Thüringer Allgemeine (Eisenach)
„Das Eimer-saufen ist Geschichte“
Mallorcas Regionalpräsidentin Francina Armengol über den Sommerurlaub auf den Balearen in Corona-zeiten
Berlin/palma de Mallorca. Mitte Juni sollen die ersten Touristen aus Deutschland ihr liebstes Urlaubsziel im Ausland besuchen können: Francina Armengol, Regionalpräsidentin der Balearischen Inseln, erklärt im Interview, wie die Öffnung nach dem Corona-alarmzustand abläuft, worauf sich Touristen einstellen müssen – und was auf den Inseln vorerst nicht mehr geht.
Frau Armengol, was wird aus dem Sommerurlaub 2020 auf Mallorca, Ibiza und Co.?
Francina Armengol: Die Regierung der Balearischen Inseln arbeitet intensiv daran, alles vorzubereiten, damit die Hotels wieder öffnen können und der Tourismus so schnell wie möglich wieder beginnen kann. Eigentlich dürfen Touristen erst ab 21. Juni wieder nach Spanien kommen. Wir versuchen, den Start mit einem Pilotprogramm auf den 15. Juni vorzuziehen. Wir freuen uns, dass der Tourismusbetrieb endlich wieder losgehen kann.
Wie läuft die Öffnung in den kommenden Wochen?
Während des Alarmzustandes waren die Häfen und Flughäfen geschlossen, um sicherzustellen, dass es zu keiner Ansteckungswelle auf den Inseln kommt. Glücklicherweise hatten Mallorca und die anderen Inseln im Vergleich zum Festland sehr wenige Erkrankte. Zur Öffnung greifen verschiedene Maßnahmen im Gesundheitsbereich. Das beginnt bei der Ankunft am Flughafen: Bei den Passagieren wird die Temperatur gemessen, sie müssen sich die Hände waschen und in geschlossenen Räumen Masken tragen.
Wird Corona zu Einschränkungen für Touristen führen?
Die Balearen befinden sich in der Phase zwei des Vier-stufen-plans zur Wiederöffnung des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens in Spanien. Das heißt: Gruppen von bis zu 15 Personen können zusammen an den Strand gehen. Zur nächsten Gruppe muss eine Distanz von zwei Metern bestehen. Bei Restaurantbesuchen darf nur eine bestimmte Anzahl von Tischen belegt sein. Das müssen Touristen berücksichtigen – und besser einen Tisch reservieren. Im Juli sind wir hoffentlich bereits in der letzten
Phase mit noch weniger Einschränkungen. Da sind wir sehr zuversichtlich.
Müssen wir künftig Atemmasken am Strand tragen?
Generell muss man am Strand keine Maske tragen. Das Maskentragen wird aber empfohlen auf öffentlichen Plätzen oder dort, wo eine Sicherheitsdistanz von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Gerade wenn man sich in geschlossenen Räumlichkeiten befindet, ist das empfehlenswert. An öffentlichen Plätzen gibt es zudem Desinfektionsmittel für die Hände.
Glauben Sie an die Vernunft der Menschen, dass Sie sich an die Abstandsregeln halten werden? An den Stränden werden die Bademeister darauf achten, dass die Vorgaben befolgt werden. Bis jetzt haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen sind sich der Gefahr bewusst, dass es sonst einen Rückfall geben kann. In den Städten garantiert zudem die Polizei die Einhaltung der Abstandsregeln.
Wie groß ist die Gefahr des zweiten Corona-ausbruchs auf den Inseln? Es handelt sich um eine internationale Pandemie. Ein zweiter Ausbruch könnte sich also überall auf der Welt ereignen. Die Balearen sind sehr gut geschützt. Das Coronavirus ließ sich auf den Balearen gut kontrollieren und eindämmen. Im Vergleich zum Festland hatten wir sehr wenige Erkrankte und Todesopfer. Das Gesundheitssystem der Balearen ist sehr gut, und die Krankenhäuser sind bestens vorbereitet. Wenn ein neuer Fall von Covid-19 auftritt, wird verfolgt, wo der Patient sich aufgehalten hat und mit wem er zusammen war, um die Ausbreitung schnellstmöglich einzudämmen, damit es nicht zu einer weiteren Ansteckung kommt.
Was passiert, wenn in einem Hotel ein Corona-fall auftritt?
Sollte es einen Fall von Covid-19 in einem Hotel geben, dann macht man Tests mit den Menschen, die den Patienten sehr nah umgeben haben. Bei leichten Symptomen werden die Betroffenen isoliert. Nimmt die Erkrankung einen schwierigen Verlauf, dann wird die Person natürlich ins Krankenhaus gebracht und dort behandelt. Es ist aber nicht vorgesehen, dass Hotels geschlossen werden und alle Gäste in Quarantäne müssen.
Wann müssten die Lockerungen wieder zurückgenommen werden? Diese Entscheidung würde bei einem erneuten Ausbruch von der spanischen Regierung in Madrid getroffen werden. Aber ich kann Sie beruhigen. Hier auf den Balearen gibt es zurzeit nur sieben Infizierte pro 100.000 Einwohner. Von daher ist da nichts zu befürchten.
Wer darf Mitte Juni als Erster auf den Balearen Urlaub machen? Dazu sind wir noch in Verhandlungen mit Hoteliers und den großen Reiseunternehmen, in Deutschland insbesondere TUI. Es wird sich wegen der jahrzehntelangen, sehr intensiven Verbindung zwischen Deutschland und den Balearen beim Tourismus vor allem um Gäste aus Deutschland handeln, die aus sicheren Gegenden kommen. Vom Verkauf der Tickets bis hin zum Hotel weiß man ja, woher diese Leute kommen und wo sie untergebracht sind. Wir denken bei diesem Projekt insbesondere an Familien, circa 4000 bis 5000 Gäste.
Gibt es Einrichtungen, die erst einmal geschlossen bleiben müssen? In der aktuellen Phase zwei der Lockerungen sind Museen bereits wieder geöffnet und können besucht werden. In Phase drei ist es vorgesehen, auch die Nachtclubs, Diskotheken und Bars wieder zu öffnen. Diesen Zeitpunkt möchten die Balearen allerdings so lange hinauszögern wie möglich. In diesen Einrichtungen ist das Infektionsrisiko am schwierigsten zu kontrollieren. Wir möchten garantieren, dass Urlaub auf Mallorca sicher ist. Bis eine Impfung gegen das Coronavirus vorhanden ist, müssen wir wohl diesen Weg gehen.
Party-exzessen in El Arenal oder Magaluf haben Sie den Kampf angesagt. Kommt mit der Corona-krise das endgültige Ende vom Eimersaufen?
Bereits 2019 wurden entscheidende Maßnahmen eingeführt, um den Sauftourismus an den insbesondere bei deutschen und britischen Touristen beliebten Orten einzudämmen. Die Balearen stehen für einen qualitativen und nachhaltigen Tourismus, Sport, Kultur und kulinarische Erlebnisse. Dieses Programm wird weiterhin verfolgt. Und sicherlich werden die Auflagen zur Eindämmung von Covid-19 dazu beitragen, dass es in Zukunft nicht mehr zu solchen Exzessen auf den Balearen kommen wird. Das Eimersaufen ist Geschichte.