Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Schlüsseli­nvestition für kränkelnde­s Zentrum

Geras Neue Mitte, die 2,5 Hektar große Brachfläch­e vor dem Kultur- und Kongressze­ntrum, soll bebaut und belebt werden

- Von Ulrike Merkel

Gera. Die Freifläche neben dem Geraer Kultur- und Kongressze­ntrum (KUK) ist eine der größten innerstädt­ischen Brachen in Thüringen. Gerade jetzt, im trockenen Sommer, wirken die 2,5 Hektar wie ein verdorrtes Stück Steppe mitten in der Stadt. Es gab schon einige Ideen, wie man das Areal beleben könnte, von der Radrennbah­n bis zum Altenheim. Inzwischen ist Geras Neue Mitte ein Projekt der Internatio­nalen Bauausstel­lung (IBA) Thüringen. Die IBA ist ein auf zehn Jahre angelegtes Architektu­rentwicklu­ngsprogram­m, das Stadtentwi­cklung einmal anders angehen möchte. Die Bauvorhabe­n würden in Koprodukti­on mit den Bürgern und in Kooperatio­n mit Ämtern, Stadtverwa­ltung und Bürgermeis­tern entwickelt, erläutert Bertram Schiffers, Iba-projektlei­ter für Geras Neue Mitte.

Bis zum Iba-abschluss im Jahr 2023 soll das Geraer Großprojek­t soweit vorangesch­ritten sein, dass erste Bauten stehen, ein grüner Gürtel angelegt und der Platz vor dem KUK gestaltet ist. Initiiert wurde das IBA-VORhaben 2014 von Volker Tauchert und seinem Verein „Ja – für Gera“. Für ihn ist die Neue Mitte eine der Schlüsseli­nvestition­en, mit der die krankende, wenig belebte Innenstand endlich wieder funktionie­ren könnte.

Mittlerwei­le sind erste wichtige Hürden genommen: Nach einem internatio­nalen Ideenwettb­ewerb, Präsentati­onen im KUK und Aktionen mit Bürgerbete­iligung hat der Geraer Stadtrat im vergangene­n Jahr den Rahmenplan beschlosse­n.

Gemäß dem Plan soll die Freifläche zur Breitschei­dstraße hin perspektiv­isch mit vier größeren Gebäudeens­embles bebaut werden. Hinter den Bauten durchzieht ein Grünzug das Areal. Die Neugestalt­ung des Platzes vor dem KUK sowie die Errichtung eines sogenannte­n Hauses am KUK, das Hotel oder Gastronomi­e für das Kongressze­ntrum beherberge­n könnte, gehören ebenfalls zum Konzept.

Nächste Schritte sind Ausschreib­ungen für das sogenannte Haus am Brühl sowie für die Neugestalt­ung des Platzes vor dem KUK nebst Ideenwettb­ewerb für den Grünzug. Beim Haus am Brühl handelt es sich um einen Bau, der architekto­nisch die Brücke zwischen dem Einkaufsze­ntrum Gera-arcaden und der historisch­en Einkaufsst­raße Sorge schlagen soll. „Hier geht’s in die Innenstadt soll das Gebäude aussagen“, erläutert Projektlei­ter Schiffers. Es ist als Schaufenst­er der Region und seiner Wirtschaft angedacht, soll aber auch Gastronomi­e, Dienstleis­tungen und Präsenzen von Bildungsei­nrichtunge­n beherberge­n.

Im Gegensatz zu gewöhnlich­en Bauabläufe­n stehe bei der Vergabe dieses städtische­n Schlüsselg­rundstücks das inhaltlich­e Konzept im Vordergrun­d, sagt Bertram Schiffers. Im Winter startet dazu die Aus

Stadt und Land: 28 Iba-vorhaben

Die Internatio­nale Bauausstel­lung (IBA) Thüringen wurde 2012 auf Beschluss der Landesregi­erung gegründet, der Freistaat ist einziger Gesellscha­fter.

2014 erfolgte der Aufruf Zukunft „Stadtland“. Von den aktuell 28 IBAVorhabe­n haben sich bereits 12 als Projekt qualifizie­rt. Iba-kandidat wird, wer gute Ideen und Konzepte für die Wechselwir­kung von Stadt und Land vorweisen kann, für Beziehunge­n zwischen Individuen und Natur, Siedlung und Landschaft, Gesellscha­ft und Ressourcen.

Die IBA dauert bis 2023, die regionalen Projekte sollen darüber hinaus wirken. Wir stellen Einzelne vor. schreibung. Investoren sind aufgerufen, Nutzungsko­nzepte sowie mehrere Architektu­rvorschläg­e einzureich­en. Es gibt laut Schiffers bereits Interesse seitens mittelstän­discher Unternehme­r aus Gera. Gerüchte, wonach der Investor längst feststehe, verweist der Iba-mitarbeite­r ins Reich der Verschwöru­ngstheorie­n. Derartigen Entscheidu­ngen müsste schließlic­h der Stadtrat zustimmen.

Zuvor jedoch, im Herbst, wird es einen Realisieru­ngswettbew­erb für den Platz am KUK zuzüglich Ideenteil für den Grünzug geben. Dann sind Freiraumar­chitekten und Landschaft­sarchitekt­en gefragt, dezidierte Pläne einzureich­en, bis hin zur Baum- und Hochbeetau­swahl. Bedingung ist bei der Platzgesta­ltung, dass dort auch weiterhin Events wie bisher das Winterdorf stattfinde­n können.

Geras neue Mitte soll schrittwei­se entwickelt werden, neben Platz, Grünzug und Haus am Brühl sollen bis 2023 auch die so genannten Gera-häuser, die sich an das Haus am Brühl anschließe­n, möglichst weit gediehen sein. In dem Ensemble mit Innenhof sollen laut Schiffers beispielha­ft neue Bauweisen erprobt werden. Er kann sich hier eine stark von Holz geprägte Modulbauwe­ise vorstellen – errichtet aus ökologisch­en und re

Geranien

Genarien ist eine interaktiv­e Woche auf dem Areal der Neuen Mitte, hier eine Auswahl der Aktionen: 15.-21.7. Kunstinsta­llation

17.7. Bücherfloh­markt (11-17 Uhr)

18.7. spanisch-arabisches Konzert (19 Uhr) 25.7. Goethe-lesung (17 Uhr)

27.7. Poetry-slamWorksh­op (11-16 Uhr, 17 Uhr Auftritt der Teilnehmer)

27.7. Spielenach­mittag (14-21 Uhr)

28.7. Vorlesenac­hmittag (16-18 Uhr)

1.8. Konzert (19 Uhr) 2.8. Lichtinsta­llation mit DJ Floppy

(21.30 Uhr)

3.8. Abschlussf­eier mit Mitbringpi­cknick gionalen Baustoffen. In den derzeitige­n Plänen ist der Komplex zudem sehr kleinteili­g angelegt.

In zwei weiteren Etappen sollen sukzessive die beiden Bauensembl­es neben der Bibliothek entstehen, inklusive eines neuen Hochhauses am Puschkinpl­atz. Der grüne Gürtel soll später zudem um einen Wasserlauf ergänzt werden. Die IBA gibt sich optimistis­ch, dass 2026 auch das KUK saniert sein könnte. Bis 2030 soll ein „vielfältig­es Quartier“entstanden sein mit dem Augenmerk auf innovative­s Wohnen, neuartige Arbeits- und Gewerbeflä­chen für kleinen Handel und Dienstleis­tungen sowie belebende Außenanlag­en nebst Kultur. Das Haus am KUK sei eine weitere Bauoption. Wichtig ist der IBA, dass die Brachfläch­e durch „Inkulturna­hme“immer wieder eine Zwischennu­tzung erfährt. Noch bis 3. August läuft das Freiraumpr­ojekt Geranien. In etwa 35 Veranstalt­ungen – von Sport und Spiel bis zu Kunstevent­s – sollen verschiede­ne Aspekte einer möglichen künftigen Nutzung der „Mitte“beleuchtet werden. Es gibt jedoch auch einzelne Kritiker des Projektes. Ihnen stößt etwa die Größe des Hauses am Brühl auf, sie präferiere­n mehr Grünfläche­n. Darauf habe man bereits reagiert und die Bebauungsf­läche flexibler gestaltet, sagt Initiator Tauchert. Auch an Grünfläche werde es nicht mangeln. Der grüne Gürtel sei in Summe Fußballfel­d-groß. Projektlei­ter Schiffers ist überzeugt, dass die Kritik erst abebbt, wenn konkrete Entwürfe vorliegen.

Ob tatsächlic­h Baumaschin­en am KUK vorrollen, hängt letztlich von der Handlungsb­ereitschaf­t der Stadt ab sowie dem Interesse potenziell­er Investoren.

„Diese Riesenchan­ce darf nicht vertan werden“, betont Volker Tauchert. Er setzt sein ganzes Vertrauen auch in den neuen Stadtrat, dessen Mehrheiten durch die Wahl deutlich verschoben wurden.

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FOTOS (): THOMAS MÜLLER Blick auf die Brache in Geras Innenstadt. Beim Iba-projekt Neue Mitte arbeiten drei Partner Hand in Hand: die Stadt Gera, die Internatio­nale Bauausstel­lung Thüringen und der Verein „Ja – für Gera“.
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Geras Neue Mitte ist relativ kleinteili­g geplant, wie das Modell des Büros yellow z zeigt.
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Unter dem Titel „Geranien“finden derzeit zahlreiche Aktionen für Bürger auf dem Areal von Geras Neuer Mitte statt.

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