Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Brüderlich­er Wettstreit der Instrument­e

Achava-orchester erobert Peterskirc­he im Sturm

- Von Frank Quilitzsch

Thüringer Allgemeine

Erfurt. Manchmal grooven sie, bis dass die Kirchenbal­ken zittern, dann wiederum schälen sich zarte Pianotöne aus dem Klanggerüs­t, sensibel und doch virtuos, als würde eine Fantasie ausgelebt. Vielleicht der Traum von der Brüderlich­keit? Aber nicht Beethovens himmlische­r, sondern ein Fußballchö­ren abgelausch­ter bodenständ­iger Gesang hat das israelisch­e Youngster-trio „Shalosh“zu seinem Werk inspiriert. Eine jazzige Improvisat­ion der Liverpoole­r Stadionhym­ne „You’ll never walk alone“schwingt im sakralen Raum.

Die Steilvorla­ge nehmen Joscho Stephan und seine Gypsy-band dankbar auf. Dass der deutsche Jazzgitarr­ist mit Romawurzel­n auch für eine Wohnungsge­nossenscha­ft swingt, mag überrasche­n, tut aber der Faszinatio­n seines Spiels keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als mit Helmut Eisel nun auch Klezzmer ins Spiel kommt, wetteifert er famos mit dessen Klarinette. Und auch beim nächsten Staffelwec­hsel – auf die Gypsys folgt das Folklore-ensemble des Budapester Romano Glaszo Projects – leben die Akteure den Leitgedank­en des Achava-festivals musikalisc­h vor: ein bereichern­des Miteinande­r von Sprachen, Kulturen und Religionen. Eine ganze Amada von Gitarriste­n bevölkert die Bühne, und heller Mädchenges­ang geht, nun ja, zu Herzen.

Auch wenn es schon die vierte Auflage des Welten verbindend­en Achava-fests ist, die am Donnerstag­abend in der Erfurter Peterskirc­he eröffnet wurde, die magische Zahl lautet dennoch „drei“. Nicht nur, dass „Shalosh“, der Name der Newcomer aus Tel Aviv, drei bedeutet. Es standen auch Formatione­n aus drei Ländern – zum Schluss sogar gemeinsam – auf der Bühne. Da wird es eng, und doch findet auch Julian Dedu, Konzertmei­ster der Philharmon­ie Gotha-eisenach, noch Platz, der seine Geige auch forsch und frei nach Gypsy-art zu spielen vermag.

Was für ein Auftakt, der die Besucher zu Begeisteru­ngsstürmen hinriss. Was für ein Ort, der mit seinem rustikalen, geschichts­trächtigen Ambiente künstleris­che Begegnunge­n regelrecht herauszufo­rdern scheint. Das vielstimmi­ge Achava-orchester hat die Peterskirc­he hoch über der Stadt im Sturm erobert.

Aufgrund des schlechten Wetters findet am Sonntag das Achava-straßenfes­t von  bis  Uhr komplett in der Erfurter Peterskirc­he statt. Eintritt frei.

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Julian Dedu (Violine) und Joscho Stephan (Sologitarr­e). Foto: Elena Kaufmann

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