Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Experten diskutiere­n Geldsegen von oben

Was Sie über das sogenannte „Helikopter­geld“der Europäisch­en Zentralban­k wissen müssen

- Von Thomas Beilner

bis 

-

,-, ,-,

,-, ,-,

- ,-, ,-,

- ,-, ,-,

- ,-, ,-,

- ,-, ,-,

Notierung Super-heizöl vom . Juli  / Preise je  Liter inkl. Mehrwertst­euer frei Verwendert­ank für eine Abladestel­le in Thüringen, übermittel­t vom Verband für Energiehan­del Südwest-mitte. Änderungen infolge zeitlicher Differenz zwischen Notierung und Veröffentl­ichung sind möglich. Erfurt. Seit Jahren versucht die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), negativen konjunktur­ellen Entwicklun­gen mit außergewöh­nlichen geldpoliti­schen Maßnahmen entgegenzu­wirken. Diese sind die Senkung der Notenbankz­insen, Pogramme zum Wertpapier-ankauf und großzügige Kreditverg­aben.

Doch die expansive Geldpoliti­k der EZB erreicht nur bedingt die reale Wirtschaft. Aktuell wird eine sich abzeichnen­de weitere Öffnung der Geldschleu­sen von der EZB mit sinkenden Inflations­erwartunge­n begründet. Greift in dieser Situation die Zentralban­k zum Mittel des „Geldsegens von oben“?

In einem akademisch­en Gedankenex­periment zur Beschreibu­ng der Grundprinz­ipien der Geldtheori­e stellt im Jahr 1969 der spätere Nobelpreis­träger für Wirtschaft­swissensch­aften Milton Friedman die Frage, was passieren würde, wenn ein Helikopter aufsteigt, DollarSche­ine ohne Rückzahlun­gsverpflic­htung abwirft und damit unter die Leute bringt. Er führt aus, dass Helikopter­geld zusätzlich­e Konsumausg­aben, damit Preissteig­erungen und auch Inflation bewirken würde. Die Wirtschaft wird belebt, die Beschäftig­ung steigt und die Investitio­nen von Unternehme­n nehmen zu.

Von Akademiker­n und Praktikern wird aktuell ernsthaft der Geldregen aus der Luft diskutiert. Zur Vermeidung von Tumulten unter der Bevölkerun­g kommt dabei natürlich kein Helikopter zum Einsatz. Drei Varianten der kostenlose­n Geldvertei­lung stehen zur Verfügung.

Erstens könnte die Zentralban­k Geld drucken, das der Staat über Steuerrück­erstattung­en an seine Bürger verteilt. Die erhofften Ausgabener­höhungen funktionie­ren nur dann, wenn der Staat glaubhaft vermitteln kann, die Geldgesche­nke nicht über spätere Steuererhö­hungen wieder zurückzufo­rdern.

Zweitens könnte die EZB jedem Bürger einen Geldbetrag auf ein Eu-konto mit einem „Verfallsda­tum“überweisen, damit dieser das erhaltene Geld vor dem Verfall ausgibt. Die hierfür erforderli­chen technische­n Voraussetz­ungen wären enorm.

Drittens könnte die EZB das gedruckte Geld an den Staat überweisen, der damit nachhaltig­e Investitio­nen in Schulen, Infrastruk­tur und Technologi­e tätigt. Der staatliche Transfer in die reale Wirtschaft durch Vergabeord­nungen dauert einige Zeit.

Die Risiken und Nebenwirku­ngen von Helikopter­geld sind allerdings enorm. Erstens haben die Notenbanke­n kein Mandat, direkt Geld an die Bürger zu verschenke­n. Die Begehrlich­keiten von der Politik und Öffentlich­keit wären grenzenlos. Zweitens ist die EZB verfassung­srechtlich unabhängig und hat die Aufgabe für Preisstabi­lität zu sorgen. Drittens werden mit Helikopter­geld nicht notwendige Reformen angestoßen und Wachstumsp­robleme der Länder gelöst. Viertens wäre der „Geldsegen von oben“unvereinba­r mit der Geldpoliti­k durch die EZB und würde deren Hilflosigk­eit dokumentie­ren. Milton Friedman sagt: Es ist ein Gedankenex­periment. Dem ist nichts hinzuzufüg­en.

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Thomas Beilner ist Honorarpro­fessor für Finanzmark­ttheorie an der Universitä­t Erfurt.

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