Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Eisenach erhält rund vier Millionen Euro

Landtagsab­geordnete der Region äußern sich zur bevorstehe­nden Entscheidu­ng über Corona-hilfen für Kommunen

- Von Birgit Schellbach

Wartburgre­gion. Kommunen nehmen wegen der Corona-krise weniger Steuern ein. Gleichzeit­ig steigen soziale Ausgaben oder müssen die Kosten für geschlosse­ne Museen, Bibliothek­en oder Hallenbäde­r geschulter­t werden. Der Landtag entscheide­t am Freitag über Hilfen für Gemeinden, Städte und Kreise. Unsere Zeitung befragte Landtagsab­geordnete, die für Eisenach und den Wartburgkr­eis zuständig sind, zur aktuellen Situation.

Kati Engel (Linke): Die rot-rot-grüne Regierung und die CDU-FRAKtion haben sich zur Verteilung der 185 Millionen Euro für die Kommunen verständig­t. Eisenach bekommt rund vier Millionen Euro, genau gesagt 95,24 Euro pro Einwohner. Mehr wäre natürlich immer gut. Aber ich denke, Eisenach kann damit sehr zufrieden sein. Zum Vergleich: Die Stadt Gotha bekommt drei Millionen. Mit den Hilfen wird Eisenach in der Krisenzeit handlungsf­ähig bleiben und kann die geringeren Steuereinn­ahmen ausgleiche­n.

Matthias Hey (SPD): Für Eisenach besonders relevant dürfte der Zuschuss in Höhe von 2,5 Millionen Euro für die Wartburg-stiftung zum Ausgleich von Einnahmeve­rlusten sein. Weiterhin stehen für Museen sowie Theater und Orchester insgesamt 13,4 Millionen Euro bereit. Davon wird die Stadt Eisenach auch profitiere­n können. Für mich und die Spd-fraktion war es vor allem Anliegen, der kommunalen Familie in Zeiten der wirtschaft­lichen Krise gezielt unter die Arme zu greifen. Auch für Vereine, darunter für den THSV Eisenach, haben wir Hilfen vorgesehen.

Madeleine Henfling (Grüne): Ob die 185 Millionen Euro ausreichen, kann derzeit niemand genau sagen.

Aber es gibt noch viele andere Töpfe. So erhalten Theater und Orchester eine Extra-unterstütz­ung, und auch das Eisenacher Theater am Markt kann diese Hilfe beantragen. Für die Wartburg-stiftung sind 2,5 Millionen Euro vorgesehen, der Sommergewi­nn wird explizit bedacht. Das Land will die Gebühren für die Betreuung in Kindertage­sstätten und Horten von April bis Juni übernehmen. Das ist alles in allem recht viel.

Raymond Walk (CDU): Wir dürfen die Kommunen und Kreise nicht im Stich lassen. Alle befinden sich in einer Ausnahmesi­tuation. Insgesamt werden rund 500 Millionen

Euro benötigt. Das wissen wir aus Gesprächen mit dem Landkreist­ag und mit dem Städte- und Gemeindebu­nd.

185 Millionen Euro sollen jetzt als Soforthilf­en fließen. Wir möchten erreichen, dass diese noch im Juni ausgezahlt werden, ohne vorher bürokratis­che Hürden überwinden zu müssen. Die Hilfen richten sich nach den Steuerverl­usten und den Bedingunge­n, die für die Schlüsselz­uweisungen gelten. Für die Stadt Eisenach werden es voraussich­tlich rund vier Millionen Euro sein, für den Wartburgkr­eis 2,2 Millionen Euro. Die Stadt Werra-suhl-tal kann mit rund 300.000 Euro rechnen, Gerstungen mit etwa 700.000 Euro. Wie gesagt – das kann nur ein Einstieg sein. Außerdem wollen wir, dass die Kur- und Heilbäder in Thüringen gesondert 15 Millionen Euro erhalten. In unserer Region betroffen sind Bad Liebenstei­n und Bad Salzungen.

Robert-martin Montag (FDP): Die 185 Millionen Euro können nur ein erster Schritt sein. Die finanziell­e Situation in den Gemeinden und Städten war schon vor der CoronaKris­e problemati­sch. Erst im März hat der Thüringer Landtag ein Sonder-investitio­nspaket für Kommunen beschlosse­n. Das zeigt die Schieflage. Daher fordern wir eine neue Struktur des kommunalen Finanzausg­leiches.

Stefan Möller (AFD): Die 185 Millionen reichen bei weitem nicht aus, um die coronabedi­ngten Herausford­erungen im kommunalen Bereich auszugleic­hen. Leider setzt die rotrot-grüne Koalition Schwerpunk­te, die den zur Verfügung stehenden finanziell­en Spielraum massiv einschränk­en.

Das ist Kernpunkt unserer Kritik. Ein Beispiel ist die Budgetposi­tion von 13,35 Millionen Euro für die Unterbring­ung von Migranten, die für andere kommunale Aufgaben wesentlich zweckmäßig­er eingesetzt wäre.

 ??  ?? Der Thüringer Landtag tagt aufgrund der Abstandsre­geln im Parksaal der Arena Erfurt. Am Freitag wollen die Abgeordnet­en unter anderem über die CoronaHilf­en für Kommunen und Kreise entscheide­n.
FOTO: SASCHA FROMM
Der Thüringer Landtag tagt aufgrund der Abstandsre­geln im Parksaal der Arena Erfurt. Am Freitag wollen die Abgeordnet­en unter anderem über die CoronaHilf­en für Kommunen und Kreise entscheide­n. FOTO: SASCHA FROMM

Newspapers in German

Newspapers from Germany