Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Vielfältige Begegnung
Was wäre das Leben ohne Feste? Wie ein Bild ohne Farben oder ein Essen ohne Gewürze.
Erntedank, Reformationstag und Martinsfest, Advent und Weihnachten, Passionszeit und Ostern, all diese Feste geben dem Leben Rhythmus und Struktur. Zuletzt haben wir Pfingsten gefeiert, den Geburtstag der christlichen Kirche. Und jetzt – alle Feste vorbei?
Der Sonntag nach Pfingsten trägt im Kirchenjahr den Namen Trinitatis – Dreiheit, Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit. Aller guten Dinge sind drei, heißt es im Sprichwort. Im Märchen sind es drei Söhne, die eine Aufgabe lösen müssen.
In der Bibel wird erzählt, dass Gott den Menschen auf dreifache Weise begegnet – als Schöpfer der Welt, in dem Menschen Jesus und in seinem Heiligen Geist. Es gibt Menschen, die glauben an Gott, weil sie die Natur als seine wunderbare Schöpfung erleben. Manche wieder glauben an Gott, weil sie ihn erkennen in den Geschichten von Jesus Christus. Und manche können sich Gott am besten als eine Kraft vorstellen, die Leben schafft und Liebe schenkt.
Es gibt verschiedene Formen, in denen Gott uns Menschen begegnet. Vielleicht weil wir Menschen so verschieden sind und uns auch im Laufe des Lebens immer wieder verändern.
Was wir von Gott erkennen, ist immer nur ein kleiner Teil des Ganzen. So wie in der schönen Geschichte von den Blinden, die einen Elefanten berühren und jeder fühlt etwas anderes – den Rüssel, die Beine, die Ohren. Aber keiner erkennt den ganzen Elefanten.
Die Theologen haben lange diskutiert, bis sie sich einig waren. Einig darüber, dass wir Gott nicht festlegen können auf eine ganz bestimmte Form. Sondern dass er Menschen begegnet auf vielfache Weise – in seiner Schöpfung, in Jesus Christus und in seinem lebendigen Geist.
Der Sonntag mit dem klangvollen Namen Trinitatis will uns daran erinnern.