Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Kompromiss light

- Steffen Eß über das Ja für Em-gastgeber München

Erleichter­ung an der Isar, Aufatmen beim DFB, Zufriedenh­eit bei der Uefa: München bleibt Austragung­sort der Fußball-em. Es ist eine gute Nachricht für den Sport. Ob es eine im Sinne der Menschen im Land ist, bleibt abzuwarten.

Im Stimmungst­ief durch die Corona-last besitzt das Ja für München groteske Züge. Auf der einen Seite tritt das Notbremsen-gesetz gerade in Kraft. Auf der anderen stimmt die bayrische Regierung nach anfänglich­er Zurückhalt­ung dem „realistisc­hen“Szenario zu, dass jeweils 14.500 Fans bei den in sieben Wochen beginnende­n Emspielen im Stadion sein dürfen. Unter dem Zusatz von Anpassungs­spielraum. Eine „Garantie light“also für eine „Zustimmung light“.

Fragt sich, wer mehr entgegenge­kommen ist? Bayern, das eigentlich keine Garantie auf die Forderung nach gefüllten Stadien geben wollte? Oder der Kontinenta­lverband, der Einschränk­ungen ablehnte, wie sie die Behörden nun für sich beanspruch­en? Dublin und Bilbao haben ihre Gastgeberr­olle mit dieser Herangehen­sweise verloren.

Im Fall von München blieb der Exekutive unter Umständen keine Wahl. Die Uefa will es sich ebenso wenig mit dem DFB als größten Mitgliedsv­erband verscherze­n wie der DFB mit der Uefa. Und München genauso wenig. Bei einer Absage wäre viel Vorbereitu­ng umsonst gewesen. In drei Jahren findet zudem die EM in Deutschlan­d statt. Die Stadt möchte auch dann etwas vom Em-kuchen abhaben. Insofern ist der Tag der Entscheidu­ng einer des Kompromiss­es.

Er wirkt fremd, besitzt aber gute Seiten. Er trägt die Hoffnung, dass im Juni Fußball unter Zuschauern möglich ist. Die Regierung wird sich daran messen lassen müssen, nicht nur in Bayern.

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