Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Selbstbewusst vor Publikum
Eine Woche lang spielen Jugendliche aus Treffurt bei einem Workshop Theater. Zum Abschluss zeigen sie heute ihr Stück im Saal des Bürgerhauses
Treffurt. „Am schwersten ist es, nicht zu lachen“, sagt Lucy und lacht. Zusammen mit fünf anderen Jugendlichen hat die 12-Jährige eine Woche lang Theater gemacht – nicht zu Hause, sondern unter Anleitung des Leipziger Theaterpädagogen Matthias Seidel. Zum Abschluss des Workshops im Saal des Treffurter Bürgerhauses stehen die vier Mädchen und zwei Jungen heute Abend, 18 Uhr, auf der Bühne.
„Immer laut und deutlich zu reden, war gar nicht so einfach“, sagt Florian. Der 12-Jährige ist wie alle anderen hier, weil er mal etwas Neues ausprobieren wollte. Der Theaterworkshop, den Jens Hartmann, Jugendkoordinator der Johanniter, in den Herbstferien organisiert hat, war für ihn genau das Richtige.
Nicht nur dass Lucy, Florian und die anderen viel Spaß am Theaterspielen hatten, sie haben durch die Übungen von Matthias Seidel auch einiges gelernt. „Es war am Anfang ungewohnt, mal richtig aus sich raus zu gehen und zum Beispiel Grimassen zu schneiden, ohne dass es einem selbst peinlich ist“, sagt die 14-jährige Stella.
Den Theaterpädagogen überraschen Eindrücke wie diese nicht. „Es dauert immer eine Weile bis die Jugendlichen ihre Hemmungen abbauen. Eine kleinere Gruppe ist da sehr gut geeignet, weil hier schneller Vertrauen zueinander aufgebaut wird“, sagt Seidel, der mit den Schülern täglich knapp sechs Stunden an der Aufführungen arbeitete. Bei den Vorbereitungen schnitten die Jugendlichen Grimassen, kneteten sich das Gesicht durch oder machten „wilde Faxen“, wie es Seidel formuliert. Auch Stimmübungen und das Vergrößern von Gesten standen auf dem Programm des Workshops.
„Die Jugendlichen müssen lernen, auf der Bühne richtig aus sich herauszukommen“, sagt er. Das sei in dieser Gruppe recht fix gegangen. Bereits am Dienstag begannen die Teilnehmer damit, sich Figuren auszudenken und diese in Szenen unterzubringen. Heraus kam die Aufführung, die heute gezeigt wird. „Das Stück ist ziemlich fetzig“, sagt der Theaterpädagoge. Auch wenn vorab nicht zu viel verraten werden soll, gibt er schon ein paar Details der Geschichte bekannt: „Es geht um eine Gruppe Rentner, die sich für die jungen Leute in ihrem kleinen Ort einsetzen.“
Damit greifen die Teilnehmer genau das Thema auf, das auch hinter dem Theaterworkshop steht. „Leben im ländlichen Raum ist der Fokus, der bei diesem Projekt gesetzt ist“, sagt Organisator Jens Hartmann. Über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren werde die Gemeinde durch das europäische Förderprogramm „Leader“unterstützt. „Das Theaterprojekt ist nur ein Baustein“, so Hartmann. Bis 2020 würden über „Leader“kulturelle Angebote für Jugendliche aus dem ländlichen Raum gefördert. 116.000 Euro werden insgesamt investiert, von denen die Gemeinde 25 Prozent selbst finanzieren muss.
„Wir arbeiten mit Gemeinden aus den drei Ländern Luxemburg, Frankreich und Finnland zusammen, die auch Möglichkeiten der kulturellen Entfaltung anbieten“, sagt Hartmann zum Hintergrund des „Leader“-projektes. In Treffurt liege der Schwerpunkt vor allem auf medienpädagogischen Angebote. „Wir haben bereits einen Videound einen Musikworkshop gemacht“, sagt der Sozialpädagoge. Dazu sei entsprechende Technik und Zubehör angeschafft worden, um die Projekte in Zukunft auch ohne Unterstützung anbieten zu können.
Auch die Erfahrungen aus dem Theaterworkshop sollen als Grundlage dienen, an denen Hartmann mit einer Theater-ag anknüpfen möchte – zur großen Freude der jungen Darsteller. „Ich mache da dann auf jeden Fall mit“, sagt Lucy.
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Aufführung zum Abschluss des Theaterworkshops, heute Uhr, Saal des Bürgerhauses, Treffurt, Eintritt ist kostenlos.