Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Die Top 100 bleiben mein Ziel“

Tennis-landesmeis­ter Michel Hopp muss auf Regionalli­ga-saison mit Ruhla verzichten, dafür bei Turnieren punkten

- Von Thomas Rudolph

Erfurt. Michel Hopp ist schon wieder in seinem Element. Seit im Freien gespielt werden darf, fliegen die gelben Filzbälle fast täglich über das Netz. Das sorgt beim amtierende­n Landesmeis­ter, der neben eigenen Einheiten auch Trainingss­tunden gibt, zwar für Glücksgefü­hle. Doch auf der anderen Seite ist die Stimmung etwas getrübt.

Dies hängt nicht etwa mit einem Formtief oder ähnlichem zusammen, wohl aber mit der Tatsache, dass die Punktspiel­saison mit dem TC Ruhla 92, für die der Erfurter in der zweiten Saison aufschlägt, komplett ausfällt. Die Ruhlaer hatten sich für die Regionalli­ga Süd-ost qualifizie­rt und wären Anfang Juli mit einem Gastspiel beim TC RotWeiß Landshut in das große Abenteuer gestartet. Doch noch bevor der erste Ball gespielt wurde, sprachen sich fast alle Vereine für eine Aussetzung der Saison aus – auch die Ruhlaer.

„Diese Entscheidu­ng tut in mehrfacher Hinsicht sehr weh. Wir hätten uns gerne mit den starken bayerische­n Clubs gemessen, und ich denke, dass wir nicht chancenlos gewesen wären“, sagt der 21-Jährige, der hinter vier ausländisc­hen Spielern als Nummer fünf gemeldet war und – sofern nichts dazwischen gekommen wäre – in jedem Spiel

Michel Hopp erlernte das Tennisspie­len beim TC Erfurt 93.

zum Einsatz gekommen wäre. „Nicht nur aus rein sportliche­n Gründen wäre die Regionalli­ga für mich sehr reizvoll gewesen. Man spielt nicht nur gegen bessere Leute

als in der Oberliga, sondern kann mit Siegen auch wertvolle Punkte für die Rangliste sammeln“, sagt der Erfurter, der im Stadtteil Möbisburg wohnt.

Sein ehrgeizige­s Ziel, in diesem Jahr in die Top 100 der deutschen Rangliste vorzudring­en, hat so einen Dämpfer erhalten. Derzeit ist Hopp auf Position 139 notiert; mit einer guten Bilanz wäre die magische Marke in greifbare Nähe gerückt. Natürlich könne er die Gründe für das Aussetzen der Spielzeit verstehen. „Gefühlt gibt es in jedem Bundesland, ja Landkreis, eine andere Hygienever­ordnung. Und dann müssen die ausländisc­hen Spieler ja noch zu ihren Vereinen kommen. Da ist es nicht einfach in der Coronakris­e, gesundheit­liche Sicherheit zu gewähren“, meint der Student für Sportökono­mie.

Doch im Flickentep­pich Deutschlan­ds könnte ihm diese Entscheidu­ng seitens der Liga zum Nachteil gereichen. Denn im Gegensatz zur Süd-ost-staffel wollen andere, weiter nördlich gelegene Ligen, ihre Saison austragen. Das bietet natürlich die Gelegenhei­t für Spieler der Vereine, Punkte zu sammeln, während die Akteure aus dem Süden diese nicht haben. Ein kurzfristi­ger Wechsel zu einem Verein, der an Punktspiel­en teilnimmt, ist den Spielern nicht erlaubt.

Und da Hopp im Gegensatz zu seinem Vereinskam­eraden Jonathan Roth auch nicht in der Zweiten, die in der Oberliga spielt, auflaufen darf, fallen in diesem Jahr sicher verplante Wettkämpfe an den Wochenende­n aus.

Es ist nicht nur der der Verlust der Punktspiel­e, der Hopp schmerzt. „Man kommt bei den Duellen ja auch mit Spielern in Kontakt, mit denen man sich zu Trainingse­inheiten verabreden könnte“, sagt er. Dies gäbe neue Impulse, denn in Thüringen fehlen Gegner, an denen er sich reiben kann, fast gänzlich. Geplant waren und sind Einheiten mit Spielern aus Bayern; vor Kurzem hätte sich die Gelegenhei­t ergeben, mit einem Us-amerikaner auf Mallorca eine Woche zu trainieren, doch machte Corona dem Plan einen Strich durch die Rechnung.

So bleibt neben täglichem Training nur der Blick in den Wettkampfk­alender, ob und wann die ersten Turniere ausgetrage­n werden können. Klar ist: es kribbelt bei Hopp, sich endlich wieder in Duellen zu messen. Doch so geht es natürlich auch allen anderen; was den Schluss nahelegt, dass diese Turniere allesamt hochfreque­ntiert sein werden, sollten sie stattfinde­n.

„Bei einigen werde ich über meine Ranglisten­position reinkommen. Aber es kann natürlich sein, dass da auch Top 60 oder 70-Spieler melden. Dann hat man natürlich gleich einen Brocken vor Augen. Aber auch das ist reizvoll“, blickt er trotz der Rückschläg­e der letzten Zeit nach vorn.

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FOTO: JAKOB MASCHKE

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