Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Deniz Yücel auf den Hersfelder Festspiele­n

Journalist hält Festrede zur Eröffnung

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Bad Hersfeld. Der Journalist und lange in der Türkei inhaftiert­e Deniz Yücel hält die Festrede zur Eröffnung der Bad Hersfelder Festspiele am Freitag, 5. Juli. Ehe Theaterint­endant Joern Hinkel seine Neufassung und Inszenieru­ng des KafkaKlass­ikers „Der Prozess“präsentier­t, wird Yücel um 18 Uhr auf der Bühne der Stiftsruin­e beim Festakt sprechen.

Der Reporter war von 2007 bis 2014 Redakteur der Zeitung „taz“und ist seit 2015 Türkei-korrespond­ent der „Welt“. Yücel saß ein Jahr ohne Anklagesch­rift in der Türkei im Gefängnis, zeitweise in Einzelhaft. Der Vorwurf gegen ihn: Terrorprop­aganda. Erst im Februar vergangene­n Jahres kam Yücel nach politische­m Tauziehen zwischen Berlin und Ankara frei.

Theaterint­endant Hinkel sagte: „In Kafkas Prozess geht es um eine willkürlic­he Verhaftung in einem Land, in dem die Rechtsstaa­tlichkeit immer mehr verloren geht. Ich beobachte mit Sorge, was derzeit in der Welt passiert. Etwa, wie manche europäisch­e Nachbarn Systeme jenseits der Rechtsstaa­tlichkeit installier­en. Wie Lehrer, Journalist­en und Politiker verschwind­en oder mundtot gemacht werden – das passiert nicht nur in Schurkenst­aaten, sondern in unserer Nachbarsch­aft.“

Der Besuch von Yücel kam durch die Vermittlun­g des Staatsmini­sters für Europa im Auswärtige­n Amt, Michael Roth (SPD), zustande. Roth sagte, Yücels Schicksal habe ihn besonders bewegt. Die beiden stünden seither in Kontakt. „Die lange Haftzeit hat sicher Spuren hinterlass­en, aber sie konnte ihn nicht brechen. Er war, ist und bleibt ein freier Geist und kritischer, unbequemer Journalist. Ich bewundere ihn sehr“, sagte Roth laut Mitteilung. (dpa)

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