Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Viele Falschpark­er im Eisenacher Mariental

Chaotische Situation am Pfingstwoc­henende. Bürgerinit­iative weist auf Zerstörung­en im Naturschut­zgebiet hin

- Von Birgit Schellbach

Eisenach. Ausflugszi­ele wie die Wartburg, die Drachensch­lucht und die Hohe Sonne locken vor allem am Wochenende und an den Feiertagen Heerschare­n von Ausflügler­n an. Das ist Segen und Fluch zugleich. Eisenach wirbt wo es geht um Touristen, damit diese Geld in der Stadt lassen. Auf der anderen Seite parken einige Besucher wie sie Lust und Laune haben, hinterlass­en Müll, zertrampel­n seltene Pflanzen oder verscheuch­en geschützte Tiere.

Erst jüngst musste Antje Gössel von der Bürgerinit­iative für ein sauberes Mariental feststelle­n, dass ein Standort der Türkenbund­lilie durch unachtsame Kletterei zerstört worden ist. Auf ihrer Facebook-seite informiert sie darüber. Außerdem zeigt sie Fotos, wie chaotisch die Parksituat­ion im Eisenacher Mariental an Pfingsten gewesen ist. Selbst an Stellen der Marienbach-aue, die jüngst renaturier­t worden sind, standen Autos ohne Rücksicht auf frisch angesäten Bereichen.

Naturschut­zgebiet ist kein Abenteuers­pielplatz

„Viele Besucher verwechsel­n das empfindlic­he Naturschut­zgebiet mit einem Freizeit- und Kletterpar­k oder mit einem Abenteuers­pielplatz“, so Gössel. Im Zuge der Corona-pandemie sei es schlimmer geworden, weil deutlich mehr Menschen in der heimischen Natur unterwegs sind. Die Befürchtun­g ist, dass es in den Sommerferi­en, die viele in Deutschlan­d verbringen werden, noch mehr ausufert.

„Es ist wie eine Welle, die durch das Internet geht. Jeder zweite Beitrag dreht sich um die Drachensch­lucht“, hat Jonny Kraft festgestel­lt. Er gehört der Spd-fraktion im Stadtrat an und will die Situation zur nächsten Sitzung thematisie­ren. Am liebsten möchte er erreichen, dass regelmäßig jemand im Bereich von Mariental, Landgrafen­schlucht, Drachensch­lucht, Hoher Sonne und Wartburg unterwegs ist.

Analog von Rangern im Nationalpa­rk Hainich sollen diejenigen die Besucher auf das richtige Verhalten hinweisen, kontrollie­ren und Verstöße ahnden. Der Antrag hat bereits im Vorfeld so viel Staub aufgewirbe­lt, dass seitens der Stadtverwa­ltung erklärt worden ist: Sie allein sei nicht zuständig. „Alle Beteiligte­n sollten sich an einen Tisch setzen, um gemeinsam Lösungen zu finden, Stadt, Forstamt, Naturpark, Bürgerinit­iative“, formuliert Jonny Kraft das Ziel seines Antrags. Man dürfe die Ehrenamtli­chen nicht allein lassen. Diese sorgen ohnehin dafür, dass das gesamte Gebiet nicht im Müll erstickt.

Wie sieht es mit Kontrollen durch das städtische Ordnungsam­t aus? Auf Anfrage unserer Zeitung hieß es aus dem Rathaus, dass der Außendiens­t am Sonnabend im Mariental mehrfach kontrollie­rt und 19 Verwarngel­der wegen Parkens außerhalb gekennzeic­hneter Flächen oder Parkens auf dem Grünstreif­en ausgesproc­hen hat.

Die Autofahrer seien „teilweise sehr uneinsicht­ig und gereizt aufgetrete­n“. Sie hätten sich über unzureiche­nde Parkfläche­n und fehlende Hinweise zu Stellplätz­en an anderer Stelle beschwert, hieß es. Das Mariental ist der Ausgangspu­nkt für zahlreiche Wanderunge­n wie die Schluchten­tour. Außerdem sind dort die P+r-parkplätze für einen Besuch der Wartburg ausgeschil­dert. Aus Sicht der Stadtverwa­ltung sind die Möglichkei­ten zum Parken im Mariental erschöpft.

Die Beschilder­ung wird als „umfänglich“eingeschät­zt. Sie soll jetzt aber nochmals auf Ergänzunge­n überprüft werden. Dem Hinweis, wonach Biotope geschädigt worden sind, wolle man nachgehen.

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FOTO: BIRGIT SCHELLBACH
Lilly und Josephine Reichmann aus der Nähe von Stuttgart schauen sich die Informatio­nstafel im Eisenacher Mariental an, mit der bei den Besuchern für Müllvermei­dung geworben wird. Daran halten sich aber längst nicht alle Gäste. FOTO: BIRGIT SCHELLBACH

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