Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Alles läuft nach Plan

Mit einem soliden 4:0-Erfolg gegen Südafrika wird Deutschlan­d Gruppen-erster und geht den USA aus dem Wege

- Von Björn Goldmann

Montpellie­r. Auf dem Rasen gab es hängende Köpfe und traurige Blicke. Das Spiel war verloren, klatschend verabschie­deten sie sich vom Publikum in Montpellie­r und bereiteten sich auf die Heimreise vor. Für Südafrika ist die WM in Frankreich nach der Vorrunde vorbei, es war die erste Endrundent­eilnahme des Landes überhaupt. Für die deutschen Fußballfra­uen aber geht das Turnier der Weltbesten weiter. Durch das 4:0 (3:0) hat sich das Team von Bundestrai­nerin Martina Voss-tecklenbur­g als Gruppeners­ter eine gute Ausgangsla­ge für das Achtelfina­le geschaffen. In dem geht es am Samstag in Grenoble gegen einen der besten Dritten der Nebengrupp­en (17.30 Uhr/ ZDF/DAZN), statt als Gruppenzwe­iter am Montag in Reims womöglich auf die FußballGro­ßmacht USA zu treffen. Alles läuft nach Plan.

„Wir haben teilweise tolle Ballstafet­ten gezeigt. Da sieht man, wie einfach Fußball sein kann“, sagte Bundestrai­nerin Martina Voss-tecklenbur­g. Denn trotz des bereits sicheren Achtelfina­leinzugs hatte sich ihr Team in den beiden vorherigen Partien gegen China und Spanien nicht immer leicht getan. Das tat es nun vermehrt gegen Südafrika, aber der Gegner ließ den deutschen Frauen auch mehr Freiräume als bisher gewohnt. Die wurden genutzt und nach 15 Minuten konnte Melanie Leupolz ihren Führungstr­effer bejubeln. Völlig unbedrängt drückte sie den Ball nach einer Ecke mit dem Kopf in die Maschen. „Das tat richtig gut“, sagte die 25-Jährige.

Auch einer anderen war die Erleichter­ung anzumerken. Bisher war es wahrlich nicht das Turnier von Alexandra Popp gewesen. Die Spielführe­rin hatte im ersten Spiel gegen China mehrere Chancen nicht genutzt, gegen Spanien rückte sie während des Spiels aus dem Sturm ins defensive Mittelfeld und löschte dort die Brandherde. Nun traf sie in der 40. Minute per Kopf zum 3:0, lief quer übers Spielfeld zur Ersatzbank und umarmte dort ihre Mitspieler­innen. „Damit wollte ich allen zeigen, dass sie ein Teil von uns sind, dass wir es nur zusammen schaffen“, sagte die 28-Jährige vom VFL Wolfsburg.

Zuvor hatte eine eigentlich harmlose Hereingabe von Verena Schweers zum 2:0 geführt, als Südafrikas Torfrau Andile Dlamini den Ball direkt vor die Füße von Sara Däbritz lenkte, die nur noch einschiebe­n musste (29.). Fast identisch das 4:0: Den Kopfball der Essenerin Marina Hegering ließ Südafrikas Schlussfra­u so unglücklic­h abprallen, dass Bayerns Lina Magull diesen nur über die Linie drücken musste (58.).

Hätten die deutschen Fußballeri­nnen noch höher gewinnen können? Ja müssen, weil von Beginn an eine qualitativ­e Zweiklasse­ngesellsch­aft auf dem Rasen geherrscht hatte? „Wir hätten die eine oder andre Chance besser verwerten müssen“, befand Sara Däbritz. „Manchmal versuchen wir noch, bestimmte Situatione­n zu schnell und zu komplizier­t zu lösen“, sagte Martina Voss-tecklenbur­g. „Aber das Wichtigste ist, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir haben neun Punkte geholt. Ich hoffe, dass uns das ein Stück weit Sicherheit geben wird.“Zeuge davon im mit 15.502 Zuschauern nur halbvollen Stadion von Montpellie­r wurde auch Oliver Bierhoff (51), Manager der Dfb-nationalma­nnschaften, der selbst in diesem Stadion bei der WM 1998 gegen den Iran (2:0) und im Achtelfina­le gegen Mexiko (2:1) getroffen hatte. „Der Start in so ein Turnier ist immer schwer“, sagte der 51-Jährige über das deutsche Frauenteam, „gerade für eine junge Mannschaft.“

Gut fürs Selbstbewu­sstsein seien die vier Tore, befand Torfrau Almuth Schult. Bisher blieb sie ohne Gegentreff­er. In der Schlusspha­se entschärft­e sie auch gegen Südafrika zwei gefährlich­e Konter von Thembi Kgatlana. „Ich bin froh, dass es bisher immer gereicht hat. Aber bleiben wir doch mal realistisc­h: In solch einem Weltklasse­turnier weiter ohne Gegentor zu bleiben, wird unmöglich sein.“

 ?? FOTO: JEAN-PAUL PELISSIER/REUTERS ?? Mit Schwung ins Achtelfina­le: Mit einem : gegen Südafrika beenden die deutschen Damen die Vorrunde als Gruppensie­ger.
FOTO: JEAN-PAUL PELISSIER/REUTERS Mit Schwung ins Achtelfina­le: Mit einem : gegen Südafrika beenden die deutschen Damen die Vorrunde als Gruppensie­ger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany