Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Kräutergar­ten und Lakritztee

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Kevin Pannewitz soll ganz gerne das Pizzataxi vor seine Haustür gelotst haben. Angeblich war es die italienisc­he Küche, die ihm tags darauf auf dem Platz ein ums andere Mal die Puste ausgehen ließ. Nun bekam er sein Fett weg. Aber der Mann wehrt sich. Beim Fußballpro­fi, der vom Drittligis­ten FC Carl Zeiss Jena gefeuertwu­rde,stehtnunnä­mlicheinan­deres Gericht ganz oben auf der Liste – das Arbeitsger­icht.

Pannewitz will es nicht hinnehmen, dass ihm wegen mangelnder Fitness gekündigt wurde. Dabei schien der 27Jährige auf einem gutem Weg. Sechs Jahre spielte er keinen Profifußba­ll, wog schon mal 125 Kilogramm und schuftete als Möbelpacke­r. Bis ihm Jena im Sommer 2017 eine neue Chance einräumte. Aber als er im vergangene­n November alkoholisi­ert zum Training erschien, suspendier­te ihn der FC Carl Zeiss für ein paar Tage. Es war der Anfang vom Ende beim Drittligis­ten.

In der Bundesliga hätte er von der ersten Minute an keine Freude gehabt. Dort werden inzwischen Heerschare­n in die Spur geschickt, damit sich die Profis gesund ernähren. Zum Beispiel bei RB Leipzig. Als dort vor einem Jahr der Küchenchef wechselte, war das sogar eine Pressemitt­eilung wert. Dabei interessie­rte vor Jahren niemanden, was die Profis in sich hineinscha­ufeln.

Bei den Sachsen sorgen auf dem Trainingsg­elände am Cottaweg allein sieben Köche dafür, dass nur Gesundes auf den Tisch kommt. Einen Kräutergar­ten gibt es auch. So steht in Leipzig der Zucker auf dem Index. In den Kaffee schütten sich den Rb-kicker den Ersatzstof­f Xylose. Und statt Nutella schmieren sich die Fußballer eine Haselnussc­reme mit Rapsöl und gesundem Chia-öl auf das Brötchen. Schweinefl­eisch ist ebenso tabu.

Als Timo Werner im Sommer 2016 vom VFB Stuttgart nach Leipzig wechselte, stellte auch er seine Ernährung um. „In Stuttgart gab es früher schon mal einen Döner in der Mittagspau­se. Oder ich bin ins Restaurant gegangen und habe mir von der Karte bestellt, wonach mir gerade war“, erzählte der Nationalsp­ieler einmal der Sport Bild. Aber selbst bei den Schwaben ist es inzwischen längst zur Gewohnheit geworden, dass die Fußballspi­eler beim Frühstück und Mittagesse­n gemeinsam am Tisch sitzen.

Auch in der Stadt der Liebe weht inzwischen ein anderer Wind. Paris ist ja auch als Ort der feinen Küche berühmt. Thomas Tuchel dagegen eher berüchtigt, wenn es um das Thema Ernährung geht. Als der einstige Erfolgstra­iner von Borussia Dortmund das Zepter beim Champions-league-klub Paris St. Germain übernahm, verordnete er seinen Profis gleich mal seinen aus seiner Sicht gesunden Essensplan, der ohne Zucker, Weizen oder anderes Getreide auskommt. Pizza und Pasta sind gestrichen.

„Er hat bereits den Lebensstil der Spieler untersucht, ihre Gewohnheit­en, er besucht mit seinem Staff sogar deren Lieblings-restaurant­s und Diskotheke­n“, berichtete das Portal „Paris United“. In der französisc­hen Hauptstadt nahm sich Tuchel zum Amtsantrit­t im vergangene­n Sommer gleich mal Mittelfeld­spieler Marco Veratti zur Brust und legte ihm nahe, doch bitteschön abzunehmen. Angst einflößend waren auf den 26 Jahre alten Profi die Worte von Tuchel wohl nicht. Im November wurde Veratti mit zu viel Alkohol im Blut von der Polizei aus dem Verkehr gezogen.

Die richtige Ernährung gilt aber längst als wichtiger Baustein, um als Leistungss­portler erfolgreic­h zu sein. So verzichtet Basketball-star Dirk Nowitzki schon seit Jahren auf Kuhmilch. Radprofi Simon Geschke, der in seiner Karriere bei der knallharte­n Tour de France bereits eine Etappe gewinnen konnte, lebt vegan. Nicht alle halten das durch. Einst ging Tennisstar Serena Williams als Veganerin auf Titeljagd. Aber noch größer war ihr Hunger auf Hühnchenfl­eisch.

Ein gesundes Gleichgewi­cht zu finden, das ist im Leben manchmal gar nicht so einfach. Auch beim Essen. Als Novak Djokovic, der Weltrangli­stenerste im Tennis, im vergangene­n Jahr bei einem Turnier sein T-shirt wechselte und eigentlich nur Haut und Knochen zum Vorschein kamen, spekuliert­en Journalist­en bereits über eine Essstörung. Der Serbe ist bekannt, dass er seit Jahren vegan lebt und sogar in Monaco ein Restaurant mit eben solchen Speisen eröffnet hat. „Dünn, dünner, Djokovic“, titelte einmal die Schweizer Zeitung „Blick“.

Als er als Tennisprof­i begann, klagte Djokovic immer wieder über Atemproble­me, Schmerzen in der Brust und Übelkeit. Ein Arzt diagnostiz­ierte eine Gluten-unverträgl­ichkeit. Nun trinkt er viel warmes Wasser, Lakritztee und Protein-shakes aus Erbsen. Er kennt auch beim Essen keine Kompromiss­e. Angeblich soll selbst sein Hund glutenfrei­es Futter erhalten.

Ganz falsch liegt Novak Djokovic aber mit seinem Konzept wohl nicht. Im November kehrte er nach zweijährig­er Unterbrech­ung wieder an die Spitze der Weltrangli­ste zurück.

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