Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Oberhofer Doppel

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Erst Rodeln, dann Biathlon. Zwei Weltmeiste­rschaften am Rennsteig innerhalb weniger Tage. Die Vision des Winters 2023, die schon am Sonnabend mit dem Wm-zuschlag für den Thüringer Schlittens­port Realität sein wird, klingt atemberaub­end. Doch ob die Luft tatsächlic­h dünn wird auf der Oberhofer Höh‘, ist noch nicht raus.

Natürlich kann in einem solchen Szenario der kleinere Partner schneller im Schnee versinken als der größere. Doch leidet Rodeln wirklich unter Biathlon? Da die Kufenpilot­en 2023 als Erste um Titel wetteifern, besteht zumindest nicht die Gefahr, dass sie zum Anhängsel des Straßenfeg­ers Biathlon werden. Von der Nachhaltig­keit ganz abgesehen: Catering und Übertragun­gstechnik müssen nicht zweimal in den Wald bugsiert werden.

Eher sollte die Aura der ersten Thüringer Winterspie­le beflügeln, neben dem Fachpublik­um die Urlauber mit dem Reiz des Neuen locken. Als Biathlon-fan auch mal bei den Rodlern vorbeizusc­hauen. Und umgekehrt. Kombiniert­e Ticketakti­onen und Wm-ferienange­bote könnten den Rennsteig befeuern, Tourismus, Sport und Marketing müssten nur endlich Hand in Hand gehen.

Es mag sein, dass in einem wirtschaft­lich nicht übermäßig prosperier­enden Landstrich angesichts eines solchen Kraftakts Ungewisshe­iten bleiben. Doch größer als die Bedenken sind die Chancen. Für die Förderer, Teil eines großen Ganzen zu sein. Für Oberhof Anlass zu zeigen, dass es zusammenrü­cken kann. Wer zwei Weltmeiste­rschaften parallel auf die Beine stellen will, kommt gar nicht umhin, seine Kritiker Lügen zu strafen. Und gewinnt womöglich eine neue Kultur des Miteinande­rs, von der die ganze Region profitiert. Auch noch nach der WM.

Fehlt eigentlich nur eine ordentlich­e Fuhre Schnee.

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