Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Knox: „Ich bin kein Monster, ich bin Amanda!“
Die 31-Jährige wurde vom Verdacht freigesprochen, ihre Mitbewohnerin getötet zu haben. Jetzt erzählt sie ihre Geschichte
Modena. Amanda Knox atmet tief durch. Immer wieder. Dutzende Kameras dokumentieren jede Regung bei ihrem ersten Auftritt in Italien, wo Knox jahrelang im Mittelpunkt eines Justizdramas stand. Zweimal wurde die heute 31-Jährige des Mordes schuldig gesprochen. Und zweimal freigesprochen. Letzteres hat nichts am öffentlichen Interesse an ihrer Person geändert – auch Jahre später nicht. „Ich bleibe eine kontroverse Figur“, sagte Knox am Sonnabend in Modena selbst. Sie werde immer mit der Tragödie – mit dem Mord an ihrer Freundin – verbunden sein.
Am 2. November 2007 war in Perugia die Leiche der britischen Austauschstudentin Meredeth Kercher – Knox’ damalige Mitbewohnerin – gefunden worden. Zugedeckt mit einer Decke, halb nackt und mit durchgeschnittener Kehle. Wenige Tage nach dem Mord nahmen die Ermittler die damals 20jährige Knox ins Visier. In den Medien wurde die Beschuldigte zum Mittelpunkt der Schlagzeilen und als „Engel mit den Eisaugen“berühmt. Ihr wurde der Prozess gemacht, vor Gericht und in den Medien.
Es sei eine Geschichte kreiert worden und eine Version ihrer selbst, die zu dieser Geschichte passte. Ungehemmt hätten die Medien spekuliert, Schlagzeilen mit mutmaßlichen „Orgien“gemacht, ihr „normales“Intimleben verdreht und daraus Profit geschlagen. In der Erzählung sei sie eine „psychopathische, dreckige, unter Drogen stehende Hure“gewesen. „Es war eine falsche Geschichte“, sagt Knox. „Ich bin kein Monster, ich bin einfach nur Amanda!“
Vollständig aufgeklärt wurde der Mordfall nie. Der einzige rechtskräftig Verurteilte ist Rudy Guede. Er sitzt wegen Beihilfe zum Mord im Gefängnis. Wer noch dabei war, ist nach wie vor unklar. (dpa)