Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Streit um Gema- Gebühren für Vereine

CDU: Land soll Kosten übernehmen. Grüne werfen Christdemo­kraten Schaufenst­er-politik vor

- Marie Frech

Erfurt. Nach bayerische­m Vorbild möchte die Thüringer Cdu-fraktion Vereine bei Musik-gebühren für Veranstalt­ungen entlasten. „Ehrenamtli­ch geführte, gemeinnütz­ige Thüringer Organisati­onen, Vereine und Einrichtun­gen sollen künftig für ihre nicht-kommerziel­len Veranstalt­ungen keine Gema-gebühren mehr bezahlen“, so Fraktionsc­hef Mario Voigt. Stattdesse­n solle das Land die anfallende­n Kosten übernehmen. „Die Gema-gebühren und ihre bürokratis­che Abwicklung stellen eine große Belastung für viele ehrenamtli­ch organisier­te Vereine in Thüringen dar.“

Der Cdu-vorschlag sieht auch vor, dass das Land einen Pauschalve­rtrag mit der Gema schließt, durch den der bürokratis­che Aufwand für die Vereine möglichst gering ausfällt. Besagte Organisati­onen müssen wegen des Urheberrec­hts auch bei Veranstalt­ungen ohne Eintritt für Musik Gebühren an die Verwertung­sgesellsch­aft Gema zahlen. Bei der Kostenfrag­e verwies die Cdu-fraktion auf Bayern. Dort seien für eine ähnliche Regelung jährlich 1,5 Million Euro einkalkuli­ert worden. Umgerechne­t auf die Einwohnerz­ahl Thüringens sei mit etwa 250.000 Euro zu rechnen.

Der Vorstoß sei begrüßensw­ert, sagte Niels Lange, Geschäftsf­ührer der Thüringer Ehrenamtss­tiftung. Tatsächlic­h sei die bürokratis­che Belastung häufig ein größeres Problem als die Kosten. Studien zeigten, dass Bürokratie nach der Nachwuchsg­ewinnung zu den größten Herausford­erungen für Vereine gehöre. „Das Problem für die Vereine ist auch, überhaupt die Gema zu erreichen.“Das komplizier­te Gematarifw­erk werfe häufig Nachfragen auf. Ähnlich reagierte eine Sprecherin des Landesspor­tbunds: „Man macht sich bei Veranstalt­ungen schon Sorgen, ob man die Anmeldung bei der Gema richtig macht.“

Andere Fraktionen im Thüringer Landtag äußerten sich kritisch. Es sei schwierig, unterschie­dliche Gema-beiträge mit einem allgemeine­n Vertrag zu regeln, hieß es aus der Linksfrakt­ion.

Der Vorschlag der CDU greife zu kurz, sagte der sozialpoli­tische Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Denny Möller. Er sieht die Bürokratie als die größere Hürde, fürchtet bei unausgerei­ften Ansätzen aber Verschlimm­erungen: „Ohne konkrete Regelung muss bei einem Straßenfes­t vielleicht noch mehr protokolli­ert werden, wer was wann spielt.“

Babette Pfefferlei­n, sozialpoli­tische Sprecherin der Grünen-fraktion, kritisiert­e den Cdu-vorschlag als Schaufenst­er-politik. „Eine wirkliche Entlastung für die projektfin­anzierten Vereine und Ehrenamtli­chen würde eine längere, planbarere Förderdaue­r bringen.“Zudem müsse die Gema selbst dringend reformiert werden.

In Bayern übernimmt das Land unter bestimmten Voraussetz­ungen inzwischen Gema-gebühren von ehrenamtli­chen Vereinen für zwei Veranstalt­ungen pro Jahr. dpa

Leitartike­l

Das Problem für die Vereine ist auch, überhaupt die Gema zu erreichen. Niels Lange, Geschäftsf­ührer der Thüringer Ehrenamtss­tiftung

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