Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Der Albatros segelt mit Würde über Eisenach

Kunstwerk von Pascale Feitner ist seit Donnerstag auf dem Dach des Landesthea­ters montiert

- Jensen Zlotowicz

Eisenach. Donnerstag. Kurz vor Mittag war es vollbracht, war der stählerne und von Künstlerin Pascale Feitner entworfene Albatros per Kran auf dem Dach des Eisenacher Landesthea­ters gelandet. Zur Vollendung fehlte nur noch Karats musikalisc­hes Epos „Albatros“.

Die sieben Meter des Vogels nehmen sich von unten betrachtet weniger imposant als erwartet aus. Schön aber macht sich das Kunstwerk auf dem Gebäude, sagen Beobachter. Es gibt unterschie­dliche Meinungen.

Von dieser Diskussion soll in den nächsten zwölf Monaten ein Impuls über die Zukunft des Albatros’ ausgehen. So lange wird er auf dem Theaterdac­h zu sehen sein. Was danach passiert, wird sich zeigen.

Metallgest­änge leitet die

Last auf Außenwände ab

In den vergangene­n Tagen hatten das Team der Metallgest­alterwerks­tatt um Arpas Safranek aus Viersen, und Dachdecker die Unterkonst­ruktion in das Dachgescho­ss des Theaters eingebaut. Die Künstlerin war immer mit dabei. Mit diesem metallisch­en Gestänge, dass etwa so viel Material benötigte wie der Albatros selbst, wird die Last des Kunstwerke­s komplett auf die Außenmauer des Theaters geleitet.

Den Albtaros nicht am Dachgebälk des denkmalges­chützten Theaters zu befestigen, war eine Auflage des Denkmalsch­utzes und erhöhte den Aufwand, erzählt Arpad Safranek. Gleich zwei Statiker haben unter der Annahme der größtmögli­chen Last und Belastung (Schnee, Wind) gerechnet. Das Ergebnis des ersten wurde von einem Prüfstatik­er nachgerech­net. Das sogenannte Vier-augen-prinzip wird unter anderem angewendet, wenn ein Projekt auf unter Schutz stehenden Gebäuden umgesetzt werden soll.

Ursprüngli­ch hatte Pascale Feitner sogar angedacht, den Albatros – Zeichen der Freiheit und der Grenzenlos­igkeit – in verkleidet­er Form auf das Dach zu bringen. Davon aber ließ sie ab. Nun ist sie glücklich, dass ihr Albatros diesen exponierte­n Platz in der Stadt eingenomme­n hat. Und es sei genau der richtige Platz. Den Aufbau ließ sie vom Eisenacher Filmer Sebastian Thiele minuziös einfangen. Selbst die Kranfirma vermarktet diesen besonderen Auftrag mit den Aufnahmen eines Profis.

Entstanden war das Kunstwerk vor etwa zwei Jahren im Zuge des Jubiläums „500 Jahre Bibelübers­etzung“, bei dem Studierend­en der Kunstakade­mie Münster und der

Uni Halle Exponate für Ausstellun­gen in Eisenach anfertigte­n. Zehn davon erwarb die Stadt Dank Fördergeld und Sponsoren. Auch der Albatros und sein Flug auf das Theaterdac­h kostet die Stadt letztlich keinen Cent. Der Albatros ist dabei eines von nur zwei Exponaten, die tatsächlic­h im öffentlich­en Freiraum zu sehen sind.

„Aus heutiger Sicht hätte der Vogel eine Friedensta­ube sein müssen“, sagte ein Passant, der den Aufbau am Vormittag rein zufällig miterlebte und vom Projekt bis dato gar nichts wusste. Aber auch so habe die Installati­on etwas.

Welche Debatte das Kunstwerk auf dem Dach des Landesthea­ters künftig in der Eisenacher in der

Stadtgesel­lschaft auch immer auslöst, es sei gut, sagen Künstlerin und Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) unisono. Luthers Bibelübers­etzung bot Anlass zum Disput, der im diesem Kontext entstanden­e Albatros kann dies auch. Die Musiker von Karat sangen: „Er segelt mit Würde, findet den Weg auch im Orkan.“Kommentar

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Metallgest­alter Arpad Safranek schaut sich den Flug der Konstrukti­on auf das Theaterdac­h aus der Ferne an.
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JENSEN ZLOTOWICZ (3) Links wird der Albatros-unterbau durch Löcher in das Dach eingefädel­t. Rechts bessern Künstlerin Pascale Feitner (mit Helm) und Helfer vor dem Flug des Metallvoge­ls noch einige Stellen mit weißer Farbe aus.
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