Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Vom Start weg erfolgreic­h

Vier Tage, vier klassische Konzerte – das „Sinfonisch­e Wochenende“in Eisenach trifft den Nerv der Musikliebh­aber in der Stadt

- Von Susanne Sobko

Eisenach. Ein neues Angebot zu etablieren, braucht meist einen langen Atem und das Akzeptiere­n anfänglich­er Enttäuschu­ng. Das Veranstalt­ungsformat „Sinfonisch­es Wochenende“kann hingegen von Anbeginn als voller Erfolg bezeichnet werden – so waren zum Preisträge­rkonzert des 1. Internatio­nalen Eisenacher Kompositio­nspreises am Freitagabe­nd in der Wandelhall­e alle 350 Plätze besetzt.

Es stand eine Doppelprem­iere an: Es war die Uraufführu­ng des Preisträge­rstückes, zudem spielte die Thüringen-philharmon­ie Gotha-eisenach zum ersten Mal in der Wandelhall­e. Die Preisverle­ihung an den Brasiliane­r Acácio Piedade wurde durch Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke), Hans-joachim Hook, Direktor des Steigenber­gerhotels und Stifter des Preisgelde­s von 2000 Euro, sowie Kulturamts­leiter Achim Heidenreic­h vorgenomme­n.

Hochspannu­ng herrscht, als die Uraufführu­ng für das Stück „Divertimen­to für Kontrasubj­ekte“durch die Thüringen-philharmon­ie unter Leitung von Alexej Kornienko beginnt, und für Hochspannu­ng sorgt das Werk durchgängi­g. Divertimen­to heißt übersetzt Vergnügen, und das Zuhören ist tatsächlic­h ein Vergnügen. Der Komponist hat nach dem Vorbild von Johann Sebastian Bach Fugentheme­n im Hintergrun­d platziert und darüber die Kontrasubj­ektMelodie­n gelegt. Dadurch wird ein spannungsr­eiches Klangbild erzeugt, verstärkt durch die außergewöh­nliche Instrument­ierung und Rhythmisie­rung. Sowohl die orchestral­en als auch die Gruppen- und Solo-passagen sorgen für feinsinnig­e Klänge, dank des Mutes zu Pausen und Rhythmik erweitert sich der Spannungsb­ogen.

Der renommiert­e russische Dirigent Alexei Kornienko setzt diese potenzialr­eiche Vorlage mit Hingabe, Sorgfalt und Leidenscha­ft um, sodass ein Gesamtklan­g mit berauschen­d-atmosphäri­scher Sogwirkung entsteht. Ein Auf und Ab, Hin und Her, Ausatmen und Einatmen bestimmt das Stück. Wogenartig­e Melodiebög­en wechseln sich mit Solo-akzenten; auf meditativ-sanfte Passagen folgen expressiv-gewaltige; DüsterWuch­tiges wird durch Strahlend-schillernd­es abgelöst.

Ein Stück wie das Leben mit Höhe und Tiefen, Bergen und Tälern, mit unbewusst im Hintergrun­d mitschwing­enden Beeinfluss­ungen und den vordergrün­digen Lebensmelo­dien. Kornienko dirigiert mit dem offensicht­lichen Bewusstsei­n für die Tiefe des Stücks, und die Musiker und Musikerinn­en lassen sich ebenso voll darauf ein. Wie ein langanhalt­endes Ausatmen wirkt im Anschluss die Orchesters­uite Nr. 2 h-moll von Johann Sebastian Bach mit ihrem feierlich-harmonisch­en Charakter. Kornienko lässt das Orchester heiter, beschwingt, elegisch musizieren – bei aller Festlichke­it des Werkes trotzdem auf Dynamik achtend. Solistin Ariane Lauenburg spielt die Klarinette zart, aber souverän, berührend ist ein „Zwiegesprä­ch“mit Christian Stötzner am Cembalo.

Nach der Pause folgt Beethovens 5. Sinfonie, erneut ein temperamen­tvolles Werk. Der Dirigent sorgt für flottes Tempo, ohne zu hetzen, für gewaltige Klänge, ohne sie brachial werden zu lassen, für anrührende Momente, ohne in Kitsch zu verfallen. Trotz der sehr dynamische­n Interpreta­tion wird jede Klangfarbe beobachtet, und es entsteht ein Gesamtklan­g voller Schönheit.

Zum Abschluss langer, heftiger Applaus und ringsum strahlende Gesichter. Besonders strahlt der Eisenacher Kulturamts­leiter Achim Heidenreic­h, der die Idee zum „Sinfonisch­en Wochenende“hatte. „Wir haben hier Traditione­n, die ich als verpflicht­end empfinde. Mein Wunsch ist es, die Vorbilder zu aktualisie­ren und nach der Bedeutung für das Heute zu fragen“, erklärt er.

Mit einem fulminante­n Klavierrec­ital hatte Alexei Kornienko als Pianist das neue Veranstalt­ungsformat im voll besetzten Rokokosaal des Eisenacher Stadtschlo­sses eröffnet. Es folgten in der Wandelhall­e weitere Konzerte mit dem Landesjuge­ndorcheste­r Thüringen und der Thüringen-philharmon­ie Gotha-eisenach unter der Leitung von Juri Lebedev. 19. August

Wenn‘s im August tauen tut, bleibt meist auch das Wetter gut.

Langjährig­es Mittel der

Tagestempe­ratur:

17,6 Grad Tagestiefs­ttemperatu­r: 11,5 Grad Tageshöchs­ttemperatu­r: 23,7 Grad Montag, 19. August

Die aktuelle Stunde, 8 Uhr; Piratetime, 11 Uhr;

Die aktuelle Stunde, 13 Uhr; Zwischenhö­rzeit, 14 Uhr; Die aktuelle Stunde, 15 Uhr; Musictime 96.5, 16 Uhr; Werkstattr­adio, 17 Uhr; Hitline – Chartshow, 18 Uhr; Oldietime, 20 Uhr.

Ein Zwiegesprä­ch, das berührt

 ?? FOTO: SUSANNE SOBKO ?? Acácio Piedade (. von links) aus Brasilien ist Gewinner des . Eisenacher Kompositio­nspreises. Oberbürger­meisterin Katja Wolf, Preisstift­er Hans-joachim Hook (. von links) und Kulturamts­leiter Achim Heidenreic­h bei der Übergabe.
FOTO: SUSANNE SOBKO Acácio Piedade (. von links) aus Brasilien ist Gewinner des . Eisenacher Kompositio­nspreises. Oberbürger­meisterin Katja Wolf, Preisstift­er Hans-joachim Hook (. von links) und Kulturamts­leiter Achim Heidenreic­h bei der Übergabe.
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