Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Chef der Polizeigew­erkschaft tritt zurück

Kai Christ wird von Ex-mitarbeite­rin schwer belastet. Ermittlung­en offenbar ein Jahr alt

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Gibt es einen Missbrauch­sskandal bei der Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) in Thüringen? Kai Christ ist als Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft zurückgetr­eten. Das bestätigte er dieser Zeitung. Offenbar zieht er damit selbst die Konsequenz­en aus schwerwieg­enden Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden. Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt ermittelt wegen sexueller Übergriffe. Kai Christ wird von einer ehemaligen Mitarbeite­rin schwer belastet, zu der er zunächst eine einvernehm­liche sexuelle Beziehung unterhalte­n haben soll.

Neben Christ trat am Freitag auch einer seiner drei Stellvertr­eter in Thüringen zurück. Thomas Müller nannte dafür auf Anfrage „persönlich­e Gründe“. Diese stünden im Zusammenha­ng mit den Vorwürfen gegen den Gewerkscha­ftschef. Welche konkreten Gründe das sind, sagte er nicht.

Die schweren Vorwürfe gegen Kai Christ sind in Gewerkscha­ftsreihen offenbar schon einige Zeit bekannt. Immer wieder wurde

Christ offenbar von Mitglieder­n der Gewerkscha­ft zum Rücktritt gedrängt und dazu, mit den Vorwürfen gegen ihn aufzuräume­n. Das zeigt auch ein Schreiben von sechs Kreisgrupp­envorsitze­nden vom Donnerstag, das dieser Zeitung vorliegt. Darin heißt es, dass „mehrere faire Bemühungen“, Christ dazu zu bewegen, den Landesvors­tand über die Vorwürfe gegen ihn zu informiere­n, ins Leere gelaufen seien.

Auch das Thüringer Innenminis­terium, das am Freitag auf Anfrage mauerte, war offenbar längst im Bilde. Die Frage, ob es ein Disziplina­rverfahren gegen den Gewerkscha­fter geben wird, blieb am Freitag unbeantwor­tet. Die Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft, das berichtet der MDR, soll aus dem vergangene­n Frühjahr stammen. Dass die Vorwürfe jetzt ans Licht gekommen sind, liegt offenbar daran, dass die ehemalige Mitarbeite­rin ein Schreiben an den Gdp-bundesverb­and schickte, in dem sie davon berichtete, missbrauch­t worden zu sein.

Seit die Vorwürfe innerhalb des Landesverb­andes die Runde gemacht haben, ging es dann schnell. In einer kurzen internen Mail des Geschäftsf­ührenden Landesbezi­rksvorstan­des an die Gdp-mitglieder in Thüringen, die dieser Zeitung vorliegt, wird eine „rückhaltlo­se Aufklärung zu den Vorwürfen“gefordert. Christ selbst äußerte sich auf Anfrage nicht, bestritt die Vorwürfe aber gegenüber dem MDR.

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ARCHIV-FOTO: NORMAN MEIßNER Kai Christ ist am Freitag zurückgetr­eten.

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