Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Gedenken an den Volksaufstand vor 66 Jahren
Eisenacher CDU und SPD laden zum Erinnern ein. Der ehemalige Landrat Martin Kaspari nennt die DDR einen Unrechtsstaat
Eisenach. Die Gedenktafel am Theaterplatz erinnert an 33 Eisenacher Jugendliche im Alter von 13 bis 21 Jahren, die 1945 unschuldig verhaftet worden sind. Neun von ihnen sind hingerichtet worden. Es ist der Ort, an dem auch der Opfer des 17. Juni 1953 gedacht wird.
„Vor 66 Jahren war ich in der 7. Klasse“, erinnerte sich der frühere Landrat Martin Kaspari, der am Montag die Hauptrede gehalten hat. Er habe damals in einem Haus an der Zonengrenze gewohnt. Sein Vater habe als Allgemeinmediziner im Ort die Menschen behandelt, die beim Versuch, die Grenze zu überwinden, angeschossen worden sind. „Ich sollte mir die Opfer ansehen, für den Fall, dass es mal andersrum kommt und Zeugen gebraucht werden“, so Kaspari. Diese Erfahrungen und weitere im Zusammenhang mit dem Leben im Grenzgebiet hätten seine Haltung zur DDR geprägt, die „kein Rechtsstaat gewesen ist“. Er könne auch nicht verstehen, wie Vertreter einer Partei, die für dieses Unrecht verantwortlich ist, „heute wieder den Mund aufmachen und alles besser machen wollen“.
Kaspari nannte zwar nicht die Linken, meinte diese aber als Nachfolge-partei der früheren SED. Er ließ Revue passieren, was zum Volksaufstand 1953 geführt hat. Parteichef Walter Ulbricht sollte auf Wunsch der Russen für bessere Stimmung sorgen, nahm aber die Normerhöhungen nicht zurück. Ersten Streiks Anfang Juni folgte der Aufstand am 17. Juni in 700 Orten, der blutig niedergeschlagen wurde. Russische Panzer rollten und Sondergerichte verurteilten die Aufständischen.
Bürgermeister Uwe Möller (parteilos) sprach „vom grausamen Schicksal“Einzelner und ihrer Familien. Wichtig sei, dass Zeitzeugen das Erlebte weitergeben. Christoph Ihling ( CDU) erinnerte an Aufstände weltweit, die mit Gewalt gebrochen worden sind, etwa auf dem Platz am Tor des Himmlischen Friedens in Peking. In China, so Heidrun Sachse (SPD), dürfe man nicht an das damalige Massaker erinnern. Aber in Deutschland gelte Meinungsfreiheit, die bewahrt werden müsse.