Thüringens Integrationsbeauftragte Mirjam Kruppa.
Nach dem Rechtsrock-konzert in Themar und rechten Aufmärschen von Chemnitz und Köthen es sei offenbar vielen Menschen ein Bedürfnis, sichtbar zu machen, dass in Thüringen und Deutschland Flüchtlinge und Zuwanderung nicht nur als Bedrohung empfunden würden. „Diese Menschen wollen ein Zeichen setzen: Nein, wir stehen für etwas ganz anderes!“, sagte Kruppa.
Die Interkulturelle Woche begann in Thüringen am Freitag in Erfurt mit einem Theaterstück von und mit Geflüchteten.
Laut Kruppa hatten sich im Vorfeld mehr als 400 Menschen angemeldet. „Und es flattern immer noch Anmeldungen zu uns“, sagte sie. Im Vorjahr waren es nicht einmal 200 Anmeldungen gewesen. Unter den nun angemeldeten Teilnehmern seien Jugendliche, die sich für Vielfalt in der Gesellschaft engagierten, wie auch Menschen aus der Integrationsarbeit und auch Flüchtlinge.
Mit Blick auf dieses vielfältige Publikum habe man sich bewusst entschieden, zum Beginn der Interkulturellen Woche im Freistaat auf lange Grußworte oder wissenschaftliche Vorträge zu verzichten, so Kruppa. Stattdessen wurde ein von Flüchtlingen geschriebenes Theaterstück aufgeführt. Auch die Darsteller sind zum großen Teil Flüchtlinge. Sie wollten damit zeigen, was der Verlust ihrer Heimat für sie bedeutet und gleichzeitig deutlich machen, welche Träume, aber auch Sorgen und Nöte sie bei der Integration in Deutschland sie haben.
Kruppa vertrat die Ansicht, dass Menschen, die sich eine tolerante Gesellschaft wünschten, noch viel lauter und sichtbarer sein müssten. Allzu oft seien nur rechte Stimmen zu vernehmen.
Wann immer rechtsextreme Konzerte stattfänden oder Rechtsextreme oder Rechtspopulisten zu Demonstrationen aufriefen, müssten auch Menschen, die sich für Vielfalt einsetzten, die auf die Straße gehen.
Bundesweit gibt es in den kommenden Tagen mehr als 5000 Veranstaltungen in mehr als 500 Städten und Gemeinden. Bei der Interkulturellen Woche werden zur Begegnung verschiedener Kulturen Vorträge, Kurse, Sport- und Musikveranstaltungen angeboten. Sie soll auch ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Diskriminierung setzen. (dpa)