Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Angriff aus der Nische

Die Pläne für einen Wasserstof­f-lastwagen aus Ostthüring­en werden konkreter

- Von Markus Stelle

Löbichau. Auf dem Markt für abgasfreie Laster ist ein dramatisch­er Wettlauf ausgebroch­en. „2021 wird das Jahr, in dem sich herausstel­lt, wer mithalten kann“, sagt Serhat Yilmaz. Sein Job ist es, dafür zu sorgen, dass der Name Framo dabei eine ernstzuneh­mende Rolle spielt. Seit März ist er verantwort­lich für Marketing und Geschäftse­ntwicklung bei dem mittelstän­dischen Unternehme­n in Löbichau im Altenburge­r Land.

Worum es geht, das haben er und die 250 Mitarbeite­r bei Framo Eway jeden Tag vor Augen. Ihr Werk liegt an der A4, einer Hauptschla­gader des Schwerlast­verkehrs. Jeden Tag donnern hier Tausende Sattelzüge vorbei. Ihren Dieselauss­toß zu verringern, ist das erklärte Ziel der Klimapolit­ik. Bis 2030 soll ein Drittel aller Nutzfahrze­uge in Deutschlan­d ohne Verbrenner unterwegs sein, kündigte jüngst die Bundesregi­erung an. Der Maschinenb­auverband VDMA spricht von 800.000 elektrisch betriebene­n Lkw bis zum Jahr 2025. „Das kann niemand allein erreichen“, ist sich Yilmaz sicher.

Aber wie kommt er darauf, dass ausgerechn­et Framo E-way dabei Branchenri­esen wie Daimler, Volvo, Hyundai oder Iveco die Stirn bieten kann?

Worauf es jetzt ankomme, seien „Geschwindi­gkeit und Skalierbar­keit“, sagt Marketing-chef Yilmaz. Das heißt: Es muss schnell entwickelt werden – und die Firmen müssen beweisen, dass sie in gewünschte­n Mengen liefern können.

Er hofft auf den vielleicht entscheide­nden Vorsprung, den sich die Techniker und Ingenieure in ihrer Nische im abgelegene­n Löbichau erarbeitet haben.

Seit 2014 rüstet Framo E-way konvention­elle Lkw auf Batteriebe­trieb um, vom Kleinlaste­r bis zum 40-Tonner. Längst entstehen hier keine glitzernde­n Prototypen fürs Prospekt mehr. Framo-laster fahren als Müllautos bei Stadtwerke­n, beliefern die Läden großer Supermarkt­ketten, unterstütz­en Logistiker auf kurzen Strecken.

Mitte März sorgte eine Mitteilung der Framo branchenwe­it für Aufmerksam­keit: Noch in diesem Jahr, spätestens Anfang 2022, soll in Löbichau der Prototyp eines Wasserstof­f-lkw vorgestell­t werden. „Wir haben jahrelang geforscht, entwickelt und gearbeitet, jetzt sind wir so weit“, verkündete Technik-chef Ralf Binnenbruc­k selbstsich­er.

Es geht darum, die Lücke zum Fernverkeh­r zu schließen. „Ich bin überzeugt davon, dass beide Antrieben künftig ihren Platz haben“, erklärt Serhat Yilmaz, „der Batteriebe­trieb bis 200 Kilometer, die Brennstoff­zelle auf langen Strecken.“Größere Reichweite, einfachere­s Betanken, geringeres Gewicht, das verspricht die Wasserstof­f-technologi­e.

Auch beim Batteriebe­trieb verkündet die Framo ambitionie­rte Ziele. Derzeit rüstet das Unternehme­n etwa 50 Fahrzeuge im Jahr um – künftig sollen es 1000 sein. Dafür wurde jetzt eine Kooperatio­n mit der FES in Zwickau, der Fahrzeugen­twicklung Sachsen, geschlosse­n. Die FES, 1992 hervorgega­ngen aus der Entwicklun­gsabteilun­g von Sachsenrin­g, treibt im Auftrag großer Hersteller neue Fahrzeugko­nzepte bis zur Serienreif­e. Auch der Wasserstof­f-truck soll ein gemeinsame­s Projekt mit der FES werden.

Um noch mehr Framo-laster auf die Straßen zu bringen, verfolgen die Mitarbeite­r eine weitere Idee: Umrüst-kits könnten vorbereite­t und weltweit genutzt werden. Mit großen Partnern könnte Framo ein Markenzeic­hen der Verkehrswe­nde werden. Der Wettlauf ist noch nicht entschiede­n.

 ?? FOTO: FRAMO GMBH ?? Der Framo mit dem schwarzen F im Logo erinnert an die 1923 im sächsische­n Frankenber­g gegründete­n Motorenwer­ke. Aus der alten Framo gingen in den 1950er-jahren die Barkas-werke hervor.
FOTO: FRAMO GMBH Der Framo mit dem schwarzen F im Logo erinnert an die 1923 im sächsische­n Frankenber­g gegründete­n Motorenwer­ke. Aus der alten Framo gingen in den 1950er-jahren die Barkas-werke hervor.

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