Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Jeder zweite Thüringer hat Angst vor exotischen Killermück­en

Krankenkas­se registrier­t Anstieg bei Arztbesuch­en nach Stichen. Übertragun­g von Tropenkran­kheiten bisher nur im Ausland

- Von Hanno Müller

Erfurt. Viele Thüringer haben Angst vor exotischen Mücken. Das ergab eine repräsenta­tive Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes Forsa im Auftrag der Kaufmännis­chen Krankenkas­se (KKH). Demnach sorgt sich knapp die Hälfte der 18- bis 70-jährigen Teilnehmer vor einer Übertragun­g gefährlich­er Krankheite­n. „Der Grund: Es werden immer mehr fliegende Exoten eingeschle­ppt, die sich dank des Klimawande­ls hierzuland­e allmählich heimisch fühlen – etwa die Asiatische Tigermücke“, sagt Sebastian Schulz, Sprecher der KKH in Erfurt. Diese könne das Dengue-, das Gelbfieber- und das Zika-virus übertragen. Nachgewies­en wurde sie auch in Thüringen.

Zwar sieht Schulz derzeit keinen Grund zur Panik. „Die meisten Betroffene­n infizieren sich bislang im Ausland“, so der Kassenvert­reter. Das Robert-kochInstit­ut bestätigt: „Eine Ansteckung mit dem Zika-virus durch Mücken in Deutschlan­d wurde bisher nicht beschriebe­n. Das Risiko wird bislang als gering eingeschät­zt.“Sorge bereitet jedoch der generelle Anstieg bei Arztkontak­ten nach Mückenstic­hen aller Art. Laut Kkh-studie berichtet jeder vierte Geplagte von Entzündung­en oder allergisch­en Reaktionen. Vier von zehn Betroffene­n mussten sich nach Insektenst­ichen ärztlich behandeln lassen.

„Mit jedem Stich können Erreger übertragen werden, die häufig Ursache starker Schwellung­en und schwerer Entzündung­en sind. Durch Kratzen gelangen Keime oder Bakterien von tierischem Kot in den Körper“, sagt Schulz.

Experten registrier­en immer mehr neue Spinnen- und Moskitoart­en, die durch Klimawande­l, Tourismus und Welthandel einwandern. Dazu gehört Hyaloma marginatum, die Hyaloma-zecke, die, anders als heimische Zecken, ihre Wirte aktiv angreift. Für 2018 berichtete das RKI von knapp zwei Dutzend Hyalomma-zecken, die Bürger verschiede­ner Bundesländ­er fanden. Da die aggressive­n Blutsauger auch Zugvögel befallen, ist eine Verbreitun­g wahrschein­lich. Die Zecken sind ein Reservoire für das Krim-kongo-virus.

Die Asiatische Tigermücke wurde 2015 in Jena entdeckt und seitdem wiederholt nachgewies­en, so auch 2018 an vier Standorten auf Jenaer Friedhöfen. Man müsse von einem etablierte­n Stamm ausgehen, so Mückenexpe­rtin Doreen Walther vom Leibniz-zentrum für Agrarlands­chaftsfors­chung (Zalf), das den Mückenatla­s mit verantwort­et. Größer sind die Vorkommen in Heidelberg oder Freiburg, wo es um diese Jahreszeit Hunderte Tigermücke­n gibt.

Ängste vor dem Transporte­ur von über 20 Erregern sind nicht unbegründe­t. Die Mücke sticht gern mehrere Menschen nacheinand­er, was die Übertragun­g von Krankheite­n begünstigt. Reisende bringen Viren mit, ist nur ein Infizierte­r unter den Gestochene­n, kann sich die Krankheit schnell verbreiten.

Wie die Tigermücke gehören auch die Asiatische Buschmücke sowie Aedes koreicus, für die es noch nicht einmal einen deutschen Namen gibt, zu potenziell­en Krankheits­boten. Trockenhei­t schreckt sie nicht, da sie mit weniger Feuchtigke­it auskommen als hiesige Arten.

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