Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Geld löst das Problem nicht
Sebastian Helbing über den Lehrermangel und die Folgen
Worüber am Ende der Herbstferien keiner streitet: Am Montag mit Unterrichtsbeginn wird die Zahl der fehlenden Lehrer in Thüringen nicht null sein.
Das haben wir aber auch nicht erwartet.
Wer geglaubt hat, dass ein Bildungsminister binnen einem halben oder Dreivierteljahr die Bildungsprobleme eines Landes lösen kann, der ist ein Träumer.
Personal muss entwickelt werden. Bei Lehrern hat das meist eine Vorlaufzeit von mindestens einer Studiumsphase. Zu hoffen, dass sich in Zeiten der Beinahe-vollbeschäftigung so viele Quereinsteiger finden, die lieber vor Schülern stehen, als ihren bisherigen Beruf auszuüben, der hat sich die Konditionen für diesen Beruf noch nicht im Detail angeschaut – und da geht es noch nicht in erster Linie um das Finanzielle.
Lehrer zu sein, setzt einiges voraus: Der Umgang mit Menschen muss stimmen, die Fähigkeit, Wissen zu vermitteln, nachweislich vorhanden sein. Wer will schon einen Lehrenden vor seinen Kindern stehen haben, über den man beim nächsten Elternabend sagt: Lieber die Stunde ausfallen lassen, als den Kindern gänzlich den Spaß an Mathematik zu nehmen.
Natürlich ist das auch weiterhin keine Alternative. Lehrer werden älter – das liegt in der Natur der Sache. In Thüringen bewegt sich der Durchschnittslehrer auf den Ruhestand zu – ob er nun Pension bezieht oder Rente. Da helfen keine Schuldzuweisungen. Da hilft nur, den Beruf attraktiver zu machen. Vielleicht würde ja schon mehr gesellschaftliche Wertschätzung helfen – immerhin formen Lehrer entscheidend die Zukunft unseres Landes.