Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Fragwürdiges Projekt in der Landeshauptstadt
Geplanter Bastionskronenpfad auf dem Erfurter Petersberg sorgt für Kritik. Geschütztes Gebiet nicht für Fördermittel opfern
Wie inzwischen bekannt wurde, ist auf dem Erfurter Petersberg die Errichtung eines Bastionskronenpfades geplant. Zusammen mit zahlreichen Mitgliedern der Bürgerinitiative „Stadtbäume statt Leerräume“und diskussionsgefestigten Anwohnern wurde in einem Vororttermin Anfang Juni versucht, dieses äußert fragwürdige Projekt zum einen vorzustellen, aber vor allem vonseiten der Verwaltung zu verteidigen.
Äußerst fragwürdig auch deshalb, weil dieses geplante touristische Highlight für die Buga 2021 und danach durch einen Geschützten Landschaftsbereich (GLB) führen soll.
Laut Bundesnaturschutzgesetz, hier § 29 Abs.1, sind geschützte Landschaftsbestandteile „rechtsverbindlich festgesetzte Teile von Natur und Landschaft, deren besonderer Schutz erforderlich ist“. Eingriffe sind nur erlaubt, sofern sie zum Erhalt des Charakters des Objektes notwendig sind. Was bitte schön, hat der Bau eines Baumkronenpfades mit dem Erhalt des derzeitigen Charakters des geschützten Wäldchens an der Festung zu tun? Eine pflegerische Maßnahme, die erlaubt wäre, ist es auch nicht!
In der öffentlich nachzulesenden Liste der ausgewählten geschützten Landschaftsbestandteile Deutschlands wurde das betreffende Areal auf dem Petersberg bereits 1991 aufgenommen. Wer auch immer den Bau des Bastionskronenpfades beschlossen hat, Unwissenheit kann man hier nicht vortäuschen. Ganz klar locken die Fördermittel von etwa 80 Prozent bei veranschlagten gut 9 Millionen Baukosten. Darf aber dafür ein Gebiet geopfert werden, was der Schutzintensität von Naturdenkmälern gleichgestellt ist? Noch dazu handelt es sich um Steuergelder, welche mit Sicherheit an andere Stelle wirklich sinnvoller eingesetzt werden könnten.
Für die Buga dürfen wir nach jetzigem Erkenntnisstand mehrere, wirklich gute und ökologisch vertretbare Attraktionen erwarten. Leider ist aber auch die Liste der negativen Natureingriffe lang. So wurden wichtige naturnahe Flächen geopfert, unzählige gute, gesunde Bestandsbäume gefällt und immer kamen wir Erfurter Bürger mit Einsprüchen zu spät.
Ich möchte Sie aufrufen, machen Sie sich sachkundig! Lassen wir es diesmal nicht zu, dass ein weiteres Kapitel der Zerstörung unseres Stadtgrüns hinzu kommt!
Der Ausblick vom Petersberge auf unser Erfurt ist jetzt schon fantastisch. Welcher Erfurter oder Besucher braucht da noch einen zusätzlichen Blick auf ein zerschnittenes Wäldchen und ein Umspannwerk?
Christine Werner, Erfurt
Entsprechendes Areal seit 1991 geschützt