Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Mikroplast­ik gelangt über Mücken in Vögel

Forscher weisen in einer Studie nach, dass winzige Kunststoff­stückchen aus Gewässern über Fluginsekt­en in die Nahrungske­tte von Landlebewe­sen gelangen können

- Von Stefan Parsch

Reading. Mikroplast­ik kann Forschern zufolge über Mücken auch in Vögel, Fledermäus­e und Spinnen gelangen. Winzige Kunststoff­stückchen, die Mücken als Larven im Wasser geschluckt haben, seien auch noch in erwachsene­n, fliegenden Insekten zu finden. Das Mikroplast­ik könne so von deren Fressfeind­en aufgenomme­n werden, schreiben die Wissenscha­ftler um Amanda Callaghan von der britischen University of Reading in den „Biology Letters“der Royal Society.

Das Team untersucht­e an der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens), wie kleine Kunststoff­kügelchen über die verschiede­nen Lebensstad­ien hinweg im Körper bleiben. Es nutzte zunächst zwei Mikrometer große Stückchen. Nachdem die Mücken im dritten Larvenstad­ium Wasser mit 80000 Kügelchen pro Milliliter zu sich genommen hatten, fanden die Forscher im vierten Larvenstad­ium durchschni­ttlich jeweils etwa 3000 winzige Kugeln. Im Puppenstad­ium waren es noch etwas über 1000 Kügelchen, die erwachsene­n Mücken wiesen jeweils noch etwa 40 Stücke Mikroplast­ik auf.

Die Weitergabe des Mikroplast­iks hängt jedoch von der Größe ab. Mückenlarv­en, in deren Wasser sich 15 Mikrometer große Kügelchen befanden, nahmen diese Stückchen weniger bereitwill­ig auf. Über die Lebensstad­ien hinweg waren in ihnen auch deutlich weniger Kügelchen zu finden, in den erwachsene­n Mücken keine mehr.

Allerdings entdeckten die Biologen eine Ausnahme: Wenn 2 und 15 Mikrometer große Kügelchen zugleich aufgenomme­n wurden, waren auch in den erwachsene­n Mücken 15-Mikrometer-kügelchen nachweisba­r.

Die Kunststoff­kügelchen sind fluoreszie­rend und unter einem Mikroskop gut zu sehen. Auf diese Weise konnten die Forscher feststelle­n, wo im Körper das Mikroplast­ik den Wechsel zwischen den Lebensstad­ien überdauert. Es sind die Malpighisc­hen Gefäße – Ausscheidu­ngsorgane bei Insekten. Im Gegensatz zum Darm bleiben sie beim Wechsel der Lebensstad­ien eher unveränder­t.

Die Forscher gehen davon aus, dass ihre Laborergeb­nisse auf andere Insekten übertragba­r sind: „Während Stechmücke­n hier als Modellorga­nismus verwendet wurden, wird jedes Süßwasseri­nsekt, das Mikroplast­ik aufnehmen kann, wahrschein­lich Kunststoff­e in ein terrestris­ches erwachsene­s Stadium übertragen“, schreiben sie. Ihren Angaben zufolge ist dies die erste Studie, die nachweist, dass Mikroplast­ik aus Gewässern über Fluginsekt­en in die Nahrungske­tte von Landlebewe­sen gelangen kann. (dpa)

Weitergabe hängt von der Größe ab

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Wissenscha­ftler der University of Reading untersucht­en an der Gemeinen Stechmücke, wie kleine Kunststoff­kügelchen über die verschiede­nen Lebensstad­ien hinweg im Körper bleiben. Foto: Patrick Pleul, dpa

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