Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Bewerbung für Negativpre­is

- Mike El Antaki über sprachlich­e Umwege des DHB

Natürlich schreibe ich über den torhungrig­en Topscorer, Spannung im Tie-break oder gelebtes Fairplay. Das ist längst sportliche­s Denglisch. In unserer Sprache wimmelt es von Anglizisme­n, von denen viele unvermeidb­ar sind, weil es keine passende Übersetzun­g gibt. Gleichzeit­ig hat sich eine zweite Kategorie von englischen Begriffen oder Floskeln eingeschli­chen, die unnötig genutzt werden und oft hinderlich wirken.

Nun lädt die Online-akademie des Deutsche Handball-bundes (DHB) für Samstag zum Thema „Return to Court“ein. Schon nach der ersten Corona-zwangspaus­e 2020 hatten sich die Funktionär­e Gedanken gemacht, wie der Trainingsb­etrieb aufgenomme­n werden kann. Damals trug der Acht-stufenplan den Titel „Back to play“.

Nur warum wirbt einer der größten deutschen Sportverbä­nde an der Basis auf Englisch? Ob alle, speziell die Kleinsten, die angesproch­en werden sollen, es richtig verstehen, ist dahingeste­llt. Vielleicht reicht es zur Nominierun­g für den „Sprachpans­cher des Jahres“, der seit 1997 vom Verein für Deutsche Sprache gekürt wird.

Der DHB wäre in guter Gesellscha­ft. Für ähnliche sprachlich­e Verrenkung­en ging der Negativpre­is 2009 an den Deutschen Turner-bund, der zu „Feel Well“oder „Woman in motion“einlud. Und 2018 verdiente sich der DFB für seine Wm-devise „Best never rest“Rang eins. Doch entscheide­nd ist nicht das Motto, sondern auf dem Spielfeld. Egal ob es return oder zurück in die Halle geht. Hauptsache die Bälle dürfen auch bei den Amateuren bald wieder fliegen.

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