Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Windräder prägen die Landschaft
Bewohner der Orte rund um den Reitenberg sind nicht gegen die Nutzung von Windenergie, aber sie sagen: Was jetzt an Anlagen steht, reicht
Lauterbach. Das Thema Windkraft spielte bei der jüngsten Einwohnerversammlung im Gasthaus „Zum grünen Baum“eine große Rolle. Lauterbachs Bürgermeister Bernd Hasert (parteilos) betonte, dass man nicht gegen Windkraft sei und auch nichts gegen den bestehenden Windpark auf dem nahen Reitenberg habe. Aber die Windräder dürften nicht weiter an den Ort heranrücken. Noch höher dürften sie auch nicht werden.
Heinz Knees aus Lauterbach, der sich in der Bürgerinitiative „Gegenwind Reitenberg“engagiert, wollte von der Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft, Karola Hunstock, wissen, wie sie sich als Mitglied der Planungsversammlung Südwestthüringen verhält. Schließlich befasse sich das Gremium mit der Ausweisung von so genannten Vorranggebieten von Windkraft.
Karola Hunstock erklärte, dass sich der Freistaat Thüringen zum Ziel gesetzt hat, ein Prozent seiner Fläche für erneuerbare Energien zu nutzen. Dazu zähle die Stromgewinnung nicht nur aus Windkraft, sondern auch aus Sonnenenergie, Wasserkraft oder Biogas.
Der Gesetzgeber mache die Vorgaben an die Planungsgemeinschaft. „Nicht wir sind der Ansprechpartner, sondern das Umweltministerium“, so Hunstock. Angesichts dessen, dass Thüringen weit entfernt von dem formulierten Ein-prozentziel ist, habe das Ministerium die Kriterien aufgeweicht. So könnten Windräder jetzt auch im Wald errichtet werden und seien die Abstände zur Wohnbebauung verringert worden.
„Es ist irre, was da passiert, aber das Umweltministerium legt das so fest“, sagte die Vgvorsitzende. Die Planungsversammlung habe zu jeder Sitzung mit dem Thema zu tun, weil sich die Flächen, die als wirtschaftlich für die Nutzung von Windenergie eingestuft worden sind, hauptsächlich in Westthüringen befinden. Man brauche gute Gründe, um die Anlagen abzulehnen, bat Hunstock die Bürgerinitiative sogar um Unterstützung in der Argumentation. Allerdings reiche ein toter Milan allein nicht aus. „Wir haben uns sogar die Pläne der Bundeswehr geben lassen, weil wir wissen wollten, ob sie den Luftraum nutzt“, informierte Hunstock. Man versuche „wirklich viel, um den Bau weiterer Windräder zu verhindern“.
Am Reitenberg geht es darum, die bestehenden drei Windvorrangflächen miteinander zu verknüpfen und somit Platz für weitere Standorte zu gewinnen. Außerdem sind 27 Hektar aus dem Naturpark Eichsfeld-hainich-werratal herausgenommen worden, um einerseits die bestehende Mülldeponie zu erweitern und andererseits ebenfalls noch Windkraftanlagen zu errichten. Gegen all diese Vorhaben hat die Bürgerinitiative inzwischen fast 2000 Unterschriften gesammelt. Sie sollen voraussichtlich Anfang Dezember an Landrat Reinhard Krebs (CDU) übergeben werden. Zu einer Demonstration vor Kurzem auf dem Harsberg bei Lauterbach waren rund 400 Menschen gekommen.
Das Verfahren zur Verkleinerung des Naturparks ist abgeschlossen. Allerdings sind die betroffenen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Hainich-werratal nicht gefragt worden, so dass sie im Juni zur Gemeinschaftsversammlung beschlossen haben, ein Normenkontrollverfahren einzuleiten. Weil die Fläche in der Gemarkung Mihla liegt, soll jetzt diese Gemeinde das Verfahren führen (unsere Zeitung berichtete). „Wir haben großes Interesse daran, dass es erfolgreich ist“, sagt Lutz Kromke, stellvertretender Vorsitzender des Verein der Freunde des Naturparks (VDF). Ziel des Vereins ist, die Naturparkverordnung in der Fassung in Kraft treten zu lassen, wie vor der Änderung. „Weil wir um die Wirkung wissen, dass sonst weitere Windkraftanlagen gebaut werden“, so Kromke. Der Creuzburger hatte frühzeitig in allen möglichen Gremien auf die Gefahren der Verkleinerung des Naturparks aufmerksam gemacht. Er weiß: „Die Akzeptanz für weitere Anlagen auf dem Reitenberg ist erschöpft.“