Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Mehr digitaler Unterricht in Volkshochschulen
Ob Sprachkurse mit Virtual-reality-brillen oder Podiumsdiskussionen – so wird das Lernen mit dem Internet ausgebaut
Erfurt. Online-angebote und Seminare via Internet (Webinare) spielen eine immer größere Rolle im Angebot der Thüringer Volkshochschulen (VHS). „Reine Online-kurse sind weniger gefragt, der Trend geht zur Verzahnung von digitalen Inhalten mit Vor-ort Angeboten“, sagte Steffi Dietrich-mehnert vom Thüringer Volkshochschulverband. Gerade in ländlichen Regionen eröffne das Internet spannende Möglichkeiten - unter anderem, weil sich das Angebot dadurch erweitere.
„Oft ist es nicht möglich, gerade bei globalen Themen wie etwa der Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll, die überregionalen Experten in jeden Landkreis einzuladen“, erklärte Dietrich-mehnert. Die Lösung: Vorträge an einem beliebigen Ort in Deutschland werden live im Netz übertragen. In den teilnehmenden Volkshochschulen werden diese Angebote entweder durch weitere Veranstaltungen ergänzt oder sind von zu Hause aus online abrufbar – mit der Möglichkeit, auch Fragen zu stellen. Schwerpunkt sind bisher gesellschaftliche und politische Themen, doch auch Umweltthemen sollen so angeboten werden. So ist etwa ein OnlineKurs zur artgerechten Haltung von Bienen geplant. Die VHS Kyffhäuserkreis bietet den Kurs „Smartphones in der Natur“an, bei der die Teilnehmer mit Tierund Pflanzenerkennungs-apps auf Wanderungen gehen. „Neben der Naturerkundung wird so auch der Umgang mit dem Smartphone vertieft – dieses Wissen ist nicht selbstverständlich“, sagte Dietrich-mehnert. An der VHS Gotha wurde ein Vortrag über Us-amerikanische Nationalparks erfolgreich mit Virtual-reality-brillen unterstützt. Mehrere Volkshochschulen überlegen, ob solche Vr-brillen künftig etwa auch im Sprachunterricht eingesetzt werden könnten. Auf praktischer Ebene haben digitale Medien schon länger Einzug in die Vhs-klassenzimmer gehalten, sagt Torsten Haß von der VHS Erfurt. So seien die normalen Tafeln auf interaktive Whiteboards umgerüstet worden. Es gebe eine Vielzahl Zusatzmaterialien, die über das Smartphone abrufbar seien. Auch Verwaltungsvorgänge wie die Anmeldung zu Kursen oder die Einstufungstests für Sprachkurse würden immer stärker online erledigt. Im Ausbau sei die VHSCloud, so Dietrich-mehnert. Diese biete eine sichere Arbeitsumgebung für alle Lehrenden, in der jeder seinen eigenen virtuellen Schreibtisch einrichten, mit anderen kommunizieren und gemeinsam Dokumente bearbeiten könne. Für Kursteilnehmer können Online-angebote für jeden Kurs angelegt werden. Auch eine eigene Messenger-funktion wird angeboten, damit die Kommunikation nicht über kommerzielle Anbieter laufen muss. In den zentralen Bereichen Sprache, Gesundheit und Kunst bleibt nach Einschätzung der Bildungseinrichtungen der Gruppenunterricht vor Ort mit Abstand die beliebteste Kursform. Für viele sei das gemeinsame Lernen und gegenseitige Motivieren ein sehr wichtiger Aspekt, heißt es. Grundsätzlich ist die Nachfrage nach VHS-KURsen in Thüringen dem Verband zufolge stabil. Im Freistaat gibt es aktuell 23 Volkshochschulen mit 57 Außenstellen. (dpa)