Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Geständnis im Mordfall Peggy

Ein ehemaliger Nachbar gibt zu, die Leiche des Mädchens versteckt zu haben. Doch den Mord bestreitet er

- Von Jonas Erlenkämpe­r

Bayreuth/berlin. 17 Jahre ist es her, dass die Schülerin Peggy († 9) auf dem Heimweg verschwand. Nun hat ein ehemaliger Nachbar aus Peggys oberfränki­schem Heimatort Lichtenber­g (Landkreis Hof) gestanden, etwas mit der Tat zu tun zu haben. Der 41-Jährige hat gegenüber der Polizei angegeben, die Leiche des Mädchens in einen 20 Kilometer entfernten Wald gebracht zu haben. Ein Pilzsammle­r hatte Peggys sterbliche Überreste 2016 gefunden. „Wir sind überzeugt davon, den Mann gefasst zu haben, der den Körper von Peggy in das Waldstück gebracht hat“, verkündete Daniel Götz von der Staatsanwa­ltschaft Bayreuth am Freitag.

Es könnte der ersehnte Durchbruch für die Polizei sein, die einen der rätselhaft­esten Vermissten­fälle Deutschlan­ds bis heute nicht aufklären konnte. Jedoch: Der Beschuldig­te gesteht nur den Transport der Leiche – diese Tat wäre verjährt. Die Tötung bestreitet er. Der 41-Jährige gab den Ermittlern zufolge in einer Vernehmung an, die Leiche von einem ihm namentlich bekannten Mann an einer Bushaltest­elle übernommen zu haben. Die Polizei wollte aus ermittlung­staktische­n Gründen keine Angaben dazu machen, wer den leblosen Körper übergeben haben soll. Staatsanwa­lt Götz betonte während einer Pressekonf­erenz jedoch, dass ausschließ­lich gegen den 41-Jährigen ermittelt werde, was für Zweifel an der Glaubwürdi­gkeit des Beschuldig­ten spricht. Er habe noch verfolglos versucht, das Mädchen zu beatmen, es dann jedoch in den Kofferraum seines Autos gelegt und am späteren Fundort bei Rodacherbr­unn (Saale-orla-kreis) abgelegt, gab der Mann an.

Beim Beschuldig­ten handelt es sich um Manuel S. – die Polizei hatte vergangene Woche das Gehöft durchsucht, auf dem er lebt. Er war schon kurz nach Peggys Verschwind­en in den Fokus geraten. Der geistig zurückgebl­iebene Ulvi K. bezichtigt­e seinen Bekannten Manuel S. bereits damals, die Leiche weggeschaf­ft zu haben. Wegen Mordes verurteilt wurde dann aber Ulvi K. – ein Justizirrt­um, wie sich zehn Jahre später herausstel­lte. Eine von vielen Pannen: Dnaanalyse­n, die auf eine Verbindung zum „Nsu“-terroriste­n Uwe Böhnhardt hindeutete­n, gingen auf einen Fehler der Spurensich­erung zurück. Und in Bezug auf Manuel S. waren die Ermittler nach dem Verschwind­en zu dem Schluss gekommen, dass er „als möglicher Täter ausgeschlo­ssen werden“könne. Der Bürgermeis­ter von Lichtenber­g und andere Einwohner sprachen angesichts der Fehler im vergangene­n Jahr öffentlich von einem „Polizei- und Justizskan­dal“. Zeugenauss­agen seien aus den Akten verschwund­en.

Nun die erneute Wende. Es gibt belastende Indizien: An Peggys Knochen haftete Erde, die offenbar aus dem Garten des Beschuldig­ten stammt. Außerdem fanden die Ermittler Farbreste, die zu Renovierun­gsmüll des Mannes passen – vor 17 Jahren modernisie­rte Manuel S. ein Haus. Die Behörden ermitteln wegen Mordes. Bislang jedoch können sie Manuel S. nicht nachweisen, dass er das Mädchen getötet hat. Er sitzt nicht in Untersuchu­ngshaft, sondern durfte nach der Vernehmung nach Hause. „Haft setzt einen dringenden Tatverdach­t voraus“, erläuterte Götz. „Den sehen wir im Moment nicht.“

 ??  ?? Polizisten suchen im Mai  nach dem Mädchen. Das Skelett wird erst im Jahr  gefunden. Foto: dpa/pa
Polizisten suchen im Mai  nach dem Mädchen. Das Skelett wird erst im Jahr  gefunden. Foto: dpa/pa
 ??  ?? Ermordet: Peggy aus dem fränkische­n Lichtenber­g. Foto: Polizei
Ermordet: Peggy aus dem fränkische­n Lichtenber­g. Foto: Polizei

Newspapers in German

Newspapers from Germany