Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Ostseewellen aus Thüringen
„Wo die Ostseewellen trecken an den Strand“... Das Lied kennt fast jeder, meist in der Version der Nordseewellen als Hymne der Friesen. Die Schreiberin des Guten Morgens hörte es in einer modernen Variante in der Klanggalerie von Lutz Gerlach in Ahrenshoop mit der Erläuterung, dass der Komponist ein Thüringer ist.
Da war doch was! Vor Jahren berichtete ich über einen Redakteur von Deutschlandradio Kultur, der nach den Ursprüngen des Liedes gesucht hat, das um die Welt gegangen ist. Fündig wurde er in Lauchröden! 1866 ist dort Simon Krannig geboren, Sohn des Schlossmühlenpächters und Drechslermeisters Heinrich Wilhelm Krannig. Er ist der Komponist des Ostseewellen-liedes! Überliefert ist, dass an einem Sonntagmorgen ein Flensburger Glaser bei Krannig geläutet und um die Vertonung des Gedichts gebeten hat, das Martha Müller-grählert aus Zingst 1907 im Band „Schelmenstücke“veröffentlicht hatte.
Als Entstehungsjahr des Liedes wiederum wird 1908 angenommen. Da lebte der Lauchröder in Zürich. Dorthin hatte es den in Eisenach ausgebildeten Schreiner nach Jahren auf der Walz verschlagen. In Zürich gründete er eine eigene Firma und betätigte sich als Komponist volkstümlicher Lieder sowie Leiter diverser Männerchöre. In jungen Jahren hatte Krannig Klavier und Violine gelernt.
Mal sehen, ob der mehr oder weniger berühmte Sohn aus Lauchröden beim 875-jährigen Jubiläum des Ortes, das gerade gefeiert wird, eine Rolle spielt.