Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Wie ich mein E-bike richtig versichere
Wer sein teures Fahrrad mit Elektromotor schützen will, hat dazu zwei Möglichkeiten. Vorsicht, Fallstricke!
Berlin. Der Trend zur E-mobilität auf zwei Rädern ist ungebrochen. Die Corona-pandemie hat ihn verstärkt. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 1,95 Millionen elektrifizierte Fahrräder verkauft worden – ein Rekord. Doch weil Ebikes deutlich teurer sind als „normale“Räder – durchschnittlich kosten sie laut Zweirad-industrieverband derzeit 2995 Euro –, droht bei Diebstahl oder Vandalismus ein höherer Schaden. Wie also sollten sich Verbraucher davor schützen?
Wie hoch ist das Diebstahlrisiko in Deutschland?
Laut der aktuellsten Kriminalstatistik sind 2019 in Deutschland rund 278.000 Fahrraddiebstähle angezeigt worden. In neun Prozent der Fälle hat die Polizei sie aufgeklärt. Dass ein gestohlenes Rad zu seinem Besitzer zurückkommt, ist also eher die Ausnahme.
Die deutschen Versicherungsunternehmen haben 2019 etwa 155.000 Fahrraddiebstähle reguliert, teilt deren Gesamtverband GDV mit. Sie zahlten dabei 110 Millionen Euro an betroffene Kundinnen und Kunden aus.
Wie kann ich einen möglichen Diebstahl versichern?
Den Diebstahlschutz fürs E-bike gibt es auf zwei Wegen: Über eine Hausratversicherung ist das Rad in der Wohnung oder in einem abschließbaren Keller immer als Teil des Hausrats versichert. Über einen Zusatzbaustein, die sogenannte Fahrradklausel, lässt sich dieser Versicherungsschutz erweitern. Dann gilt er – mit Einschränkungen – auch außerhalb der eigenen vier Wände. „Wer ein Fahrrad versichern will, sollte zunächst seine Hausratversicherung prüfen und den Anbieter kontaktieren“, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-westfalen.
Von den gut 26 Millionen Hausratpolicen in Deutschland haben 47 Prozent eine Fahrradklausel, so der GDV. Aber: Die Entschädigungssumme
für gestohlene Räder kann an einen bestimmten Prozentsatz der Versicherungssumme gekoppelt sein. Eine Aufstockung dieser Grenze kostet dann noch mal extra. „Besonders teure Fahrräder lassen sich mitunter über die Hausratpolice nicht voll absichern“, erklären die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest.
Vor allem in den Großstädten, so die Warentester, könnte es besser sein, statt auf die Hausrat- auf eine spezielle Fahrradversicherung zu setzen. Der Vorteil läge dabei nicht nur im Preis: Die Spezialpolicen punkteten oft mit weiteren Leistungen: Rund-um-die-uhr-schutz, Übernahme von Reparaturkosten nach Unfällen, Vandalismus oder Akkuschäden.
Wann zahlt die Versicherung?
Hier wird es knifflig. Die Versicherungsbedingungen stehen meist auf mehreren Seiten inklusive Kleingedrucktem. Ein Beispiel: Damit die Versicherung ein am Straßenrand abgestelltes Rad ersetzt, falls Diebe es entwenden, muss es in der Regel an einem „ortsfesten Gegenstand“wie einem Laternenpfahl angeschlossen werden. Teilweise zahlen Versicherungen aber auch, wenn das Schloss nur „das Wegfahren“verhindert. Die Bedingungen sind hier sehr individuell.
Worauf sollten Verbraucher achten? „Zunächst sollte ich mich fragen, ob ich diesen Schutz wirklich brauche“, sagt Elke Weidenbach. Dabei spiele nicht nur der Wert des Rades eine Rolle, sondern auch die Nutzung. „Wer nur am Wochenende fährt und in den Pausen auf einer Parkbank neben dem E-bike sitzt, der hat ein überschaubares Risiko, dass das Rad gestohlen wird“, so die Juristin weiter.
Habe man sich nach dem Hausratscheck für eine Zusatzpolice entschieden, müssten die Bedingungen sorgfältig geprüft werden. Hier gebe es einige Fallstricke: „Manche Versicherer machen zum Beispiel Vorgaben für ein bestimmtes Schloss, das man verwenden muss. So etwas sollte ich überprüfen“, rät Weidenbach. Doch es gebe auch sehr spezielle Ausschlussgründe. „Ich kenne den Fall eines Kunden, dem ein gebraucht gekauftes E-bike gestohlen wurde. Die Versicherung zahlte nicht, weil er sich beim Kauf nicht alle Schlüssel für das ab Werk mitgelieferte Schloss aushändigen ließ“, so Weidenbach. Der Versicherer sei im Recht gewesen, weil er im Vorfeld darauf hingewiesen hatte, dass alle Schlüssel vorliegen müssen.
Wie ist die Marktlage?
Der E-bike-boom hat offensichtlich auch die Versicherungsbranche inspiriert. Stiftung Warentest hat zuletzt eine starke Ausweitung der Angebote festgestellt. Bei einem aktuellen Test, veröffentlicht in diesem Monat, identifizierte die Organisation über 60 Tarife von 24 Anbietern. „Vor vier Jahren waren es 25 Tarife von 11 Anbietern.“
Wie teuer ist der Schutz?
Wie teuer der erweiterte Schutz durch eine Anpassung der Hausratpolice ist, hänge stark vom Diebstahlrisiko des Wohnorts ab, erklärt Elke Weidenbach. Laut GDV ist Leipzig aktuell die Stadt mit der höchsten Diebstahlquote, Remscheid die mit der niedrigsten. „Die Beitrags- und Leistungsunterschiede zwischen den Anbietern sind enorm“, bilanzierte die Verbraucherzentrale bei einer Untersuchung vor zwei Jahren.
Auch bei Extra-fahrradpolicen hat die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Untersuchung große Unterschiede festgestellt. Exemplarisch holte sie Angebote für ein 2500 Euro teures E-bike ein. Alle Tarife griffen bei Diebstahl, Einbruchdiebstahl und Raub – und das rund um die Uhr. Ebenfalls versichert waren Einzelteile und Akku. Die Tarife für einen eingeschränkten Schutz kosteten mindestens 32 Euro pro Jahr. „Soll der Schutz umfassender sein, beginnt die Jahresprämie bei 65 Euro“, heißt es in dem Bericht. Das teuerste Angebot kostete pro Jahr stolze 500 Euro.