Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Vor der Haustür
Juliane und Ulf Annel wollen bei der Erfurter Herbstlese (wieder) für die Heimat begeistern
Wunderbare Mischung von Geschichte und Heutigem
TCTV A
Mühlhausen. Der Wein schimmert golden im Glas, im Tal rauscht der Fluss, die Abendsonne schickt die letzten Strahlen auf das trutzige Gemäuer des Schlosses – ein geradezu perfekter Augenblick. Doch weder Mosel noch Loire lenken mit ihrem Lauf den Blick über eine wunderschöne Landschaft: In den Weinbergen der Unstrut genießen Ulf und Juliane Annel diesen Moment und wünschen sich, dass noch viele Menschen diese Erfahrung teilen werden. Das Ihre haben Vater und Tochter dazu getan, haben für ihr jüngstes Buch die Unstrut von der Quelle bis zur Mündung begleitet und so manches scheinbar Bekannte neu lieben gelernt – wie Schloss Vitzenburg bei Querfurt am Abend. Fotografin Juliane Annel hat sich verliebt: in Schloss Kannawurf und dessen Verwandlung von der Ruine zum Lebens- und Kulturraum. Und war beeindruckt von den Kranichen bei Henschleben, denen sie mit fachlicher Begleitung sehr nahe kommen durfte.
Ulf Annel mag sich nicht festlegen, was seinen Lieblingsort unter den 111 angeht, an die Leser des fünften gemeinsamen Buches der beiden gelockt werden sollen. „Das ist die gemeinste Frage von allen“, findet der Autor, schließlich habe man ja jeden einzelnen nicht ohne Grund ausgewählt. Sie ergäben „eine wunderbare Mischung von Geschichte und Heutigem, von Skurrilem und Nachdenklichem, Landschaft und Kultur, durchsetzt von Überraschungen“.
Zu Letztgenannten gehören für ihn die Mammutbäume im Mühlhäuser Stadtwald ebenso wie ein Teil der Verkehrsinfrastruktur in der Landschaft: „Mir ist die Unstrut-regionalbahn näher als der über alles hinwegrauschende ICE. Aber die neue Unstruttalbrücke ist schon ein faszinierendes Bauwerk. Und ich erinnere mich dann immer daran, wie lange es dauerte, von Erfurt nach Berlin zu kommen. Und wie schnell man jetzt die Strecke überwindet, ohne Stress, ein Buch lesend. Schon schön.“
Unter 200 Orten mussten sie die richtigen für die Veröffentlichung finden: Und einig sind sich Ulf und Juliane Annel darin, dass die Geschichten, die ein vermeintlich alltäglicher Landstrich hergibt, mit das Wichtigste sind. „Oft sind es auch Menschen und Begegnungen, die jenen zu etwas Besonderem werden lassen“, sagt Juliane Annel. Unterhalten, informieren, Wissen verknüpfen, um neue Sichtweisen zu ermöglichen, das ist der Anspruch, den die beiden 111 Mal umgesetzt haben: mit jeweils einer Seite Text vom Vater und einem ganzseitigen Foto von der Tochter pro Ort.
Drei ausverkaufte Lesungen im Umland, stets mit Bilderschau, liegen hinter den beiden, die nächste bringt sie nach Erfurt zur Herbstlese: „Jedes Mal bedanken sich die Zuhörer und freuen sich über die ‚neuen Hinweise‘, bringen aber auch ihre Erlebnisse und Lieblingsorte zur Sprache“, erzählt Juliane Annel. Auch von Lesern seien die Rückmeldungen „durchweg positiv“, ergänzt Ulf Annel: „Eigentlich ist unsere Arbeit gut getan, wenn die Leute (wieder) von der eigenen Heimat begeistert sind.“
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Juliane und Ulf Annel: Orte an der Unstrut, die man gesehen haben muss
Emons, Seiten, , Euro
Lesung am . Oktober, . Uhr, im Haus am Breitstrom (Ratsgymnasium) Erfurt, Meistereckehart-str. , Karten: Ticketshop, Herbstlese und Abendkasse