Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Atommüll-endlager im Thüringer Wald?

Der benachbart­e Landkreis Gotha wurde neben weiteren Regionen in der ersten Auswahlrun­de als möglicher Standort erfasst

- Von Wieland Fischer

Gotha. Ein Atommüll-endlager in den Klüften des Thüringer Waldes, tief unterhalb des Inselberge­s. Das ist kein Hirngespin­st, sondern unter Umständen denkbar. Der Zwischenbe­richt zur Suche nach einem Endlager weist zu knapp 80 Prozent den Nachbarkre­is Gotha als möglichen Standort dafür aus. Der Landkreis will dem begegnen. Kreistagsm­itglieder beraten in den kommenden Monaten dazu in Ausschüsse­n.

2017 war das vom Bund beschlosse­ne Standort-auswahlver­fahren eingeleite­t worden. Per Gesetz will es die Standort-suche in Deutschlan­d für die Endlagerun­g hoch-radioaktiv­er Abfälle regeln. Danach soll bis 2031 die Entscheidu­ng für einen Standort fallen, 2050 die Lagerung beginnen.

Städte und Gemeinden in Sachen Endlager vernetzen

Das sei zweifellos wichtig, es müsse eine Lösung gefunden werden, sagt Christian Jacob (CDU). Der CDU/ Fdp-fraktionsv­orsitzende hatte mit einem Antrag im Gothaer Kreistag auf das Problem aufmerksam gemacht. Bei der Standortsu­che gibt es ein erstes Beteiligun­gsgutachte­n, in dem sich Öffentlich­keit und Kommunen einbringen können.

Die Teilnahme daran nennt Jacob „sehr speziell“. Das gesamte Bundesgebi­et sei darin einbezogen. Es sei wichtig, dass sich der Landkreis mit Städten und Gemeinden in Sachen Endlager vernetze, eine Sprache spreche, so Jacob. Das Verfahren sollten sie gemeinsam begleiten, die Öffentlich­keit rechtzeiti­g einbinden, um keine böse Überraschu­ng zu erleben. Im Auftrag des Bundes sondiere eine geologisch­e Gesellscha­ft geeignete Standorte in der gesamten Bundesrepu­blik, berichtet Gothas Landrat Onno Eckert (SPD). Es handle sich um ein über Jahre hinweg angelegtes, mehrstufig­es Ausschluss­verfahren, bekannt von Regionalpl­anungen.

Der erste Schritt betrachte allein geeignete geologisch­e Formatione­n. Bundesweit seien dabei etwa 90 Gebiete ausgewiese­n worden, deren Geologie dem Anforderun­gsprofil entspreche. Der Landkreis Gotha sei mit 79 Prozent seiner Fläche erfasst worden, ähnlich wie weitere Kommunen in Niedersach­sen, Sachsen-anhalt und Thüringen, unter anderem mit kristallin­en Steinsalzv­orkommen.

Bei der Auswertung der Kriterien sei keine Wichtung vorgenomme­n worden. Das heiße: Alle Gebiete würden im nächsten Schritt des Verfahrens gleich betrachtet. Daneben erfolge eine planungswi­ssenschaft­liche Abwägung. Diese erfasse auch schützensw­erte Gebiete, Trinkwasse­r-reservoire

oder Abstände zu Siedlungen, um die Regionen bei der Auswahl weiter einzugrenz­en.

Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschut­z lasse für den Kreis Gotha eine Verringeru­ng der möglichen Fläche erwarten, sagt Eckert zum Stand des Verfahrens. Das Bundesamt sehe zu einem späteren Zeitpunkt Regionalko­nferenzen für die weitere Betrachtun­g vor. Eine Auswahl stehe noch nicht fest. Momentan werde in Thüringen die geologisch­e Abwägung gebündelt. Das Verfahren falle nicht in den Zuständigk­eitsbereic­h des Landkreise­s. Letztlich könne der Kreistag nur eine politische Willensbek­undung abgeben, den Landkreis als Endlager-standort abzulehnen.

Wichtige Säule des Suchverfah­rens sei die derzeit laufende Bürgerbete­iligung, die sogenannte Fachkonfer­enz Teilgebiet­e. Deren zweite Beratungsr­unde findet vom 10. bis 12. Juni (bundesweit/online) statt, die dritte vom 5. bis 8. August. Teilnehmen können alle Bürger, Kommunen, gesellscha­ftliche Organisati­onen sowie die Wissenscha­ft.

www.endlagersu­che-infoplattf­orm.de

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ARCHIV-FOTO: PETER RIECKE Schwer vorstellba­r: ein Atommüll-endlager im Thüringer Wald mit seinem Trinkwasse­r-reservoire, hier die Schmalwass­er-talsperre bei Nacht.

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