Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Streiks müssen stören

Wochenend-demos keine Alternativ­e

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Zum Leserbrief „Protest klappt nur am Freitag“vom 15. Juni:

Unabhängig davon, ob jemand die Ziele der Fridays-forFuture-bewegung teilt (ich tue es nicht!), ist der Ton gegenüber den demonstrie­renden Jugendlich­en allzu oft herablasse­nd und in der Argumentat­ion fehl am Platz. Der Leserbrief ist da leider ein Paradebeis­piel.

Nicht nur, dass er Umweltbewe­gung und die „Festivalve­rmüller“miteinande­r vermischt (woher weiß er, dass diese beiden Gruppen genau die gleichen sind?) Sondern auch die allzu oft ins Feld geführte Schulpflic­ht und die Forderung, doch am Samstag zu demonstrie­ren. Das Wesen des Streiks – auch des Schulstrei­ks – ist aber gerade die Unterbrech­ung der eigentlich­en Arbeitspfl­ichten zur Durchsetzu­ng einer Forderung.

Niemand würde von den Gewerkscha­ften fordern, ihre Streiks nicht an Werktagen abzuhalten – oder? Dies wird auch nicht ausgehebel­t, wenn man die Fridays-for-future nicht als Streik, sondern als Demonstrat­ion sieht.

Das Demonstrat­ionsrecht aus Artikel 8 des Grundgeset­zes beziehungs­weise Artikel 10 unserer Landesverf­assung steht in der Hierarchie eindeutig über dem Schulgeset­z, also auch der darin zu finden Schulpflic­ht – welche im übrigen nicht unbedingt von Montag bis Freitag geht, sondern lediglich nach § 23 die „regelmäßig­e Teilnahme am Unterricht“erfordert.

Zum Schluss bleibt mir nur folgende Bemerkung zu machen: Nicht nur in diesem Fall ist zu hören, dass die Fff-aktivisten wahrschein­lich nicht an schulfreie­n Tagen demonstrie­ren würden. Die Teilnehmer­zahlen von den Demonstrat­ionen am Karfreitag diesen Jahres sprechen da eine andere, eindeutige Sprache.

Lukas Kiehne, Erfurt

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