Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Kompromiss light
Erleichterung an der Isar, Aufatmen beim DFB, Zufriedenheit bei der Uefa: München bleibt Austragungsort der Fußball-em. Es ist eine gute Nachricht für den Sport. Ob es eine im Sinne der Menschen im Land ist, bleibt abzuwarten.
Im Stimmungstief durch die Corona-last besitzt das Ja für München groteske Züge. Auf der einen Seite tritt das Notbremsen-gesetz gerade in Kraft. Auf der anderen stimmt die bayrische Regierung nach anfänglicher Zurückhaltung dem „realistischen“Szenario zu, dass jeweils 14.500 Fans bei den in sieben Wochen beginnenden Emspielen im Stadion sein dürfen. Unter dem Zusatz von Anpassungsspielraum. Eine „Garantie light“also für eine „Zustimmung light“.
Fragt sich, wer mehr entgegengekommen ist? Bayern, das eigentlich keine Garantie auf die Forderung nach gefüllten Stadien geben wollte? Oder der Kontinentalverband, der Einschränkungen ablehnte, wie sie die Behörden nun für sich beanspruchen? Dublin und Bilbao haben ihre Gastgeberrolle mit dieser Herangehensweise verloren.
Im Fall von München blieb der Exekutive unter Umständen keine Wahl. Die Uefa will es sich ebenso wenig mit dem DFB als größten Mitgliedsverband verscherzen wie der DFB mit der Uefa. Und München genauso wenig. Bei einer Absage wäre viel Vorbereitung umsonst gewesen. In drei Jahren findet zudem die EM in Deutschland statt. Die Stadt möchte auch dann etwas vom Em-kuchen abhaben. Insofern ist der Tag der Entscheidung einer des Kompromisses.
Er wirkt fremd, besitzt aber gute Seiten. Er trägt die Hoffnung, dass im Juni Fußball unter Zuschauern möglich ist. Die Regierung wird sich daran messen lassen müssen, nicht nur in Bayern.