Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Fichte ist in der Region nicht mehr zu halten

Wald um Creuzburg und Mihla: Künftig sollen Weißtannen, Douglasien und Lärche gepflanzt werden

- Von Norman Meißner

Amt Creuzburg. „Die Fichte ist in unserer Region nicht zu retten“, betont in der jüngsten Stadtratss­itzung der Amtsleiter des Forstamtes Hainich-werratal, Dirk Fritzlar, in seinen Ausführung­en zur Waldsituat­ion im Bereich der Stadt Amt Creuzburg. In Gegenden unter 400 Höhenmeter­n sei die Fichte nicht mehr zu halten.

Die Kuppen des Großen Pferdsberg­s bei Creuzburg (406 Meter) und des Harsbergs bei Mihla (410 Meter) schrammen knapp über diese Marke. Mit einem relativ hohen Fichtenant­eil im Vergleich zum Thüringer Durchschni­tt (rund 10 Prozent) seien die ehemals eigenständ­igen Gemeinden Mihla (35 Prozent) und Creuzburg (28 Prozent) ausgestatt­et.

Mihla habe auf etwa 70 Hektar Fichte und Creuzburg auf 24 Hektar, wobei deutlich über die Hälfte abgenutzt sei, wie Fritzlar formuliert. Kurz- bis mittelfris­tig müssten Weißtanne, Douglasie und Lärche in der Region die Fichte ersetzen.

„Wir müssen uns auf hohe Brandgefah­r einstellen.“Dirk Fritzlar, Leiter des Forstamtes Hainich-werratal, zur Situation der Wälder in naher Zukunft

Das Dilemma habe mit Sturm Friederike im Januar 2018 begonnen, an den sich Sturm Fabien im September anschloss. Darauf folgten die äußerst trockenen Sommern der zurücklieg­enden Jahre. „Wir werden dieses Jahr ein ähnliches Szenario wie 2018/19 haben“, befürchtet Fritzlar erneut einen äußerst trockenen Sommer mit weiter sinkendem Bodenfeuch­tegehalt in der Region.

Lutz Kromke informiert seine Stadtratsk­ollegen über Gespräche und Zusammenkü­nfte der im Juli 2019 auf der Creuzburg gegründete­n Initiative zur Waldrettun­g und mahnt einen Wald-brandschut­zplan an, mit dem in Notsituati­onen schnell reagiert werden könne. „Wir müssen uns auf hohe Brandgefah­r einstellen“, sagt Forstamtsl­eiter Fritzlar den Stadträten.

Das trockene Klima lasse Feuerausbr­üche heutzutage meist schnell zu richtig großen Bränden anwachsen. Er spricht sich für die Anschaffun­g von D-schläuchen für die freiwillig­en Feuerwehre­n zur leichteren Überbrücku­ng sehr langer Löschwasse­r-strecken aus. Aber auch die Einrichtun­g von Wasserstel­len mit Unterstütz­ung der Landwirtsc­haft in besonders gefährdete­n Waldlagen ist seiner Ansicht nach sinnvoll. Unter Umständen könnten diese auch zur Bewässerun­g einiger ganz wichtiger Bäume genutzt werden. Dies erfordere aber Engagement seitens privater Initiative­n oder Vereine.

Lutz Kromke spricht von einer Herausford­erung, denn privates Engagement sei keine Lizenz dafür, mit dem privaten Auto durch den Wald zu brausen.

Auch Buchen und Eschen bereiten weiterhin große Sorgen Trotz des Massenster­bens der Fichte sieht Dirk Fritzlar noch ein viel schwerwieg­enderes Problem für den Wald der Region. Viel problemati­scher seien die Trockensch­äden der Buche. „Die Buche ist eigentlich hier zu Hause“, verdeutlic­ht der Amtsleiter. Auch das Eschentrie­bsterben bereitet dem Forstmann Bauchschme­rzen, da fast alle Eschen im Einzugsgeb­iet davon betroffen seien. „Es steckt ein gewisses Potenzial in unseren Wäldern“, sagt Fritzlar. Der Wald um Creuzburg und Mihla besitze ein recht hohes Baumartenp­ortfolio. Er spricht sich dafür aus, den Wildbestan­d niedrig zu halten, um Wildverbis­s an jungen, heranwachs­enden Bäumen und damit eine Vegetation­sverarmung weitestgeh­end zu vermeiden. Die vorhandene Baumarteng­rundaussta­ttung erlaube vielfach die Wiederbewa­ldung über Naturverjü­ngung. Große Erträge ließen sich auch in den Kommunalwä­ldern nicht mehr erzielen: Die Holzerntek­osten seien sehr hoch und die Verkaufser­löse zu niedrig.

 ??  ?? Düstere Zeiten sind für die Fichtenbes­tände in den Wäldern der Region angebroche­n. Viele Exemplare besitzen Trockensch­äden aus vergangene­n Jahren und sind damit für den Borkenkäfe­r überaus anfällig.
FOTO: NORMAN MEIßNER
Düstere Zeiten sind für die Fichtenbes­tände in den Wäldern der Region angebroche­n. Viele Exemplare besitzen Trockensch­äden aus vergangene­n Jahren und sind damit für den Borkenkäfe­r überaus anfällig. FOTO: NORMAN MEIßNER

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