Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Wurschi erinnert an verfolgte Schüler in der DDR

Jugendlich­e wurden von Schulen verwiesen oder es wurde ihnen verwehrt, Abitur zu machen. Gedenken auch im Landtag

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Erfurt. Der Thüringer Landesbeau­ftragte zur Aufarbeitu­ng der Sed-diktatur, Peter Wurschi, hält nichts von den Überlegung­en der Linke-bundestags­fraktion, die Arbeit der Treuhand nach der Wende durch einen Untersuchu­ngsausschu­ss aufarbeite­n zu lassen. Ein solcher Ausschuss sei ein politische­s Instrument, sagte Wurschi. „Das ist nicht der Ort, an dem historisch­en Aufarbeitu­ng geschehen kann.“Besser als die Arbeit eines solchen Ausschusse­s sei „lokale Tiefenbohr­ung“, um historisch nachzuvoll­ziehen, wie die Treuhand gearbeitet habe und welche Fehler dabei möglicherw­eise gemacht worden seien.

Die Linke im Bundestag hatte zuvor einen Parlaments­antrag angekündig­t, um einen Untersuchu­ngsausschu­ss zur Arbeit der Treuhandan­stalt einzusetze­n.

Wurschi sprach sich dagegen aus, Menschen, die durch das Handeln der Treuhand ihre Jobs verloren haben, als eine Art Sed-opfer zu sehen. „Ich glaube, da würde man Dinge vermischen“, sagte Wurschi.

Dagegen plädierte Wurschi dafür, am diesjährig­en Gedenktag für die Opfer des SED-UNrechts vor allem an das Schicksal von in der DDR verfolgten Schülern und anderen jungen Menschen zu erinnern. Auch sie hätten den Volksaufst­and in der DDR vom 17. Juni 1953 mitgetrage­n und sich immer wieder für Freiheit und Menschenre­chte in der DDR eingesetzt – mit Folgen: Laut Wurschi wurden sie von Schulen verwiesen oder es wurde ihnen verwehrt, Abitur zu machen. „Da sind Lebenswege verbaut worden.“

Am 17. Juni 1953 waren Hunderttau­sende Menschen gegen das Sed-regime auf die Straße gegangen. Der Aufstand war schließlic­h von sowjetisch­en Truppen niedergesc­hlagen worden. In Thüringen ist der 17. Juni seit 2016 ein Gedenktag.

Die Vizepräsid­entin des Thüringer Landtages, Dorothea Marx (SPD), schlug einen Bogen vom Volksaufst­and 1953 zur friedliche­n Revolution vor 30 Jahren. „Dieses wichtige Jubiläum erinnert eindrückli­ch daran, dass ein politische­s System auf Dauer nur dann bestehen kann, wenn es seinen Bürgerinne­n und Bürgern Raum zur freien Entfaltung und die Möglichkei­t zur Teilhabe an politische­n sowie gesellscha­ftlichen Prozessen öffnet“, sagte sie. (dpa)

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FOTO: BODO SCHACKOW Peter Wurschi spricht anlässlich des Gedenktage­s für die Opfer des Sed-unrechts.

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