Thüringer Allgemeine (Eisenach)
„Es geht nur um den Klassenerhalt“
Christopher Heck, neuer Trainer des Frauenfußball-bundesligisten FF USV Jena, über die WM und Stress vor dem Start
Schwere Gruppe
Luxemburg. Tischtennis-erstligist Post Mühlhausen trifft in der Champions League auf Titelverteidiger Fakel Orenburg (Russland) mit Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov sowie AS Angers (Frankreich) und Leka Enea aus Spanien. Das ergab die Auslosung in Luxemburg . (tr)
Moritz zum ZFC
Erfurt. Verteidiger Ben-luca Moritz (19/sieben Saisoneinsätze) verlässt den FC Rot-weiß Erfurt und wechselt innerhalb der Fußball-regionalliga zum Thüringer Rivalen ZFC Meuselwitz. (red)
Ersatztorwart bleibt
Jena. Nach dem Abgang von Raphael Koczor hat sich FußballDrittligist FC Carl Zeiss Jena die Dienste des dritten Torhüters Lukas Sedlak für ein weiteres Jahr gesichert. Ein weiterer Keeper sowie ein junger Stürmer sollen noch verpflichtet werden. (tz)
Auswärts im Pokal
Berlin. Die Thüringer VolleyballBundesligisten Schwarz-weiß Erfurt und VFB Suhl müssen im Pokal-achtelfinale beim Sieger des Regionalpokals Südwest bzw. Nordwest antreten. (red)
Boxvergleich fällt aus
Erfurt. Der heute geplante Städtevergleich im Freiluftboxen des PSV Erfurt gegen Traktor Schwerin auf dem Domplatz ist wegen zu wenig gegnerischer Kämpfer abgesagt worden. (vb) Jena. Christopher Heck ist der neue Trainer beim Frauen-fußball-erstligisten FF USV Jena. Der Bundesliga-rückkehrer verpflichtete den 45 Jahre alten Fußballlehrer aus Hessen, der auf Steffen Beck gefolgt ist.
Womit beschäftigt man sich als Frauenfußball-trainer derzeit mehr: mit der neue Aufgabe in Jena oder mit der WM?
Mit Jena. Genauer mit der Vorbereitung der Vorbereitung. Es stehen Gespräche mit den Spielerinnen an, die Kaderplanung und das Kennenlernen der Stadt, des Vereins und den Mitarbeitern. Außerdem bin ich dabei, meine Wohnung einzurichten.
Ziehen Sie mit der ganzen Familie an die Kernberge?
Noch nicht, noch wird gependelt. Aber wir schauen mal, wie es weitergeht. Meine Tochter spielt auch Fußball, hat gerade einen Schulwechsel vollzogen.
Wann wird Ihre Tochter für den FF USV auflaufen?
Sie spielt in der Hessenauswahl, ist Jahrgang 2007. Wenn wir alle nach Jena ziehen, kann sie ja dann beim FF USV erst einmal im Nachwuchs spielen.
Der Trainerjob ist ein Hauptamt – was geben Sie auf?
Ich habe in Darmstadt eine Halbtagsstelle als Lehrer. Der Vertrag läuft aber sowieso am 30. Juni aus. Ich habe schon beim FFC Frankfurt gearbeitet – von daher kenne ich das Gefühl, hauptamtlich als Trainer zu arbeiten.
Reden wir über die sportliche Qualität in Jena – als Vierter stieg man nur auf, weil Zweitvertretungen der Bundesligisten die Aufstiegsränge blockierten. Mit Lara Schmidt verließ die Abwehrstütze das Team. Reicht das für die Bundesliga? Es fehlten am Ende vier Punkte zu einem ‚echten‘ Aufstiegsplatz. So viel war das also gar nicht. Für uns geht es jetzt nur um eins: Am Ende zwei Mannschaften hinter uns zu lassen. Mit den Zugängen, mit dem Team, was im Groben zusammengeblieben ist, kann man den Klassenerhalt schaffen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass es auch nur darum gehen wird. Fünf Mannschaften werden die beiden Absteiger ausmachen.
Aus Meppen kommt Jalila Dalaf, aus Potsdam Inga Schuldt. Welche Pfeile haben Sie noch im Köcher?
Wir stehen vor dem Abschluss mit der einen oder anderen U-19Nationalspielerin, dazu eine Außenbahnspielerin aus Kanada – und wir schauen uns noch ein Spiel in Tschechien an. Unser Plan ist es nicht, mit einer Reihe von Legionärinnen den Kader zu bestücken – wir wollen ein gutes Maß an jungen Spielerinnen, deutschen Spielerinnen und erfahrenen Spielerinnen haben.
Auf welche Art Fußball dürfen sich die Fans freuen? Was ist Fußball der Marke Heck? Leidenschaft, Wille und Teamgeist stehen bei mir immer an erster Stelle. Wir brauchen uns nicht über Systeme unterhalten, wenn diese Tugenden nicht funktionieren. Ich bin ein Trainer, der gern auf Ballbesitz spielt, der den Ball so weit wie möglich vom eigenen Tor fernhalten will, um bei Eroberung so nah wie es geht am gegnerischen Tor zu sein. Man muss seine Spielweise aber auch auf den jeweiligen Kontrahenten einstellen können.
Passt diese Philosophie zum Existenzkampf?
Auch. Ein guter Mix ist wichtig. Wenn man guten Fußball spielt und der Gegner ist besser, ist das in Ordnung. Aber wir werden gegen die unterschiedlichen Vereine auch unterschiedlich spielen. Flexibilität ist gefragt, das wird für uns eine große Rolle spielen.
Wird der Kader bis zum Trainingsstart am 23. Juni stehen? Nein. Bis dahin werden noch nicht alle Verträge fixiert sein.
Reden wir über die Frauen-wm. Ich schaue, so oft es geht.
Die Deutschen machen sich als Minimalisten einen Namen. Sind Sie trotzdem ein Favorit? Mehrere Mannschaften haben die Möglichkeit, um den Titel zu spielen. Der Frauenfußball hat sich gewandelt.
Inwiefern?
Kleinere Mannschaften haben die Chance, die Großen zu ärgern. Getreu dem Motto: Verteidigen ist immer einfacher als anzugreifen. So stehen sie hinten drin, lauern auf Konter oder agieren mit einer gewissen Härte wie die Chinesen. Dagegen muss man erst einmal bestehen – und die Deutschen haben das bislang gut gemacht.
Ohne fußballerischen Glanz zu versprühen ...
Man muss geduldig sein. Schauen Sie auf Australien. Die verlieren erst gegen Italien, um dann gegen Brasilien nach 0:2-Rückstand noch zu gewinnen. Es ist alles offen. Von Deutschland kann man das Viertelfinale und das Halbfinale erwarten. Sie sind einer der Favoriten.
Das ist wohl die USA, die Thailand 13:0 abgefertigt hat.
Ich möchte Thailand nicht zu nahe treten, aber das ist das schwächste Team bei der WM. Die Deutschen setzen auf junge Talente, und damit kann man einiges gewinnen. Julia Gwinn, Lena Oberdorf oder Klara Bühl sind beste Beispiele. Daran sieht man, dass etwas nachkommt.