Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Jetzt blüht uns was: Buga 2021 eröffnet
Ab heute gilt Testpflicht für Besucher. Prachtvolle Gartenwelten locken auf den Petersberg
Erfurt. Endlich geht sie los: Die Bundesgartenschau 2021 ist offiziell eröffnet. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Like), Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) und Buga-chefin Kathrin Weiß schließen pünktlich um 9 Uhr die Tore zum Egapark auf und geben so symbolisch den Startschuss zu 171 Tagen Bundesgartenschau. Die ersten Gäste werden mit Applaus und Blumen in Tüten von den Helfern begrüßt.
Es dauert kaum fünf Minuten, da ist die kleine Warteschlange bereits aufgelöst und der Besucherstrom vorbei, was keinesfalls für Missstimmung sorgt: „Ich bin froh, dass die Besucherzahlen nur kleckern. Alternative wäre nämlich, dass wir bei einem schlagartigen Ansturm ganz hätten schließen müssen“, sagt Ministerpräsident Bodo Ramelow.
Erste Gäste sind zwei Damen, die beide Brigitte Richter heißen, Freundinnen sind und mit ihren 72 und 78 Jahren sogar im gleichen Haus im nahen Frienstedt wohnen: „Unsere Kinder haben uns diese Freude beschert und die Eintrittskarten zu Weihnachten geschenkt.“
Das Testcenter startet zur Wochenmitte
Allein 25 Themengärten sind im Egapark zu sehen. Gräser, Gehölze, Kräuter und Blumen präsentieren beinahe unerschöpfliche Sortenvielfalt und unterstreichen den Ruf Erfurts als Blumenstadt mit großer Gartenbautradition. Eine der Hauptattraktionen, das neue Danakil-klimazonenhaus, muss wie die Hallenschauen und das Gartenbaumuseum indes geschlossen bleiben. Coronabedingt.
Ab Samstag, 24. April, brauchen Besucher zur Eintrittskarte und einer Online-reservierung zudem einen höchstens 24 Stunden alten Corona-test. In Halle 3 der benachbarten Messe wird es zwar ab Wochenmitte ein Schnelltestcenter geben, bis zu 5000 Schnelltests am Tag ermöglicht hier eine von der Stadt eilig beauftragte Firma. Zuvor sind die Besucher auf sich gestellt. „Am Wochenende müssen wir noch zaubern“, sagt Oberbürgermeister Bausewein, der auf rund 45 Teststellen in Erfurt verweist, von denen wenige auch Sonntag geöffnet sind. Dazu zählt das Haus sozialer Dienste am Juri-gagarin-ring: 8 bis 10 und 18 bis 20 Uhr. Punkt 10 Uhr öffnete auch das Buga-areal auf dem Erfurter Petersberg seine Tore. Ein Ort, der nach den jahrelangen hitzigen
Debatten, Planungen und Verwerfungen vor allem bei vielen Erfurtern für Neugier sorgen dürfte. Der erste Eindruck: Es wird Zeit, dass die Potenziale dieses Ortes sichtbar werden. Wem der Weg über den Skywalk zu schwindelerregend ist, der kann die Treppen nehmen. Unten im Bastionsgraben tuckert noch ein Baufahrzeug. Städtische Gärtner werfen malerisch Grassamen aus. Und auch auf dem Plateau gibt es noch einiges umzugraben. Aber mit einem milden Blick an diesem Tag ließe sich auch sagen: Ein richtiger Garten ist schließlich nie wirklich fertig.
Majestätisch der Anblick der Peterskirche mit der prachtvollen Einladung zu den Ursprüngen aller Gärten. Corona verwehrt auch hier den Zugang. Ein paar Schritte hinter dem sakralen Bau bauscht der Wind weiße Tüllfahnen über der
Anlage, die an das Rosenwunder der heiligen Elisabeth erinnert. Vielleicht ist das ein gutes Omen.
Verwilderter Fleck wird zu einem Lebensraum
Wer diesseitige Gartenhistorie ausloten will, findet auf dem Areal hoch über der Stadt viele Einblicke, vom mittelalterlichen Küchengarten, Beeten mit historischen Gemüsesorten, bis hin zu Anlagen, die verspielte Gartenkunst aus dem Barock und der Renaissance nachempfinden. Mit dem Plätschern der Wasserspiele gibt es dazu sogar atmosphärisch passende Begleitmusik. Der Garten als mystischer Sehnsuchtsort? Eine Ahnung davon lässt sich auf dem Petersburg erhaschen. In modernen Zeiten wird der Garten zunehmend als sozialer Raum entdeckt – auch davon erzählt dieser Ort. In den „Gärten der Verbände“leuchtet dem Besucher die Kuppel eines Pavillons entgegen. Das Innengerüst wurde aus alten Bettlatten gebaut. Darüber spannt sich die ausgemusterte Folie eines Gewächshauses. Der Bau wurde vom Erfurter Verein „Youth Garage“errichtet und soll Begegnungsraum werden. Daneben wird illustriert, dass sich auf der Parkfläche eines Autos ein ganzes Kinderzimmer unterbringen lässt, oder wie ein winziger verwildeter Flecken zum Lebensraum werden kann. Es geht um Rückeroberung von Räumen aus dem Beton moderner Städte, um Nachhaltigkeit und Vielfalt. Mehr Platz für das Wachsen.