Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Sehnsuchtsort der Wartburgstadt gänzlich fertig gestellt
Wiedereröffnung der Wandelhalle: Bauzeit von einem halben Jahr. Sanierung dauert mehr als 14 Jahre
Eisenach. „Ich bin überwältigt, dass so viele Spender Initiative ergriffen haben, damit die Wandelhalle im ursprünglichen Zustand wieder hergestellt werden konnte“, freut sich am Freitagnachmittag Peter Bock, der 2001 zu den sechs Gründungsvätern der „Stiftung Wandelhalle“gehört. Seither zapfte er als Stiftungsratsvorsitzender viele Quellen an, damit der Anstoß für die denkmalpflegerische Sanierung des 1906 an der Wartburgallee errichteten Gebäudes gelang.
Oberbürgermeisterin Katja Wolf, die von einem „Sehnsuchtsort und identitätsstiftenden Ort der Stadt spricht“, freut sich, dass die Stiftungsmitglieder und insbesondere die vielen Stifter einen langen Atem behielten, damit „wir heute diesen wunderbaren Moment erleben“. Knapp 50 Gäste interessierten sich für die Wiedereröffnung. Die gelungene Sanierung sei, so Wolf, schillerndes Symbol dafür, was erreicht werden kann, wenn man mit ehrenamtlichen Engagement wagt, etwas anzupacken. Die im November 2001 gegründete Stiftung sei eine der ersten Bürgerstiftungen in der Stadt gewesen und habe als leuchtendes Beispiel Mut für weitere Stiftungsinitiativen in Eisenach gemacht.
Die nun abgeschlossene Rekonstruktion verschlang nicht nur rund 2,5 Millionen Euro sondern auch ganze 14 Jahre. Für Restaurator Stephan Scheidemann, der am Freitag in einem Rundgang interessierten Gästen die erforderlichen Arbeiten der Fußbodensanierung verdeutlichte, ist die Zeitspanne schon stattlich, zumal Vorbereitung, Planung und Errichtung im Eilzugtempo vonstatten ging. Die Eisenach Kurbad Gmbh gründete sich 1905.
Im Dezember des Jahres fand der Architektenwettbewerb statt, im Februar 1906 kam die Genehmigung für den zwölf Kilometer langen Leitungsbau von Wilhelmglücksbrunn nach Eisenach und Anfang Juli 1906 fand bereits die Einweihung statt. 1938 wurde der Kurbetrieb wieder eingestellt.
Im ersten Bauabschnitt stand der Südflügel im Vordergrund, wobei der alte Kiosk verschwand, die Toiletten Erneuerung erfuhren, sowie Natursteinund Putzarbeiten zur Rekonstruktion der historischen Fassade stattfanden. Zuvor stabilisierten die Handwerker den Baugrund und verlegten Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser.
Der zweite Bauabschnitt startete im Frühjahr 2006 mit dem Sanieren der historischen Wandelhallen-fassade in Richtung Wartburgallee und Waisenstraße. Außerdem wurden die Bühne, der Bühnenbelag, die Säulen und das Dach der Bühne wieder hergerichtet.
Die gesamte Fassade zum Kartausgarten und der gesamte Innenbereich gehörten zum dritten Bauabschnitt der Wandelhalle. Dabei entstanden auch Abstell- und Umkleidebereiche in den Räumen entlang der Wartburgallee. Die neue Gestaltung des Freigeländes an der Wandelhalle hin zum Kartausgarten war der nächste Schritt der denkmalpflegerischen Sanierung des einstigen Trink- und Wandelhalle. Dafür waren umfangreiche Tiefbau-, Landschaftsund Gartenbauarbeiten notwendig. Es wurde ausgeschachtet, Erde abgetragen, neue Betonfundamente für die Stützmauern gegossen und die Abwasserleitungen neu verlegt. Auch am Bodenniveau vor der Wandelhalle werkelten die Bauleute, damit kein Oberflächenwasser mehr ins Gebäude dringt.
Das Projekt gelang mit Mitteln des Städtebaus, des Stadtumbaus Aufwertung“, des Freistaates, der Wartburgsparkasse, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ihrer Treuhandstiftungen und der Glücksspirale.