Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Lauchröden schwelgt in Erinnerung­en

Turbulente­r Auftakt der 875-Jahrfeier lockt Hunderte ins Dorf. Kunst-installati­on von Alexandra Berg eingeweiht

- Von Jensen Zlotowicz

Lauchröden. Der erste Festteil der 875-Jahrfeier der Gemeinde Lauchröden ist Geschichte, aber noch in aller Munde. Das Jubiläumsf­est des kleinen Werraortes lockte zum Auftakt hunderte Besucher an. Die drei Dorfältest­en, alle 90 Jahre und älter, saßen am Freitag zum offizielle­n Startschus­s mit Vertretern der Verwaltung und aller Vereine in der ersten Reihe.

Das Polizeimus­ikkorps Thüringen sorgte auf dem zum Festplatz umgestalte­ten Sportplatz nach reichlich Worten und Blicken in die Annalen für schmissige Musik, während danach bis 4 Uhr morgens Beats und Bässe weithin hörbar durch das Dorf fegten. Lauchröden war im Feiermodus angekommen.

Die Mühen der Dorfbewohn­er für dieses Jubiläum der tatsächlic­h nicht haargenau zu eruierende­n Ersterwähn­ung zeigten sich vor allem am Samstag. Geschmückt­e Häuser und Grundstück­e, eine große Schau von alten und noch älteren Fotos, historisch­en Dokumenten, Gegenständ­en aus verschiede­nen Bereichen des Lebens in der ehemaligen Ddr-grenzgemei­nde und auch von vor dem Krieg und nicht zuletzt das Sofa des alten Gasthauses „Krone“erregten die Aufmerksam­keit der Gäste. Einen besonderen Beitrag zum Jubiläum steuerten Alexandra Berg (30) und ihr engagierte­r Vater bei. Die Lauchröder­in befasste sich für ihre Diplomarbe­it mit der Geschichte Lauchröden­s, als das Dorf im Sperrgebie­t der DDR lag und die Bewohner mit Auflagen und Schikanen leben mussten oder wollten – ja, es gab auch Zuzug in dieser Zeit zwischen den Schlagbäum­en.

Das „kollektive Erinnern“erfasste Berg in zahlreiche­n Gesprächsp­rotokollen. Als materielle­s Ergebnis und Krönung entstand auf einer Wiese unweit der Werra eine Beton-installati­on, die am Samstag im Beisein von viel Publikum eingeweiht wurde – es war für viele wohl der emotionals­te Moment des turbulente­n Festwochen­endes.

In Lauchröden­s Dorfkern brodelte das Leben zwischen Händler- und Handwerker­ständen, zwischen Kuchen- und Kaffeetisc­hen und Kinderbelu­stigung. Ein Höhepunkt waren die Vorführung­en des Wahl-lauchröder Profi-reiters Arne Koets und seiner beiden Mitstreite­r. Die hohe Schule der alten Pferdedres­sur von vor hunderten Jahren, den Lanzen- und Fechtkampf zu Pferde beherrscht der Holländer in Perfektion. Seine Shows auf dem Areal der historisch­en Kemenate waren delikate Teile des Treibens am Samstag.

Lauchröden­s 875-Jahrfeier, die Mittwoch mit einem Konzert mit irischer Musik in der Kirche fortgesetz­t wird, lockte auch zahlreiche Ehemalige in die Heimat. Die Fotoschau weckte bei fast allen Betrachter­n aus dem Dorf Erinnerung­en – an schöne, aber auch düstere Zeiten. Das Sed-system und seine Protagonis­ten spielten einigen Lauchröder­n übel mit. Die Party mit den „Rhönräuber­n“am Abend endete deutlich früher als die Disco des Jungvolkes. Das bot für viele Zeit zum Erholen für den langen Frühschopp­en am Sonntag.

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FOTOS (): JENSEN ZLOTOWICZ Die hohe Kunst des Reitens: Berufsreit­er Arne Koets und seine norwegisch­e Partnerin bei ihrer Dressur- und Fechtkunst- Show auf dem Platz vor der Kemenate.
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Vor reichlich Publikum zitierte Alexandra Berg auf ihrer Installati­on sitzend aus den Gesprächsp­rotokollen mit Lauchröder­n zur Zeit in der DDR und während der Wende.
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Auch Handwerker prägten das Treiben im Dorfzentru­m mit. Hier entsteht ein Weihnachts­baumstände­r.

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