Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Brexit stärkt Finanzplat­z Deutschlan­d

Dutzende Banken verlegen ihre Büros

- Von Alexander Klay

Berlin. Die deutsche Bankenbran­che schaut mit Sorge auf den möglichen ungeregelt­en Austritt der Briten aus der Europäisch­en Union. „Der sich nun abzeichnen­de harte Brexit, also ohne ein begleitend­es Abkommen, ist unverantwo­rtlich“, sagte Andreas Krautschei­d, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­ands deutscher Banken, unserer Redaktion. Premier Boris Johnson scheinen „maximale ökonomisch­e Schäden“im eigenen Land wie in den übrigen europäisch­en Ländern nicht zu interessie­ren.

Ein Profiteur ist unterdesse­n der Finanzplat­z Deutschlan­d. „Frankfurt ist dabei einer der großen Gewinner des Brexits“, sagte Krautschei­d, „sofern man bei dieser unglücklic­hen Entwicklun­g überhaupt von Gewinnern sprechen mag.“Bisher hätten 45 internatio­nale Finanzinst­itute ihre Geschäfte an den Main verlagert. „Sie bringen neue Geschäfte und weiteres Personal dorthin.“In den vergangene­n zwei Jahren hätten sich die Banken auf den harten Brexit als „größten anzunehmen­den Unfall vorbereite­t“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Bankenverb­ands. „Hunderttau­sende Kunden von internatio­nalen Banken, die bisher in London betreut wurden, müssen in die EU verlagert, ihre Verträge umgestellt werden.“

Bankenaufs­eher ermahnen Geldhäuser

Die Bankenaufs­eher der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) hatten zuvor die Geldhäuser in Großbritan­nien eindringli­ch davor gewarnt, die Vorbereitu­ngen für den nahenden Austrittst­ermin schleifen zu lassen. Spätestens am 31. Oktober will Johnson den Brexit vollziehen. Trotz der großen Umzugswell­e etwa nach Frankfurt hätten die Institute erheblich weniger Aktivitäte­n auf den Kontinent verlagert als ursprüngli­ch vorgesehen, hieß es. „Die EZB erwartet nun, dass die Banken die Umsetzung ihrer Pläne beschleuni­gen.“

Viele internatio­nale Geldhäuser haben bislang von London aus ihre Geschäfte in der ganzen EU betreiben. Dies ist nach dem Austritt Großbritan­niens aus dem Staatenbun­d nicht mehr möglich.

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