Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Ein Hoch auf den Supersommer
Eisenacher Gastronomen sind wunschlos glücklich mit der diesjährigen Biergarten-saison
Eisenach. Der Sommer ist vorbei. Leider, sagen nicht nur die Sonnenanbeter, sondern auch die Biergarten-wirte. Traumhaftes Wetter hat den Freiluftgastronomen gute Umsätze und großen Zulauf beschert. Selbst das zeitige WM-AUS der deutschen Fußball-nationalmannschaft konnte den Gästen die Laune nicht verhageln.
Thüringen zählte 760 Sonnenstunden, der deutsche Sommer 2018 geht mit durchschnittlich 19,3 Grad Celsius als zweitheißester seit 1881 in die Geschichte ein – lediglich 2003 wurden 0,5 Grad mehr gemessen.
Der lang anhaltenden Dürre begegneten viele mit einem abendlichen Treffen im Freien, um gemeinsam den Durst zu löschen. Mittlerweile haben die Gastronomen der Wartburgstadt ihre Terrassen jedoch abgeräumt und winterfest gemacht. Die vergangene Freiluftsaison loben alle: „So einen Sommer hatten wir noch nie“, strahlt Costa Kagioulis, Inhaber des Restaurants Baron am Karlsplatz. „Dieses Jahr war das beste“, resümiert auch sein griechischer Landsmann Georgios Lois (28), Geschäftsführer der Weinbar am Theaterplatz.
„Es läuft jedes Jahr besser“, freut sich Hans-joachim Hook, Direktor vom Steigenberger Hotel Thüringer Hof. „Gefühlsmäßig war es einfach genial, denn die Leute wollten raus und blieben lange sitzen, um die abendliche Kühle zu genießen“, beobachtete Andreas Gutsell vom Augustiner Bräu.
Und Matthias Beyer Schubert vom Biergarten Phantasie bilanziert: „Das war ein sehr, sehr gutes Jahr.“Gemeinsam mit Thomas Wolf führt er den Inbegriff eines Biergartens, der vorplanmäßig bereits im April seine Pforten öffnete – des guten Wetters wegen. Das Phantasie-konzept orientiert sich am bayrischen Vorbild und ist eher Schank- als Speisewirtschaft. Mit einem bunten Programm aus Konzerten, Familiensonntagen, Veranstaltungen und immer mehr Firmenfeiern hat sich die Phantasie als Ausflugslokal in relativ kurzer Zeit etabliert, nicht nur bei Eisenachern.
Obwohl die Konkurrenz in den vergangenen Jahren gestiegen ist, klagte kein Gastronom über mangelnde Kundschaft. Die Weinbar am Theaterplatz freute sich auch im vierten Jahr über das ausgezeichnete Geschäft. Woran das liegt? „Am guten Service, unseren kulinarischen Spezialitäten und dem magischen Ort“, schmunzelt der junge Grieche Georgios Lois.
Das ehrwürdige Gebäude beschere ihm nicht nur viele Theaterbesucher, sondern umhülle den Platz „mit Zauber und Energie“. Mehr als zufrieden zeigen sich auch die Gastronomen vom Karlsplatz, welcher sich zu einer echten Ausgehmeile in Eisenach gemausert hat.
Einen Karlsplatz ohne Freisitz? Für den Hoteldirektor Hans-joachim Hook und seine griechischen und italienischen Nachbarn sei das nicht mehr vorstellbar. „Es sollten sich noch mehr Gastronomen am Karlsplatz ansiedeln“, findet der Baron-chef Costa Kagioulis und ergänzt: „Ich begrüße jede Konkurrenz, denn das bringt Leben auf den Platz und birgt sowohl für uns Gastwirte als auch für Einwohner nur Vorteile.“
Zusammen arrangierten Baron und Steigenberger zwei Veranstaltungen im Freien in diesem Jahr. Beide liefen so gut, dass sie die Kooperation im kommenden Jahr ausbauen möchten. Hoteldirektor und Restaurantinhaber reden miteinander, nicht übereinander – die Bewirtungen am Karlsplatz verwandeln die schmale Gasse im Sommer in eine Flaniermeile und steigern die Attraktivität.
Schon jetzt freut sich Hansjoachim Hook auf die kommende Saison, für die er bereits Pläne schmiedet: „Wie mit unserer Speisewirtschaft – dem Smoker – wollen wir im kommenden Jahr auch das Getränkesortiment nach draußen bringen.“
Zusammenarbeit am Karlsplatz
Weihnachtsmarkt in der Phantasie
Dafür braucht es aber eine gewisse Funktionalität, Bodenbeschaffenheit und weitere Anschlüsse für Wasser, Strom und dergleichen. Hans-joachim Hook und Costa Kagioulis versprechen sich diese Verbesserungen von der geplanten Sanierung des Karlsplatzes, bei der sie gern mitmischen würden. Angemessen wäre etwa eine Fußgängerzone vor den Lokalen.
Wer den goldenen Herbst noch im Freien genießen möchte, ist bei Andreas Gutsell richtig. Im Augustiner Bräu sind Stühle und Tische noch nicht abgeräumt. An allen vier Adventssonntagen im Dezember lädt die Terrasse der Phantasie zum Stöbern ein. Viele private Händler bieten allerlei kleine Kunstwerke und Selbstgemachtes an, dazu wird Glühwein gereicht.