Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Karliczek will Forschung ausweiten
Forschungsministerin fordert bessere Vorsorge
Da, wo die Fluten besonders wüteten, wo sie rund 110 Menschenleben forderten, wo Tausende Menschen ihre Existenz verloren, stand am Sonntagnachmittag eine deutlich bewegte Bundeskanzlerin. „Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für diese Verwüstung“, Forschungsministerin Anja sagte Angela Merkel, die an der Seite Karliczek hat eine bessere Vorberei- der Ministerpräsidentin von tung auf Starkregen, Hitze oder Rheinland-pfalz, Malu Dreyer Sturm gefordert. „Auch als Lehre (SPD), das komplett zerstörte Eifelörtchen aus der Unwetterkatastrophe im Schuld besuchte. Es sei Westen Deutschlands muss die For- eine „surreale, gespenstische Situation“. schung zu solchen Extremwetter- ereignissen in den nächsten Jahren Ähnlich wie am Tag zuvor Bundespräsident weiter ausgebaut werden“, sagte die Frank-walter Steinmeier Cdu-politikerin unserer Redak- (SPD), der den Opfern im tion. „Ziel muss eine Verbesserung nordrhein-westfälischen Erftstadt der Vorhersage und Vorsorge sein.“Hilfen zusagte, versprach die Kanzlerin
Der Trend zu extremen Wetter- schnelle Unterstützung. „Wir phänomenen auch als Folge des Kli- stehen an Ihrer Seite, Bund und mawandels halte unvermindert an, Land, um die Welt wieder Schritt mahnte Karliczek. „Im Schnitt ha- für Schritt in Ordnung zu bringen in ben sich diese Ereignisse extremer dieser wunderschönen Gegend“, Niederschläge, Hitze oder Sturm in sagte Merkel in Adenau im Ahrtal. den letzten 30 Jahren nahezu ver- Am kommenden Mittwoch werde doppelt.“Derzeit flössen pro Jahr die Bundesregierung ein Hilfsprogramm rund 65 Millionen Euro in die For- verabschieden. Und Ende schung zu Klimaauswirkungen. August werde sie wiederkommen, „Nach der Katastrophe in Rhein- verspricht Merkel. land-pfalz und Nordrhein-westfalen sollten wir darüber nachden- ken, die Initiativen im Bund und den Ländern noch einmal zu ver- stärken“, so die Ministerin.
Es müsse möglich sein, Extrem- wetter noch genauer in den Regio- nen vorherzusagen und Risikoplä- ne für Hochwasser und Hitze zu er- stellen. „Ziel muss sein, auch in klei- neren Gemeinden verstärkt Vorsor- ge zu treffen, um im Ernstfall schnell und wirksam handeln zu können.“Um belastbare Aussagen zu treffen, seien Daten aus hochauf- gelösten Messungen und Modellie- rungen über das Klima erforderlich. Entsprechende Initiativen seien be- reits gestartet.
Als Beispiel nannte die Ministe- rin das Forschungsprojekt „Extrass“des Ministeriums, bei dem Forschende eng mit Stadtver- waltungen und Katastrophen- schutz zusammenarbeiten.
Ahrtal, Rheinland-pfalz
Auch während des großen Besuchs ruht in den Dörfern die Arbeit nicht. Mechanisch wuchten die Menschen die Trümmer, die die Fluten hinterließen, in Container. Alte und Junge, Frauen und Männer, auch Jugendliche packen an. Der Schock sitzt noch immer tief. So viele Tote wie in Rheinland-pfalz gab es in keiner Region. „Wir wissen nicht, was wir in den Kellern finden. Leider müssen noch deutlich mehr Tote befürchtet werden“, sagt ein Feuerwehr-abschnittsleiter in Bad Neuenahr-ahrweiler. Auch sei nicht klar, wie viele Menschen vermisst werden, so Lars Brummer von der Polizei Koblenz. „Wir haben keinen Handyempfang und wissen nicht, wer noch in seinen Wohnungen oder Häusern ist.“Die Sorge um die Angehörigen belastet viele.
Eine Anwohnerin berichtet von