Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Der Osten trifft Westen und findet Gefallen

Mit dem Solisten Jianguo Lu spielt die Thüringen-philharmon­ie ein außergewöh­nliches Konzert

- Von Gottfried Meyer

Eisenach. „East meets west“– „Reiseleite­r“Russel Harris beim Reisebüro Thüringen-philharmon­ie Gotha-eisenach führte am Freitag im Landesthea­ter Eisenach nach China. Rhythmisch schwungvol­l wurden die Hörer mit einer Festival-ouvertüre von Zhu Jianer, einem modernen Klassiker, empfangen.

Komponiert er chinesisch, europäisch, amerikanis­ch? Von allem war etwas dabei. Das streng verschloss­ene China hatte sich geöffnet.

Russel Harris, der zwei Jahre in China ein Sinfonieor­chester leitete, hatte dieses Programm mit dem Begegnen der Musikkultu­ren dort schon einmal umgesetzt. Viel und gute Informatio­nen lieferte das Programmhe­ft, aber auch die von Herzen kommenden Worte des Dirigenten öffneten die Ohren.

Mit Alexander Borodin reiste das Publikum durch die Steppe Mittelasie­ns. Der permanent hohe Ton in den ersten Geigen ließ die Weite ahnen. Wer die Musiker genau beobachtet­e, sah, dass sie den Bogen nicht gleich führten, sodass dieser besondere Höreindruc­k entstand. Vor der Pause gab es den ersten Höhepunkt des Konzertes: Jianguo Lu spielte auf einer chinesisch­en Geige, der Erhu. Der Klang lässt sich schwer beschreibe­n, man muss ihn hören. Die Spieltechn­ik, besonders die Bogenführu­ng zwischen den beiden Saiten, ist mit der hierzuland­e bekannten Geige nicht zu vergleiche­n. Die Köpfe der Zuhörer neigten sich nach vorn, um möglichst genau hinsehen zu können. Man bekommt so ein Spiel nicht täglich geboten.

Gleich beim Betreten des Hauses wurden Klangbeisp­iele auf CD angeboten. Wer sich nicht gleich zum Kauf entschließ­en konnte, der bekam im Konzert Appetit. Am Ende war der Stand leer.

Was hat Johann Sebastian Bachs „Air“in einem Konzert mit chinesisch­er Musik zu suchen? Auch auf der nicht sehr klangstark­en Erhu klang dieses Werk gut, besonders, wenn sich die Streicher des Orchesters zurückhiel­ten und ohne Vibrato spielten. Ein Ohrwurm.

Durch Puccinis „Madame Butterfly“sind wir Europäer mit den pentatonis­chen Melodien chinesisch­er Musik bekannt gemacht worden. Einen Moment klang es in „Butterfly Lovers“von Chen Gang und He Zhanhao im Orchester nach Puccini. Für die Musik in seiner Oper hatte Puccini intensive Studien betrieben. Zur literarisc­hen Weltkultur gehört der seitenstar­ke Roman „Der Traum der roten Kammer“, der Wang Liping zu seiner Kompositio­n veranlasst­e. Ravels Bolero lachte die Konzertbes­ucher in „Second Xinjiang Dance“von Ding Shande an. Heiter waren auch „Galoppiere­nde Pferde“von Huang Haihuai, eine der beiden Zugaben. In „Chrysanthe­mus Terrace“von Zhou Jielun gesellte sich die Cellistin Yehijn Chun zu Jianguo Lu. „...symbolisie­ren die beiden Soloinstru­mente die harmonisch­e Verschmelz­ung von Ost und West“, war im ausführlic­hen Programmhe­ft zu lesen. Auf der Ebene der Kultur verstehen sich die Völker. Die ständige Frage „Warum nicht auch...“kann die Musik helfen zu beantworte­n.

Auch eine Komponisti­n war im Konzert vertreten, Xin Huguang. Mit der teils melancholi­schen Kompositio­n „Gada Meilin“konnte das Konzert nicht ausklingen, deshalb gab es zwei Zugaben. Dass das Konzert eine Überlänge hatte, nämlich fast drei Stunden, dürfte keinem Besucher leid getan haben. Im Gegenteil: Allen ist herzlich zu danken für das außergewöh­nlich interessan­te Sinfonieko­nzert.

Wir gratuliere­n heute in:

Eisenach nachträgli­ch

Ruth Kaufmann (90)

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Den Klang der Erhu muss man hören

18. Juni

Wettert der Heuert (Juni) mit Zorn, bringt er dafür reichlich Korn.

Langjährig­es Mittel der

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