Thüringer Allgemeine (Eisenach)
„Die Top 100 bleiben mein Ziel“
Tennis-landesmeister Michel Hopp muss auf Regionalliga-saison mit Ruhla verzichten, dafür bei Turnieren punkten
Erfurt. Michel Hopp ist schon wieder in seinem Element. Seit im Freien gespielt werden darf, fliegen die gelben Filzbälle fast täglich über das Netz. Das sorgt beim amtierenden Landesmeister, der neben eigenen Einheiten auch Trainingsstunden gibt, zwar für Glücksgefühle. Doch auf der anderen Seite ist die Stimmung etwas getrübt.
Dies hängt nicht etwa mit einem Formtief oder ähnlichem zusammen, wohl aber mit der Tatsache, dass die Punktspielsaison mit dem TC Ruhla 92, für die der Erfurter in der zweiten Saison aufschlägt, komplett ausfällt. Die Ruhlaer hatten sich für die Regionalliga Süd-ost qualifiziert und wären Anfang Juli mit einem Gastspiel beim TC RotWeiß Landshut in das große Abenteuer gestartet. Doch noch bevor der erste Ball gespielt wurde, sprachen sich fast alle Vereine für eine Aussetzung der Saison aus – auch die Ruhlaer.
„Diese Entscheidung tut in mehrfacher Hinsicht sehr weh. Wir hätten uns gerne mit den starken bayerischen Clubs gemessen, und ich denke, dass wir nicht chancenlos gewesen wären“, sagt der 21-Jährige, der hinter vier ausländischen Spielern als Nummer fünf gemeldet war und – sofern nichts dazwischen gekommen wäre – in jedem Spiel
Michel Hopp erlernte das Tennisspielen beim TC Erfurt 93.
zum Einsatz gekommen wäre. „Nicht nur aus rein sportlichen Gründen wäre die Regionalliga für mich sehr reizvoll gewesen. Man spielt nicht nur gegen bessere Leute
als in der Oberliga, sondern kann mit Siegen auch wertvolle Punkte für die Rangliste sammeln“, sagt der Erfurter, der im Stadtteil Möbisburg wohnt.
Sein ehrgeiziges Ziel, in diesem Jahr in die Top 100 der deutschen Rangliste vorzudringen, hat so einen Dämpfer erhalten. Derzeit ist Hopp auf Position 139 notiert; mit einer guten Bilanz wäre die magische Marke in greifbare Nähe gerückt. Natürlich könne er die Gründe für das Aussetzen der Spielzeit verstehen. „Gefühlt gibt es in jedem Bundesland, ja Landkreis, eine andere Hygieneverordnung. Und dann müssen die ausländischen Spieler ja noch zu ihren Vereinen kommen. Da ist es nicht einfach in der Coronakrise, gesundheitliche Sicherheit zu gewähren“, meint der Student für Sportökonomie.
Doch im Flickenteppich Deutschlands könnte ihm diese Entscheidung seitens der Liga zum Nachteil gereichen. Denn im Gegensatz zur Süd-ost-staffel wollen andere, weiter nördlich gelegene Ligen, ihre Saison austragen. Das bietet natürlich die Gelegenheit für Spieler der Vereine, Punkte zu sammeln, während die Akteure aus dem Süden diese nicht haben. Ein kurzfristiger Wechsel zu einem Verein, der an Punktspielen teilnimmt, ist den Spielern nicht erlaubt.
Und da Hopp im Gegensatz zu seinem Vereinskameraden Jonathan Roth auch nicht in der Zweiten, die in der Oberliga spielt, auflaufen darf, fallen in diesem Jahr sicher verplante Wettkämpfe an den Wochenenden aus.
Es ist nicht nur der der Verlust der Punktspiele, der Hopp schmerzt. „Man kommt bei den Duellen ja auch mit Spielern in Kontakt, mit denen man sich zu Trainingseinheiten verabreden könnte“, sagt er. Dies gäbe neue Impulse, denn in Thüringen fehlen Gegner, an denen er sich reiben kann, fast gänzlich. Geplant waren und sind Einheiten mit Spielern aus Bayern; vor Kurzem hätte sich die Gelegenheit ergeben, mit einem Us-amerikaner auf Mallorca eine Woche zu trainieren, doch machte Corona dem Plan einen Strich durch die Rechnung.
So bleibt neben täglichem Training nur der Blick in den Wettkampfkalender, ob und wann die ersten Turniere ausgetragen werden können. Klar ist: es kribbelt bei Hopp, sich endlich wieder in Duellen zu messen. Doch so geht es natürlich auch allen anderen; was den Schluss nahelegt, dass diese Turniere allesamt hochfrequentiert sein werden, sollten sie stattfinden.
„Bei einigen werde ich über meine Ranglistenposition reinkommen. Aber es kann natürlich sein, dass da auch Top 60 oder 70-Spieler melden. Dann hat man natürlich gleich einen Brocken vor Augen. Aber auch das ist reizvoll“, blickt er trotz der Rückschläge der letzten Zeit nach vorn.