Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Wo Bakterien belegte Brote essen

Ein Besuch in der Kläranlage in Stedtfeld gehört zum Programm der Winterferi­en der „Alten Posthalter­ei“

- Von Nele Bär

Eisenach. Das Kinder- und Jugendzent­rum „Alte Posthalter­ei“hat ein abwechslun­gsreiches Programm für die Winterferi­en zusammenge­stellt. Neben Basteln, Backen und Kochen sind zwei Ausflüge zu Unternehme­n der Region angeboten worden. Die Betreuer Claudia Albert, Max Liebetrau und Rebecca Liebetrau wollen den Kindern neue Orte zeigen. So geht es an diesem Tag zum Trink- und Abwasserve­rband nach Stedtfeld.

Von der Posthalter­ei wird über den Siebenborn zur Kläranlage gewandert. „Die Kinder freuen sich, wenn wir Ausflüge machen. Und für uns ist das ja auch interessan­t“, sagt Claudia Albert. Es sei wichtig den Kindern zu zeigen, was alles so im Alltag benötigt werde. Dazu gehöre eben auch eine Kläranlage. Die Sozialarbe­iterin wundert sich nicht über die hohe Teilnehmer­zahl: „Viele freuen sich, in der Natur zu sein und etwas Neues zu entdecken.“

„Posthalter­ei“ist mehr als ein Treffpunkt

Die lange Wanderung ruft aber nicht bei allen Begeisteru­ngsstürme hervor. In den immer häufiger werdenden Pausen werden Selfies gemacht und sogenannte Tiktoks, kurze Videos, in denen eine kleine Choreograf­ie zu Musik getanzt wird. Darüber kann Rebecca Jüng, die seit einem halben Jahr ein Praktikum in der „Posthalter­ei“macht, nur schmunzeln. „Es ist eben doch eine andere Generation. Trotzdem denke ich, dass es gut ist, wenn sie mal etwas anderes sehen.“

Viele Kinder besuchen die Ferienbetr­euung, um Gemeinscha­ft zu erleben. Die meisten sind regelmäßig­e Gäste in der „Posthalter­ei“. „Unsere Einrichtun­g ist aber nicht nur ein Treffpunkt, wir haben auch einen Bildungsau­ftrag“, sagt Claudia Albert. In der Schulzeit wird Hausaufgab­enbetreuun­g angeboten. „Wenn wir merken, dass ein Kind ein Problem mit dem Lesen hat, dann üben wir“, ergänzt die Sozialarbe­iterin. Oder beim Kochen ginge es nicht nur darum, Speisen zuzubereit­en, sondern auch um das Erlernen von Tischmanie­ren beim gemeinsame­n Essen.

Die Kläranlage ist erreicht. Tino Etzhold, Angestellt­er beim Verband, begrüßt die Gruppe: „Ich freue mich natürlich immer, wenn sich schon so junge Mitbürger für diese wichtige Arbeit interessie­ren.“Etwa 10.000 Menschen hätten den Abwasserve­rband bereits besucht und sich für dessen Arbeit interessie­rt. Natürlich muss Tino Etzhold die komplexen Vorgänge in der Kläranlage so veranschau­lichen, dass die Mädchen und Jungen diese verstehen.

Die Rede ist von Bakterien, die belegte Brote essen und Capri-sonne trinken als Sinnbild für die Nährstoffa­ufnahme der Bakterien. Die Maschinen sorgen bei den Kindern für große Augen.

Diesel von Lkw-unfall muss entsorgt werden

Dann bemerkt jemand eine schillernd­en Film auf dem Abwasser und fragt nach. „Das ist Diesel von einem Lkw-unfall. Wir konnten diesen teilweise noch vor dem Erreichen der Kläranlage abpumpen, aber nicht verhindern, dass ein Teil in die Becken geraten ist“, erklärt Etzhold. Das erstaunt alle. Weiter geht es an den großen Klärbecken vorbei. Die Kinder lauschen aufmerksam den Erklärunge­n.

Nach dem Ende der Führung überzeugt allerdings nur noch Eiscreme die Mädchen und Jungen, die restlichen Kilometer weiter bis nach Hörschel zu laufen. Von dort fährt der Bus zurück nach Eisenach. Ein weiterer Ausflug in dieser Woche führte zur Wellpappef­abrik nach Berka/werra.

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FOTO: NELE BÄR
Tino Etzhold, Mitarbeite­r des Trink- und Abwasserve­rbands, erklärt den Kindern die Funktionsw­eise der Kläranlage in Stedtfeld. FOTO: NELE BÄR

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