Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Läufer schicken Fotos aus Eisenach um die Welt
Vor dem Start des Supermarathons sind massig Helfer im Einsatz und die Härtesten der Harten heiß
Eisenach. „Sie hatte die Augen zu“, sagt die junge Frau (zu mir), „Bitte machen Sie das Foto noch einmal. Hochkant wenns geht.“An der Tür des Eisenacher Rathauses hatten sich die zwei Frauen und zwei Männer aufgebaut. Das Ruhrpott-quartett kommt aus Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen und Bochum. Stunden später machen sie sich gemeinsam mit mehr als 2800 Läuferinnen und Läufern auf den Weg nach Schmiedefeld.
Vorher geht Eisenach mit Fotos wie diesen um die Welt, wird von den Supermarathonis und ihren Begleitern bekannt gemacht. Das schönste Ziel der Welt ist Schmiedefeld, sagen die Rennsteigläufer. Eisenach aber ist und bleibt der schönste Startpunkt.
Dialektgewirr im Meldebüro im „Rautenkranz“
Ab Freitagmittag wimmelte es in der Stadt von Menschen, die schon auf den ersten Blick keine Einheimischen sind. Steppwesten, T-shirts, kurze Hosen, Sportbekleidung, drahtige Typen, gelber Umhängebeutel mit Startnummer, ein buntes Gewimmel und ein Dialektgewirr. Im Meldebüro im Rautenkranz hört man bayerischen Dialekt ebenso wie Preußen und norddeutschen Slang.
Auch im Meldebüro werden Fotos vor dem Rennsteiglauf-jubiläumsplakat gemacht. Darunter sind drei Typen aus Potsdam, zwei Neulinge auf dem langen Kanten über 73 Kilometer und einer, der das lange Ding vor acht Jahren schon einmal gelaufen ist. Die Männer mit den Startnummern 138, 1952 und 1291 haben Respekt vor der anstehenden Herausforderung, sind aber heiß wie Frittenfett. Es gibt einige Nachmelder, die dafür 85 Euro hinlegen. Dabeisein ist alles.
Der Rennsteiglauf wird 50. Auf der Hohen Sonne hatten vier Studenten 1973 dieses heutige Spektakel begründet. Seit Jahren ist der Eisenacher Markt Startort und Tummelplatz der Massen beim geselligen Warm up, die mittlerweile kultige Kloßparty. Gulasch, Rotkohl, Klöße und Rockmusik im Festzelt. Das Wetter ist geil, jubeln die Läuferinnen und Läufer. Ob sie auch in
Schmiedefeld jubeln werden? Jubeln kann auch wieder der SV Wartburgstadt, der einmal mehr für die Organisation der Party verantwortlich zeichnet. Die Zahl der freiwilligen Helfer Eisenacher Sportvereine ist wie immer groß. Viele von ihnen sind seit Jahren mit von der Partie. Aber es gibt auch Neulinge wie Ronny Lippert. Er ist vom Fluidum und der Kulisse angetan. Auch so geht Eisenach. Miteinander am Puls der Zeit.
Im Festzelt sind bei der Essensausgabe und beim Abwasch neben alten Hasen des SVW und anderer Stammhelfer samt Drk-kolonne auch einige neue Helfer am Start. Bürgermeister Christoph Ihling (CDU) überlegt sich ein paar Worte.
Svw-zeremonienmeister Michael Schneider besorgt Bier.
Auf dem Hof des Stadtschlosses stehen doppelt so viele mobile Toiletten wie im Vorjahr. Ein Zeichen, dass es deutlich mehr Anmeldungen gibt. Dennoch sind es weniger als in früheren Jahren. „Mal sehen, was da morgen früh los ist, meinen zwei Läufer, für die der Supermarathon
Premiere ist. Sie übernachten in Masserberg. Halb vier fahren sie von dort wieder nach Eisenach. Sie gehören zu einer Gruppe und sind die einzigen auf dem langen Kanten. Die meisten wollten am Ziel schlafen, berichten sie.
Dann wird mit Hunderten noch etwas gefeiert. Um 6 Uhr fällt der Startschuss.